Wirtschaft u. Weiterbildung 7-8/2020
personal- und organisationsentwicklung 28 wirtschaft + weiterbildung 07/08_2020 beobachtet werden. Neue Gestaltungs- spielräume wurden ausprobiert und Ver- haltensmuster abrupt unterbrochen. Die Bereitschaft zu lernen und zu einer akti- ven Gestaltung der eigenen Arbeits- und Lebensumstände beizutragen, ist über Nacht rasant gestiegen. Unternehmen und Menschen, die sich zuvor bereits auf den Weg in die neue Arbeitswelt gemacht hatten – wenn auch nur erste Schritte dorthin – hatten bei der plötzlichen Umstellung einen Vorsprung. Doch die letzten Wochen machten scho- nungslos deutlich, dass bei der Gestal- tung einer modernen Arbeitswelt noch ei- niges an Arbeit vor uns liegt. Nun braucht es eine Analyse, wo wir in Organisationen und als Mensch stehen und was kommen muss. Wir wissen nicht, wie die Zukunft nach der Pandemie aussehen wird – aber genau darin besteht die Chance, etwas auszuprobieren, darin zu scheitern und daraus für den nächsten Schritt zu ler- nen! Fehler zu machen bietet viele Optionen, auf das nächste Level zu kommen: die Chance, Strukturen und traditionelle Vor- gehensweisen aufzubrechen, um Neues zu erschaffen. Die Chance, sich aus die- sen Fehlern Kompetenzen und Wissen anzueignen, um in der nächsten Krise noch bessere Bedingungen zu haben und agieren zu können. Veränderungen bringen immer wieder große Unsicherheit mit sich, die es teil- weise auch über einen längeren Zeitraum auszuhalten gilt. Es gilt sich nun weiter herauszuwagen, auf unbekanntes Terrain zu begeben, mit der bequemen Situation weiter zu brechen. Wir brauchen jetzt radikale und innova- tive Maßnahmen als Antwort auf die He rausforderungen der disruptiven Verän- derungen der letzten Wochen. Denn ein „Vor Corona“ und „Nach Corona“ wird es nicht mehr geben, wir werden uns an ein „Mit Corona“ gewöhnen müssen. Momentum der Offenheit Genau jetzt nehmen wir auch in unserer Arbeit als Beraterinnen ein Momentum nie dagewesener Offenheit für Verän- derungen wahr. Mit der Krise ging eine gigantische Dekonstruktion unser aller Alltag einher. Unsere Strukturen und Arbeitsprozesse wurden auf einmal fle- xibler. Neue Kombinationsmöglichkeiten von Arbeit und Privatleben und neue Lebenskonzepte wurden uns aufgezeigt. Viele Strategien und Pläne sind schlag artig Makulatur geworden. Gleichzeitig eröffnete die Ausnahmesituation den Blick für größere, sinnorientierte Fragen: Wird auch in Zukunft jede Dienstreise angetreten oder jedes Meeting oder Schu- lung in Präsenz abgehalten? Ist das tägli- che Pendeln notwendig und nachhaltig? Wie weit können wir Prozesse digitalisie- ren und effizienter gestalten? Brauchen wir so viel Bürofläche, wenn wir Arbei- ten konsequent dezentral und papierlos denken? Die Pandemie als Sinnbild der Vuca-Welt hat uns in der Wirtschaft deutlich aufge- zeigt, wie verletzlich wir sind und wie schnell auch gesunde Unternehmen in Schieflage geraten können. Daher geht es für eine gelingende Zukunft wesent- lich um die Frage, wie es Organisationen möglich wird, krisenrobuster und anpas- sungsfähiger zu sein. Ziel muss die Ini- Die Pandemie und der damit verbundene Lockdown der letzten Wochen haben uns in vielen Bereichen keine andere Wahl ge- lassen, als mit unseren bisher gewohnten Lebens- und Arbeitsweisen zu brechen und Neues zu versuchen. Wir waren plötzlich gezwungen umzurüsten und völlig neu zu denken. Die Digitalisierung unserer Lebensbereiche und die moder- nen virtuellen Zusammenarbeitsformen sind in einer noch nie dagewesenen Weise beschleunigt worden. Von Skepsis und Beharrung über Anpassung und Be- teiligung bis hin zur aktiven Veränderung konnte in den letzten Wochen jede Phase New Work macht krisenrobust TRANSFORMATION. Mit selbstorganisierten Teams und einem sinnorientierten Führungsverständnis, mit flexiblen Arbeitsformen sowie mobiler und räumlich verteilter Arbeit – so kommen Unternehmen durch jede Krise. Aber: Eine Entwicklung auf organisationaler Ebene kann nur gelingen, wenn sie auch mit einem Lernen auf individueller, personeller Ebene einhergeht. Definition. Der Begriff New Work (deutsch: Neue Arbeit) wurde Ende der 70er-Jahre vom österreichisch- amerikanische Sozialphilosophen Prof. Dr. Frithjof Bergmann ein- geführt. Heute beschreibt er den strukturellen Wandel in unserer Arbeitswelt. Ursachen dafür sind unter anderem die Digitalisierung, Globalisierung und die Entwicklung künstlicher Intelligenz. Zu New Work gehört insbesondere Parti- zipation: Mitarbeiter sollen ihre Ideen besser denn je einbringen. Wissen wird aus den Silos geholt und offen geteilt. Das Arbeiten in Netzwerken ist ein Must-have. New Work ist die Ant- wort auf den Wandel
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