Wirtschaft u. Weiterbildung 7-8/2020
blickfang 6 wirtschaft + weiterbildung 07/08_2020 WO Das Foto zeigt eine Pseudoberg- hütte an einer Talstation des Tiroler Skiorts Ischgl – einst ein Bergbauerndorf und heute ein Zentrum des alpinen Massentourismus (1.600 Einwohner und 12.000 Hotelbetten). WAS Das Foto setzt dem Alkohol als „Brandbeschleuniger“ einer enthemmten Partykultur ein Denkmal. Ein einheimischer Fotograf will so gegen eine Verwilderung der Sitten protestieren. WAS NOCH Das Foto wurde von Lois Hechenblaikner, Ischgl, aufgenom- men. Es ist Teil seines Bildbands „Ischgl“, in dem der Verfall des Ortes in 205 Fotos dokumentiert wird. Delirium Alpinum. Ischgl in Tirol, ein prima Skigebiet in den Alpen und leider auch Hochburg der alpinen Partykultur, war eine Drehscheibe der Ausbreitung von Covid-19 für ganz Europa. Wer eine zügellose Après-Ski-Kultur liebte, fuhr traditionell nach Ischgl. Hier waren bislang Exzesse mit Alkohol und Go-go-Girls nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte: Der Fotograf Lois Hechenblaikner erkundete (auch) die „Hinterbühnen“ der Hüttengaudi und foto- grafierte zum Beispiel, in welchem Umfang Fässer mit Jagertee, Glühwein und Bier gelehrt wurden. Ein Tourist muss schließlich ständig abgefüllt werden, damit man ihn ausnehmen kann. Hechenblaikner erlaubt einen Blick auf die Mechanismen einer profitorientierten und verantwortungslosen Vergnügungsindustrie. Buchtipp: Lois Hechenblaikner: „Ischgl“, Verlag Steidl, Göttingen 2020, 240 Seiten, 34 Euro. Foto: Lois Hechenblaikner
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