Wirtschaft + Weiterbildung 5/2020
wirtschaft + weiterbildung 05_2020 19 dard-Content dank steigender Qualität zum dominierenden Geschäftsfeld wurde. Jetzt am Beginn der Krise verstärkt sich dieser Trend zum Standardprodukt und es wird das gekauft, was gerade fertig bei den Anbietern im Regal steht – wie zum Beispiel Webinare, die einer breiten Schicht von Mitarbeitern die Digitalisie- rung erklären. Alle Produkte, von denen die Befragten sagen, sie profitierten von der Krise, haben laut MMB Folgendes ge- meinsam: Es sind Lernformen, die primär online funktionieren und zugleich nicht zu komplex und zu aufwendig sind. Es handelt sich außerdem um „eingeführte Tools“, die sich als praktisch erwiesen haben und reibungslos über die Lern- plattformen der Unternehmen verteilt werden können. Gilt bald: „Homeoffice statt Seminarhotel“? Dass die Trainingsnachfrage derzeit groß ist, läßt sich laut „Handelsblatt“ zum Bei- spiel auch daran beobachten, dass sich auf der Internetplattform „Open SAP“ des Walldorfer Softwarekonzerns SAP rund 950.000 Menschen eingeloggt haben. Seit die rund 50 SAP-Bildungszentren welt- weit geschlossen sind, kann man sich so online IT-Wissen aneignen. Bis zu 10.000 Menschen gleichzeitig verfolgen jeweils in den professionell aufbereiteten Webi- naren die aufgezeichneten Vorlesungen, die Themen wie „Java-Programmierung“ oder „Blockchain-Technologie“ abhan- deln. Auch Lernhäppchen für das Smartphone sind gefragt Und Wolfgang Hanfstein, CLO der Pink University in München, schreibt in sei- nem Blog (www.pinkuniversity.de ): „Wie es aussieht, hat Corona über Nacht ge- schafft, woran sich die E-Learning-Bran- che seit Jahrzehnten versucht. Während viele Unternehmen Kurzarbeit anmelden, werden in den E-Learning-Unternehmen Sonderschichten gefahren. Plötzlich muss es schnell gehen.“ Er zählt zehn Gründe auf, die dafürsprechen, dass „digitales Lernen bleibt, auch wenn Corona geht“. Eines von Hanfsteins Argumenten un- terstellt, dass es sich sehr schnell zeigen werde, dass man im Homeoffice – eine nutzerfreundliche Lernumgebung vo- rausgesetzt – sehr gut und intensiv lernen könne („Homeoffice statt Seminarhotel“). Die Verengung des digitalen Lernens auf das „Nebenbei-Lernen“ werde sich erüb- rigen. Außerdem würden die Mitarbeiter ab sofort für das digitale Lernen die glei- chen Tools benutzen wie für die Zusam- menarbeit mit den Kollegen (Zoom oder Teams als virtueller Klassenraum). Auch die Kommunikation in den Lerngruppen oder mit Lernbegleitern finde über die Kommunikationstools statt, die ohnehin genutzt würden – von der Mail über Slack bis zu den vielen virtuellen Konferenz- räumen. Eine Mehrheit der E-Learning-Anbieter setzt derzeit zusätzlich auch große Er- wartungen auf Micro-Learning (66 Pro- zent), mobile Anwendungen und Apps (64 Prozent). Mikrolernen bezeichnet Lernen in kleinen Lerneinheiten, die man sich überwiegend auf dem Smartphone ansieht. Dabei werden kleine Informati- onseinheiten und Testfragen von einem Server abgerufen. Die Software auf dem Server beobachtet den individuellen Lernfortschritt und passt die Fragestel- lungen dem Lernverhalten des Nutzers an. Die Lernschritte sind kurz (höchstens ein paar Minuten), die Themen sind stark eingegrenzt und werden in Form von Fil- men, Geschichten und Spielen dargebo- ten. Eine Kontrolle des Lernerfolgs findet sofort zum Beispiel durch ein Quiz statt. In Zukunft „unwichtiger“ hingegen er- scheinen den Befragten Lernformen, die erstens relativ teuer sind und zweitens stärker auf „digitales Lernen in Präsenz“ (synchrones Lernen) setzen – wie zum Beispiel Virtual Reality Learning (25 Pro- zent) und Augmented Reality Learning (33 Prozent). Das Schlusslicht bilden Se- rious Games (33 Prozent) als eher kom- plexes Lernformat mit leider doch sehr hohem Entwicklungsaufwand. Bildung wird in Zukunft „ganz sicher“ digitaler „Was wird nach Corona sein? Wird es einen Rückfall in die analogen Gewohn- heiten geben?“, fagte das MMB Institut. Im Blick auf die „Nach-Corona-Zeiten“ zeigt sich ein überraschend positives Bild: Alle Befragten stimmen der Aussage zu: „Berufliche Bildung und Weiterbildung wird deutlich und auch nachhaltig digi- taler werden“. Demnach würde also die Corona-Krise der Branche endgültig zu dem Durchbruch verhelfen, den sie sich R Auswirkungen der Corona-Krise auf Lernanwendungen und Tools Frage: „Welche der folgenden Anwendungen profitieren Ihres Erachtens am stärksten von der aktuellen Krise? Und welche werden unwichtiger?“ n=64 Quelle: MMB Institut GmbH 2020 profitiert stark von der Krise wird durch die Krise unwichtiger 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% Virtuelle Klassenräume/Webinare Videos/Erklärfilme Adaptive Learning Micro Learning/Learning Nuggets Mobile Anwendungen/Apps Web Based Trainings (WBTs) Social Networks/Communities Messaging-Dienste (wie WhatsApp) Chat-Bots/Lernassistenten Blended Learning Simulationen Lernumgebungen in virtuellen 3D-Welten Augmented Reality/Mixed Reality Serious Games 80% 3% 67% 6% 67% 6% 66% 6% 64% 5% 56% 17% 55% 5% 47% 8% 42% 13% 38% 28% 31% 16% 30% 25% 22% 33% 14% 33%
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