Wirtschaft + Weiterbildung 5/2020

wirtschaft + weiterbildung 05_2020 47 • Wie baue ich Selbstlernkompetenz in der VUCA-Welt auf? • Abgesagte Seminare kurzfristig virtuell durchführen, geht das? • Lernkompetenzen fördern, ohne zu schulen. Über seine eigene Erfahrung mit dem Be- such einer speziellen Session sagt Pape: „Das Zuhören wird intensiver und die Beiträge wirken besser. Zur Hör- und Sprechdisziplin trägt auch die Technik ein wenig bei: Gleichzeitig reden geht meist nicht.“ Parallel zu den Wortbeiträ- gen kann man sich zusätzlich auch über die Chat-Funktion austauschen, was in fast allen Sessions auch intensiv genutzt wurde. Bei Barcamps darf jeder aufste- hen und rausgehen, wenn die Session anders läuft, als von ihm gedacht. Das fällt in Präsenz-Sessions manchmal un- angenehm auf. Man muss seine Sachen packen, um in die nächste Session zu ge- langen. In der virtuellen Variante ist man mit einem Mausklick in der nächsten Ses- sion. Das bemerkt kaum einer. Pape hat aber auch einen Nachteil wahrgenom- men: „Die zufälligen Pausengespräche und der Abendevent – alle diese Gele- genheiten zum Netzwerken fehlen in der virtuellen Variante.“ Immerhin wurde am zweiten Tag ein „virtueller Pausenkanal“ eingerichtet. Zum Mittagessen wurde ein „Mozilla Hub“ eingerichtet und alle Teil- nehmer wurden eingeladen, sich dort als Avatare zu treffen, um miteinander zu reden. Das waren erste Ansätze, die sonst so begehrten persönlichen Begegnungen auch virtuell zu ermöglichen. Zusammengefasst haben digitale Bar- camps laut Karlheinz Pape folgende Vor- teile: • Eine Begrenzung der Teilnehmerzahl (um eine Diskussion zwischen den Be- suchern einer Session zu ermöglichen) ist nicht nötig. Die Angst, vor „vielen“ Menschen sprechen zu müssen, kommt im virtuellen Raum nicht auf. • Eine Begrenzung durch die Anzahl der Gruppenräume gibt es nicht. Das Inter- net verträgt beliebig viele „Räume“. Es gibt auch keine Begrenzung der Plätze pro Session. • Auch Teilnehmer, die nur wenig Zeit haben, können leicht zumindest in eine bestimmte Session „reinschauen“. Es gibt auch keine Probleme mit der Anreise. Beim „CLC 20 Digital“ waren Personaler aus Russland und sogar aus Bolivien vertreten. • Der Session-Plan steht offen im Inter- net. Jeder kann dort selbst seine Ses- sion-Vorschläge eintragen. Pape bedankte sich zum Schluss bei allen: „Ein ganz großes Dankeschön an diese großartige Community, die in so kurzer Zeit eine so grandiose Veranstal- tung vollkommen selbstgesteuert und vielfältig auf die Beine gestellt hat! Ich habe noch nie von einer Veranstaltung gehört, wo die Teilnehmer die Inhalte und die technische Ausstattung selbst mitge- bracht haben.“ Zur Eröffnung des digitalen Barcamps waren etwa 450 Personen eingeloggt. Es ist aber nicht nachvollziehbar, wie viele Interessierte an den beiden Tagen (wenn auch nur für kurze Zeit) insgesamt teil- genommen haben. „Wir brauchen eine Gesamtzahl nicht wirklich“, hieß es ge- legentlich in der Community, denn das Nichtbeobachten (Tracken) von Teilneh- mern soll laut Expertenmeinung die Lern- aktivitäten ungemein erhöhen. Martin Pichler Fotos: Martin Pichler

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