Wirtschaft u. Weiterbildung 7-8/2020
wirtschaft + weiterbildung 07/08_2020 43 Missverständnisse entstehen – Miss- trauen wächst. Daher ist es wichtig zu wissen, wie der jeweilige Mitarbeitende sich unter Stress verhält, seine Bedürf- nisse zu kennen, um ihn auch unter Stress zu erreichen. Die Stressfolgen kön- nen bei genauer Betrachtung bereits früh- zeitig wie folgt erkannt werden: 1. Gute Leistung benötigt mehr Zeit. 2. Die Kommunikation wird schlechter. 3. Konflikte nehmen zu, die Stimmung verschlechtert sich. 4. Die Fehler häufen sich – die Ursachen dafür sind unklar. 5. Die Unfallhäufigkeit steigt, krankheits- bedingte Ausfalltage nehmen zu. 6. Ziele werden nicht erreicht. 7. Die Stimmung der Kunden wird schlechter. Die Lösung hierfür liegt in der emotiona- len Kompetenz als Fürsorgepflicht gegen- über den Mitarbeitenden. Denn: Ob der Mensch gesund und leistungsfähig ist, bestimmt das Stresssystem. Die Unter- nehmen sollten unbedingt an den Aufbau von Selbstwirksamkeit ihrer Mitarbeiten- den denken. Unter Berücksichtigung neu- robiologischer Fakten ermöglichen solche Programme Gesundheitsprävention und bieten zusätzlich eine wirkungsvolle So- forthilfe bei Stressfolgen wie Burn-out. Selbstwirksamkeit ist ein Konzept aus der Psychologie und beschreibt die Fähigkeit einer Person, Herausforderungen aus ei- gener Kraft zu meistern. Dazu müssen Menschen lernen, selbst etwas beeinflus- sen und bewirken zu können. Hierbei ist Selbststeuerung – das heißt, das eigene Verhalten und die eigenen Emotionen zu beobachten, zu reflektieren und zu len- ken – ein wesentlicher Bestandteil, um selbstwirksam zu sein. Speziell ausge- bildete Coaches nutzen das Wissen der Stressforschung und Neurowissenschaf- ten und trainieren mit Führungskräften und Teams deren Selbststeuerung, ihr Emotionsmanagement und ihre Umset- zungsstärke. Diese betriebliche Unter- stützung hilft, Projekte und Arbeitspro- zesse zu optimieren, krankheitsbedingte Ausfallzeiten, Unfälle und den Anstieg der Betriebskosten durch Fehlleistung, Konflikte, Präsentismus (Arbeiten trotz Erkrankung) und Braindrain (Abwande- rung von Talenten) vorzubeugen. Damit Unternehmen gut durch unsichere Zeiten kommen, muss der Faktor Stress ernstgenommen werden. Führen Sie ver- mehrt Einzelgespräche. Kommunizieren Sie mit Ihren Mitarbeitenden offen, mo- tivieren Sie sie und bieten Sie frühzeitig Hilfe zum Stress-Reset an. Damit Vorha- ben gelingen und Ziele erreicht werden, braucht es die neuronale Flexibilität, also die Verarbeitung von Informationen zwi- schen Verstand und Emotionen. Angst verunmöglicht diesen Informationsaus- tausch, führt zu Blockaden und schwächt die Gesundheit. Mit den Mitarbeitenden offen zu reden, bedeutet zu informieren, ohne zu polarisieren: Versuchen Sie, ge- meinsam neue Abläufe zu kreieren. Au- thentische und verlässliche Kommunika- tion gibt dabei die nötige Sicherheit. Es geht nicht darum, ob der Mitarbei- tende oder das Unternehmen verantwort- lich für den Leistungs- und Gesundheits- erhalt ist, oder um den Kampf zwischen den Systemen „Digital“ oder „Analog“. Es geht um eine gemeinsame Interaktion zur Gesundheitsprävention und Stress- folgen-Soforthilfe. Unternehmen sollten die Fakten der Stressforschung und der Neurowissenschaften nutzen, um für eine Regeneration nach Belastungs- oder Hochleistungsphasen zu sorgen. Es gilt, die Selbststeuerung zu trainieren, um die richtigen Prioritäten unter Stress zu erkennen und beizubehalten. Wer seine eigene Stressbelastung testen möchte, kann im Internet (www.brainjoin.com/ stress-schnelltest) im Schnellverfahren herausfinden, ob eine Stressfolgen-Ge- fährdung besteht, und es daher sinnvoll wäre, diesem Thema mehr Aufmerksam- keit zu schenken. Mit einem klaren Kopf lassen sich Aufgaben leichter bewältigen und die Mitarbeitenden handeln bewusst und willentlich. Horst Kraemer Horst Kraemer Sen. Coach DBVC Gründer und Lei- ter der Brainjoin Gruppe, ist Pionier der Stressforschung und -prävention. Sein Unternehmen fokussiert die Themen Persönlichkeitsentwicklung, Stressmanagement, Soforthilfe bei Krisen und Stressfolgen wie Burn- out, Change- und Retention-Health- Management. Brainjoin Deutschland GmbH Lilienstraße 11 – Lilienhof D-20095 Hamburg Tel. 004940 30092333 www.brainjoin.com AUTOR Studie. Der Marburger Soziologie-Professor Martin Schrö- der hat britische Daten ausgewertet, die zeigen, dass insbesondere der Lockdown große Auswirkungen auf die Betroffenen hatte. Laut Schröder kann man sagen, dass der persönliche psychologische Effekt der Corona-Pande- mie genauso schlimm ist, wie arbeitslos zu werden. Die Daten stammen aus einer Panel-Befragung, die jedes Jahr mit den gleichen Personen durchgeführt wird und die es erlaubt, Vergleiche mit den Vorjahren anzustellen. Den größten Unterschied zu anderen Jahren sieht man bei der Frage, ob Menschen unbeschwert ihren Alltagsaktivitäten nachgehen können. Der Anteil der Personen, die sagen, sie können ihre Alltagsaktivitäten nicht mehr genießen, ist auf erschreckende 45 Prozent gestiegen. Vor der Pandemie lag dieser Wert bei nur 17 Prozent. Corona kostet Lebensglück
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