Wirtschaft u. Weiterbildung 7-8/2020

wirtschaft + weiterbildung 07/08_2020 9 Kurz und Knapp Stimmung bei Consultants wieder optimistischer TRENDWENDE Nach einem historischen Tiefpunkt im März verbesserte sich die Stimmung der Unternehmensberater nach einer Unter- suchung des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater (BDU) wieder. Der BDU-Geschäftsklima-Indexwert stieg im Mai von 70,4 auf 75,7. Die Geschäftsaus- sichten für die kommenden sechs Monate verbessern sich außerdem noch deutlicher. BDU-Präsident Ralf Strehlau erklärte: „Die aktuelle Geschäftslage wird zwar von den Consultingfirmen noch ähnlich schwach eingeschätzt wie vor knapp acht Wochen zu Beginn des Lockdowns. Im Blick nach vorne kehrt der Optimismus in unserer Branche aber wieder zurück.“ Eins sei klar: Die Kunden benötigten in der nächsten Zeit viel Unterstützung und Beratung zu Themen wie Liquiditätssiche- rung und Digitalisierung der Geschäfts- modelle. Das aktuelle Geschäftsklima fällt bei Sanierungsberatern, IT-Beratern sowie Outplacement-Beratern am besten aus. Bis zu Zweidrittel der Marktteilnehmer melden in diesen Beratungssegmenten einen guten bis zufriedenstellenden Auftragsbestand. Die Human-Resources-Beratung (HR) ist weiterhin am stärksten von den Corona- Auswirkungen betroffen. Die Consulting­ firmen mit einem HR-Beratungsschwer- punkt bezeichnen zu 71 Prozent ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht und beklagen darüber hinaus zu 76 Prozent einen zu kleinen Auftragsbestand. Nur we- nige Unternehmensberatungen wollen ihr Personal reduzieren, am ehesten werden solche Überlegungen in den Firmen mit HR-Spezialisierung angestellt. Randstadt. Um die Zukunft zu bewältigen, benötigt man neben digitaler Kompetenz auch noch Soft Skills wie Aufgeschlossenheit, agiles Handeln, Empathie und ein gutes Zeitmanagement. Darauf macht das aktuelle „Randstad Arbeitsbarometer“ aufmerksam. 36 Prozent der Arbeitnehmer sind leider der Meinung, dass sie im derzeitigen Job nur wenig lernen und ihr volles Potenzial nicht ent- falten könnten. Deloitte. „Agilität und Fähigkeiten zur ständigen Veränderung sind essenziell“, das sagen 90 Prozent der Befragten der „Human Capital Trends 2020“-Studie von Deloitte. Es wurden weltweit fast 10.000 HR-Führungskräfte interviewt, davon über 800 in Deutschland. Die Personalabteilungen könnten jetzt ihre Bedeutung nachhaltig vergrößern. Korn Ferry. „Die Corona-Krise ist für die Beziehung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern wie eine biblische Prüfung, da sie die Loyalität auf eine harte Probe stellt“, erklärte Herbert Unterköf- ler, Managing Director beim Perso- naldienstleister Korn Ferry. Mehr Geld für seine Mitarbeiter heraus- zuschlagen, sei heute nicht mehr alles. Das müsse als gute Füh- rungskraft auch charakterstark und zuverlässig sein. Lockdown. Eine Forschergruppe des Londoner Imperial College hat auf der Basis der Zahlen der euro- päischen Gesundheitsbehörde ECDC vorläufig errechnet, dass der Lockdown in elf europäischen Ländern bis Anfang Mai etwa 3,1 Millionen Todesfälle verhinderte und eine Kontrolle der Pandemie erleichterte. Die Rechnung wurde im Wissenschaftsjournal „Nature“ veröffentlicht. Chefs werden nicht mehr gewählt UNTERNEHMENSENTWICKLUNG Die Softwareschmiede Haufe- Umantis aus St. Gallen (200 Mitarbeiter) wurde bekannt, weil dort die Führungskräfte durch eine demokratische Wahl von den Mitarbeitern bestimmt wurden. Einmal pro Jahr mussten sich die Vorgesetzten eine Zweidrit- telmehrheit ihrer direkten Un- tergebenen holen. Diese Zeiten sind jetzt vorbei. Gegenüber der FAZ (6. Juni 2020) bestä- tigte Hermann Arnold, Mit- gründer und Mitgeschäftsfüh- rer der Haufe-Umantis, dass die Wahlen abgeschafft wurden, und sprach von einer „Bruch- landung“. Das jährliche Wäh- len hatte offenbar dazu geführt, dass Führungskräfte aus Angst vor einer Abwahl seltener unpopuläre Entscheidungen trafen. Mitarbeiter hätten mit ihrem Chef auch nicht mehr um die Lösung von Konflikten gerungen, sondern einfach in Ruhe abgewartet bis der aktu- elle Chef „wieder weg war“. In der Frankfurter Allgemeinen werden mehrere BWL-Profes- soren zum Thema zitiert. Einer meinte, ein jährlicher Wahl- kampf in einem Unternehmen sei eine „ziemlich gruselige Vorstellung“, weil die Chefs dann nur noch die Erfüllung ihrer Versprechen und nicht mehr die Ziele des Unterneh- mens im Blick hätten. Haufe-Umantis hat zwar das Wahlsystem abgeschafft, will aber New-Work-Vorbild blei- ben. Man setzt jetzt verstärkt auf den „Advice-Prozess“ nach Frédéric Laloux, mit dem (auch) in der Corona-Krise gute Erfahrungen gemacht wurden.

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