Wirtschaft + Weiterbildung 5/2020

wirtschaft + weiterbildung 05_2020 11 Der Überlebenskünstler und unermüdliche Kämpfer für Menschenrechte, Rüdiger Neh- berg, ist tot. Er starb Anfang April im Alter von 84 Jahren in seinem Haus in Schleswig- Holstein. Der gelernte Bäcker und Kon- ditor hat mit spektakulären Expeditionen auf dem Atlantik, im Dschungel und in der Wüste immer wieder für Aufsehen gesorgt. Er wurde so zum Sur- vival-Pionier in Deutschland. Die Aufmerksamkeit, die er von den Medien bekam, nutzte ABENTEURER UND MENSCHENRECHTSAKTIVIST Survival-Pionier Rüdiger Nehberg ist tot Die Hälfte der Führungskräfte ist weiblich Kein „schwarzer Schwan“ UNILEVER CORONA-PANDEMIE Der niederländisch-britische Konzern Uni- lever hat sein selbstgestecktes Ziel erreicht und dafür gesorgt, dass die Hälfte der 14.000 Manager, die Marken wie Knorr-Tü- tensuppen, Domestos-Reiniger und Dove- Seife betreuen, weiblich ist. Unilever kün- digte an, man werde sich auch weiter für alle einsetzen, die im Unternehmen nicht ausreichend vertreten seien. Die Gleich- berechtigungsinitiative geht auf das Jahr 2010 zurück. Damals hatte der Anteil der weiblichen Führungskräfte bei 38 Prozent gelegen. Investoren drängten auf Diversi- tät, da ein breiter ausgerichtetes Manage- Oft wird die Corona-Pandemie als „schwarzer Schwan“ (ein völlig unerwartetes Ereignis, auf das man sich nicht vorbe- reiten kann) bezeichnet. Der Erfinder des Begriffs „schwar- zer Schwan“, Nassim Nicolas Taleb, Professor für Risiko­ analyse an der Universität von New York, legt Wert auf die Feststellung, dass eine globale Pandemie „nur“ ein „weißer Schwan“ sei. Jeder habe gewusst, dass die nächste Pandemie mit Ge- wissheit irgendwann kommen werde. Pandemien seien un- vermeidlich, sie resultierten aus der Struktur der moder- nen Welt. Die Regierung von Singapur, die Taleb als Berater beschäftigte, sei schon seit dem Jahr 2010 mit einem de- taillierten Plan auf eine Pande- mie vorbereitet gewesen. Taleb wurde als Autor des Buchs „Der schwarze Schwan. Die Macht höchst unwahrscheinlicher Er- eignisse“ bekannt. Ein weiteres seiner Bücher trägt den Titel „Antifragilität“. Darin plädiert er für eine neue Offenheit ge- genüber dem Chaos. Ein Kri- tiker urteilte, das Buch sei ein 500-Seiten-Wutausbruch über die Dummheit der Menschen. Nach eigenen Angaben hat Taleb schon seit dem Jahr 2006 auf die Notwendigkeit hinge- wiesen, dass Unternehmen Reserven für größere interna- tionale Krisen anlegen sollten. Taleb: „Die Natur gibt uns zwei Nieren mit, obwohl eine mehr als genug wäre. Warum? Wegen der Kontingenz, also letztlich des Zufalls. Wir müssen nicht einmal spezifische Widrig- keiten voraussehen, um zu erkennen, dass Reserven eine Notwendigkeit sind.“ Überleben als Hobby. Der gelernte Konditor war als „Sir Vival“ mit spektakulären Expeditionen bekannt geworden. Foto: Nehberg ment in der Regel bessere Ergebnisse er- wirtschafte. Unilever fördert Frauen auch in „schwierigen“ Bereichen. Der Anteil der Managerinnen erhöhte sich auf 47 Prozent im Bereich „Technologie“, auf 50 Prozent im Bereich „Finanzen“ und auf 40 Prozent im Bereich „Logistik“. Die Leitung von Fer- tigungsstätten hatten in der Vergangenheit hauptsächlich Männer inne. Auch hier steuerte Unilever gegen: 20 Prozent der Fa- briken leiten inzwischen Frauen, vor fünf Jahren waren es erst elf Prozent. 30 Prozent der hauseigenen Teeplantagen werden von Managerinnen geführt. er, indem er sich für gute Zwe- cke engagierte. 1981 wurde der gelernte Bäcker und Konditor schlagartig bekannt, als er ohne Ausrüstung und Verpflegung 1.000 Kilometer quer durch Deutschland marschierte. Den Normalbürgern gab er den Rat, sie sollten zur Abwechs- lung einmal ihrer Gemütlichkeit entfliehen und in einer frem- den Stadt mit der Straßenbahn oder dem Bus bis zur Endsta- tion fahren und dann einen der abgelegeneren Stadtteile zu Fuß erkunden. Nach seiner wichtigsten Erfahrung befragt, sagte Nehberg einmal: „Man braucht einen Plan B, wenn Plan A nicht klappt, und dann auch noch einen Plan C. Je vielseitiger, desto besser.“ Über die Krisensituationen, die er erlebte, sagte er: „Das Schlech- teste wäre gewesen zu resi- gnieren und aufzugeben. Mich haben Niederlagen kreativ ge- macht. Nach einer Schlappe darf man nicht aufgeben. Man muss sich klarmachen, dass es abwechselnd immer wieder Tag und Nacht geben wird.“

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