Wirtschaft u. Weiterbildung 7-8/2020
training und coaching 42 wirtschaft + weiterbildung 07/08_2020 auch ohne zusätzliche Krise hohe Flexibi- lität und Belastbarkeit von unserer physi- schen und psychischen Gesundheit. Damit Zusammenarbeit oder Projekte nicht durch mangelnde Umsetzungs- stärke, durch Konflikte oder fehlende Wertschätzung scheitern, braucht es das Wissen der Stressforschung und Neuro- wissenschaften. Ohne die daraus resultie- rende Regenerationskompetenz kommt es zu Stressfolgestörungen, Unfällen und Krankheiten. Ein kurzer Einblick dazu in die Neurobiologie: Sind wir unter Stress, verleitet uns ein erster Impuls gerne zu einer schnellen Handlung. Unser Emoti- onszentrum (limbisches System) startet den Automatikmodus und wir entschei- den häufig emotional – denken aber, es sei sachlich. Lösungen, Empathie oder Wertschätzung kommen zu kurz. Und bevor wir dann gänzlich dem Stress er- liegen und damit längerfristig ausfallen, ist unsere Leistungsfähigkeit stark ein- geschränkt bis hin zur Wirkungslosig- keit bei körperlicher Anwesenheit. Für Unternehmen entstehen dadurch ver- deckte Kosten, die erheblich höher sind, als wenn der Kollege der Arbeit komplett fernbliebe. Auf Warnsignale achten Was sicherlich jeder schon beobachten konnte: Wenn Belastungen Stress aus- lösen, verändern sich Kommunikations- muster, Verhaltensformen und Reflexe. Die Corona-Krise, die Art, wie darüber berichtet wurde, und die daraus resultie- rende „digitale Überflutung“ lösten mas- sive Unsicherheiten und Ängste bei den Menschen aus. Dieser Stress verändert in unserem Gehirn die neuronale Flexibili- tät. Das heißt, die Kompetenz, lösungs- orientiert und produktiv zu handeln, geht verloren und das Immunsystem leidet. Viele Menschen geraten in eine Hand- lungsstarre und ihr Immunsystem, das zurzeit das einzig wirksame Medikament wäre, wird geschwächt. Die größte He rausforderung für Unternehmen ist aktu- ell neben den finanziellen Auswirkungen ihr Human Capital – den Wirtschaftsfak- tor Mensch – zu erhalten und zu stärken. Unsere Arbeits- und Lebenswelt verlangt Corona-Stress verändert neuronale Flexibilität STRESSMANAGEMENT. Unsichere Zeiten wie die derzeitige Corona-Krise führen häufig zu Stress, der die Fähigkeit zu produktivem Handeln beeinflusst. Horst Kraemer, Pionier der Stressforschung und -prävention sowie Gründer und Leiter der Brainjoin Gruppe, beschreibt in diesem Fachartikel Möglichkeiten, wie Unternehmen die aktuellen Belastungen ihrer Mitarbeitenden erkennen und reduzieren können.
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