Wirtschaft + Weiterbildung 5/2020

wirtschaft + weiterbildung 05_2020 41 größer ist die Chance, diese Mitarbeiter auch nach dem Studium zu halten. Hier legt das Unternehmen absoluten Fokus darauf, um diese Werte sowohl für Mitar- beiter wie für das Unternehmen zu wah- ren. Und auch mit Frau Most ist die SEW Eurodrive in ein völlig neuartiges Projekt mit ihrer Masterarbeit gestartet. Wir sind als Unternehmen sehr stolz, dass sie das Thema in das Unternehmen geholt hat und unsere Geschäftsführer sowie ich da- durch auch in regelmäßigem Austausch mit der Professorin stehen, die die Arbeit betreut. Damit signalisieren wir als Un- ternehmen, dass wir zu hundert Prozent hinter dem MBA-Studium stehen. Das geht so weit, dass wir auch Veranstal- tungen mit weiteren Jahrgangsstufen der Mannheim Business School in Bruchsal durchführen, um so vielleicht auch neue Mitarbeiter rekrutieren zu können, aber auch um als Unternehmen am Ball zu bleiben und zu wissen, was in anderen Unternehmen passiert. Die MBA-Studen- ten kommen ja aus den unterschiedlichs- ten Branchen, ob es die Automobilindus­ trie oder die Chemie ist. Für uns ist es ganz wichtig, die Entwicklungen produktunabhängig zu betrachten. Denn uns interessieren die Strukturen in ande- ren Firmen. Most: Ich glaube, dass das auch sehr viel mit Wertschätzung und Loyalität zu tun hat. Es gibt Mitstudenten, die von ihren Führungskräften und von ihrem Unter- nehmen nicht unterstützt werden. Da ist es verständlich, dass ein Mitarbeiter keine Barriere hat, woanders hinzugehen. Ich habe auch Mitstudenten, die zwar finan- ziell unterstützt werden, wobei jedoch das Studium nicht wertgeschätzt wird und auch keine Perspektive für die Zu- kunft gegeben wird. Ohne Perspektive ist es ebenso einfach für eine Person, den Arbeitgeber zu wechseln. Wenn ich aber weiß, dass meine Vorgesetzten dahinter stehen, mich unterstützen, auch wenn es noch keinen klaren Plan für den nächsten Schritt gibt, dann führt diese gegenseitige Wertschätzung auch zu einer großen Lo- yalität. Niedermowwe: Da Frau Most Regel­ termine sowohl mit meinem Vorgesetz- ten wie auch mit mir hat, versuchen wir schon auf diesem Wege, ihr persönlich wie auch ihrer Arbeit Wertschätzung ent- gegenzubringen. Ich denke aber auch, die Freiräume, Flexibilität, Entscheidungs- möglichkeiten, die wir Frau Most als Un- ternehmen eingeräumt haben, unterstrei- chen ebenfalls die Wertschätzung gegen- über Frau Most. Mit diesen Aktivitäten und Möglichkeiten eines Unternehmens wie der SEW Eurodrive hoffen wir natür- lich, es zu schaffen, Frau Most langfristig für das Unternehmen begeistern zu kön- nen und natürlich auch langfristig für uns zu gewinnen. Most: Ich schätze es sehr, dass mir immer wieder das Gefühl gegeben wird, dass man an dem Austausch mit mir sehr inte- ressiert ist und ich auch oft nach meiner Meinung gefragt werde. Was schätzen Sie, wie häufig es diese Konstellation auch bei Ihren Kommilitonen gibt? Most: Ich glaube, dass das nicht sehr häufig vorkommt. Zwar gibt es Unterneh- men, bei denen das MBA-Studium ein an- erkanntes Weiterbildungsprogramm ist, aber eine Unterstützung und Wertschät- zung durch die Vorgesetzten und ein ge- genseitiges Lernen gibt es meinem Gefühl nach nur selten. Der Nutzen, der durch das Studium für beide Seiten entsteht, wird aus meiner Sicht nicht so genutzt, wie er genutzt werden könnte. Das liegt wohl auch daran, dass das Thema MBA häufig noch nicht so recht in den Köpfen angekommen ist. Ich habe durch das Studium erfahren, dass Führung und Unternehmertum etwas ist, was man lernen kann. Das wird gerade bei uns in Deutschland noch viel zu wenig betrachtet. Das gilt vor allem für den oftmals ingenieurgetriebenen Mit- telstand. Dort übernimmt häufig ein sehr guter Ingenieur eine Führungsposition. Doch dafür braucht er auch die entspre- chenden Fähigkeiten, um die Menschen mitzunehmen und das Unternehmen vo- ranzubringen. Interview: Bärbel Schwertfeger

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