Wirtschaft u. Weiterbildung 7-8/2020

training und coaching 46 wirtschaft + weiterbildung 07/08_2020 mals per Videokonferenz statt. Ich freue mich, dass sich der Kunde, ein internatio- nal tätiger Mittelständler, ohne zu zögern darauf eingelassen hat. Seine spontane Rückmeldung: „Für unsere Führungs- kräfte sind Videokonferenzen nicht neu. Warum sollte das Coachen so nicht klap- pen? Wir probieren das einfach mal!“. Ich bin ein bisschen aufgeregt und froh, dass ich mir im Vorfeld viel Zeit zum Üben nahm. „Alles lief bestens“, meldet mir der Kunde anschließend zurück. Das deckt sich mit meinem Gefühl. Puh, ein Anfang ist gemacht. 26. März: Meine ersten Online-Beratungs- angebote stehen auf meiner Webseite. Zudem ist meine erste Pressemitteilung versandt. Auf eine allzu große Reso- nanz soll ich jedoch nicht hoffen, warnt mich mein Berater. Die Fachzeitschriften könnten die Meldung frühestens in ihren Mai-Ausgaben veröffentlichen. Zudem sprängen zurzeit sehr viele Berater pa- nisch auf den Online-Zug auf. Deshalb würden die Print- und Online-Medien mit entsprechenden Pressemitteilungen über- schwemmt. Das merke ich auch in meinem Mail-Ein- gang: Täglich erhalte ich vier, fünf Ein- ladungen zu kostenlosen Webinaren von Beratern, die ich nicht kenne, die mir so ihre „Solidarität in der Krise“ beweisen möchten. Wie werden potenzielle Neu- kunden angesichts dieser Angebotsflut auf meine kostenpflichtigen Beratungs- angebote reagieren? Ich beschließe, auch meine Social-Media-Aktivitäten auszu- bauen. Von nix kommt nix – das ist klar. 27. März: Heute steht das erste Online- Training mit einer größeren Gruppe per Videokonferenz an. Ich bot allen Teilneh- mern an, vor dem Termin die Technik und die Handhabung mit mir zu checken. Die meisten nehmen das Angebot wahr. Es gibt Probleme, doch wir können sie lösen. Das eigentliche Online-Training starten wir komplett und pünktlich. Je länger es dauert, desto sicherer fühle ich mich in meiner neuen Rolle als Online- Moderator und -Trainer. Es fängt an, Spaß zu machen, und die Kunden sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Hurra: Jetzt bin ich auch ein Online-Trainer 30. März: Ich spreche mit meinem Steu- erberater – unter anderem über die im Hilfspaket für die Wirtschaft enthaltene Soforthilfe. Die Bundesregierung hatte sie am 22. März beschlossen. Ich hatte einen sehr guten Start ins Jahr 2020. Also beschließe ich, die Soforthilfe erst einmal nicht zu beantragen. Mein Auftragsbestand ist inzwischen zwar drastisch eingebrochen, doch nicht alle Aufträge wurden endgültig abgesagt: Einige Kunden haben sich auf eine On- line-Arbeit eingelassen und noch habe ich finanzielle Reserven. Da hat es einige Berufskollegen deutlich schlimmer er- wischt. Dass ich die entstandenen Löcher vollumfänglich durch Online-Beratungs- angebote stopfen kann, daran glaube ich jedoch nicht. 2. April: Der zweite, nun ganztägige, be- zahlte Online-Workshop mit den Füh- rungskräften (!) eines Unternehmens steht an – obwohl mir Kollegen davon abrieten. Doch ich dachte: Lass‘ es mich mal ausprobieren. Das Risiko ist über- schaubar. Und wer nichts wagt, der nichts gewinnt. Also konzipierte ich ein Workshop-Design, bei dem auf Sessions im Plenum Module folgen, bei denen die Teilnehmer entweder allein oder in Grup- penräumen (die gibt es bei „Zoom“) in Zweier- oder Dreier-Teams etwas ausar- beiten. Und dazwischen gibt es Pausen. Dieser Mix funktioniert. Das spüre ich und das bestätigen mir die Teilnehmer – auch wenn man am Design noch feilen kann. Mein „Learning“ ist: Beim nächs- tes Mal gibt es mehr (aber dafür kürzere) Pausen. 7. April: Interessiert verfolge ich seit Wo- chen die allabendlichen Corona-Talk­ runden im Fernsehen. Fasziniert regis- triere ich, wie weit die Meinungen und Einschätzungen solcher Experten wie der Virologen bezüglich des „neuarti- gen“ Corona-Virus auseinandergehen und sich im Zeitverlauf ändern. Und ein- gekeilt zwischen diesen Experten sitzen in den Talkshows stets Top-Politiker, die aufgrund dieser unsicheren Faktenlage so weitreichende Entscheidungen wie den Lockdown beschließen müssen: Sie haben in den zurückliegenden Wochen gewiss mehr als sonst in zwei, drei Legis- laturperioden entschieden. Ich verspüre parteiübergreifend Bewunderung für sie R Medienecho. Spätestens am 14. März, als „Der Spiegel“ aufrüttelnd „Sind wir bereit?“ fragte und auf 80 Seiten über Corona berichtete, war die Krise für alle da. Abstimmung. Auch bei Doll wird dis- kutiert, bevor ent- schieden wird. Hier geht es um noch mehr Social-Media- Aktivitäten.

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==