Wirtschaft und Weiterbildung 9/2020
R wirtschaft + weiterbildung 09_2020 45 hikelrisiken in den nächsten Jahren mehr hören, als Ihnen lieb ist. Immerhin sind Sie heute schon vorgewarnt. Die meisten Bürger erkennen noch nicht, dass unser Staat dem Grundsatz „Systemschutz geht über Verbraucherschutz“ folgt. Und dass der Konflikt zwischen Systemschutz und Verbraucherschutz bei einer Verschärfung der Finanzkrise zu großen Einbußen für Sparer und Vorsorgenden führen wird. Konkret: Unser Staat wird – das ist so- wohl voraussehbar als auch verständlich – in einer sich verschärfenden Finanz- krise das Überleben der Finanzinstitute über den Verbraucherschutz stellen. Und so kann es bei einer schwerwiegenden Finanzkrise sehr wohl passieren, dass eigentlich vertraglich garantierte Leistun- gen durch gesetzliche Eingriffe reduziert, ausgesetzt oder völlig gestrichen werden. Die von vielen Bürgern als „garantiert“ angesehenen Leistungen aus Spar- oder Vorsorgeverträgen sind daher im Extrem- fall keineswegs krisensicher. Die gesetz- lichen Grundlagen für eine Beteiligung der Kunden von Finanzdienstleistern an deren Verlusten oder Fehlbeträgen sind längst geschaffen – da ist keineswegs mehr ein eiliges Notgesetz oder eine Not- verordnung erforderlich. Was tun? Fünf grundlegende Empfehlungen Wenn man Wunder ausschließt, sehen Trainer, Berater, Coachs und sonstige Freiberufler und Soloselbstständige bei der Geldanlage einer Phase steigender Risiken und Schwankungen bei Fortset- zung oder Verschärfung von Null- oder Negativzinsen entgegen. Daher sollten Sie zunächst ein verstärktes Augenmerk auf die oben beschriebenen Vehikelrisi- ken haben. Darüber hinaus sollten Sie die wichtigsten handwerklichen Regeln des vernünftigen kosten- und risikobewuss- ten Investierens konsequent und mit viel Disziplin anwenden, da der Schaden von durch Emotion, Unkenntnis und Desin- teresse verursachten Anlagefehlern künf- tig größer sein wird als in einem stabilen Wachstumsumfeld mit positivem Real- zins. Meine fünf grundlegenden Empfeh- lungen lauten: 1. Sie sollten auf eine angemessene Ba- lance zwischen Geldvermögen einerseits und Sachvermögen andererseits achten. Also beispielsweise nicht nur Einlagen (Buchgeld) auf Bankkonten oder Anlei- hen besitzen, sondern auch Sachanlagen wie Aktien, Immobilien oder Edelmetalle. Während nämlich Bargeld und alle Ein- lagen auf Giro-, Spar-, Tages- oder Fest- geldkonten, ebenso Bausparguthaben oder die Auszahlungsansprüche aus Ver- sicherungsverträgen inflationsgefährdet sind, ist dies bei den Sachanlagen nicht der Fall. Und die große Mehrzahl der Bür- ger – das beweist die Statistik der Deut- schen Bundesbank – hat leider einen viel zu hohen Anteil des in seiner Kaufkraft gefährdeten Geldvermögens an ihren Ge- samtreserven. Der gegenteilige Fall (fast hundertpro- zentiges Sachvermögen bei fehlendem Autorenporträt. Dr. Hartmut Walz (Jahrgang 1960) ist ein deutscher Finanzexperte und Verhaltensökonom. Seit 1993 ist er Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Bankbetriebslehre, an der Hochschule Ludwigshafen am Rhein. Als unabhängiger Finanzfachmann betreibt er einen Youtube-Kanal sowie einen populären Finanzblog namens www.schliesslich-ist-es-Ihr-Geld.de. Veranstaltungstipp: Als Leser von „wirtschaft + weiterbil- dung“ können Sie an einem Webtalk von Prof. Dr. Hartmut Walz teilnehmen, der von Steffen Moll moderiert wird und am 11. Dezember 2020 ab 11 Uhr stattfindet. Melden Sie sich hierzu einfach unter dem nachstehenden Link an: https://www.gabal.de/aktuelles/termine/wie-erh oehe- ich-meine-finanzielle-krisenfestigkeit-nicht-nur-in-zeiten- von-corona-webtalk/ Wer ist Hartmut Walz? Buchtipp. Hartmut Walz: „Einfach genial entscheiden im Falle einer Finanzkrise – konstruktive Crashgedanken“, Haufe, Freiburg 2020, 321 Seiten, 19,95 Euro
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