Wirtschaft und Weiterbildung 9/2020
training und coaching 42 wirtschaft + weiterbildung 09_2020 Handelskriegen münden, stagnierende gesamtwirtschaftliche Produktivität, immer weiter sinkende Zinssätze mit Realzinsen (Realzinsen sind die am Markt erhältlichen Zinsen minus die Inflations- rate) von rund minus zwei Prozent und eine überbordende Verschuldung aller drei Wirtschaftssektoren (nämlich Staat, Unternehmen und private Haushalte). Nahezu jeder spürt zurzeit, „dass etwas in unserem Finanzsystem nicht stimmt“, wenn die Zinsen immer weiter und sogar unter Null sinken. Durch Corona kom- men nun europaweit noch Steuerausfälle, Mindereinnahmen von Sozialversiche- rungen und zusätzliche Liquiditätsgaben sowie Staatsschulden in Höhe mehrerer Billionen Euro hinzu. Gerade Freiberufler und Kleinunterneh- mer machen sich große Sorgen, da sich über ihnen nicht automatisch ein helfen- der Rettungsschirm aufspannt wie ihn zum Beispiel die Deutsche Lufthansa ge- nießt. Kurzum: Wir sind bereits mitten in der Finanzkrise. Selbstheilungskräfte und Erfindungsreichtum Die gute Nachricht gleich hinterher: Frü- here Krisen zeigen, dass wir Menschen in Extremsituationen auch extrem erfin- derisch werden und ungeahnte Kräfte und Lösungsfähigkeiten entwickeln. Und dass das Leben auch in Krisenphasen viel Freude machen kann – völlig ungeachtet möglicher Einkommens- oder Vermögens- verluste. So richtig unangenehm wird es erst wer- den, wenn zu krisenbedingten Wohl- standsrückschritten noch zusätzliche Probleme wie Zerstörung, zum Beispiel durch Unruhen oder staatlich angeord- nete Enteignungen, kommen. Jeder von uns kann dazu beitragen, dies zu vermei- den. Zum Beispiel indem wir radikalisie- renden Stimmen kein Gehör und keine weitere Verbreitung geben und uns der von selbsternannten Crash-Propheten verbreiteten Endzeitstimmung nicht an- schließen. Ein rabenschwarzes Bild unserer wirt- schaftlichen Zukunft zeichnet eine kleine Gruppe selbsternannter Crash-Propheten, deren deprimierende Vorhersagen über eine „sicher bevorstehende Finanzkrise“ oder sogar den „Weltsystemcrash“ bereits Die schlechte Nachricht vorab: Die Fi- nanzkrise ist schon lange Realität. Corona ist nicht die Ursache, sondern lediglich ein zusätzlicher Auslöser, der eine sich seit Jahren abzeichnende Krise plötzlich auch für Laien sichtbar macht und in unser Bewusstsein rückt. Es gab jedoch schon lange vor Corona klare Alarm- signale für das Bevorstehen einer Wirt- schafts- und Finanzkrise. Und zwar nicht nur in Deutschland oder der Eurozone, sondern in fast allen entwickelten Volks- wirtschaften. Die Krisensymptome: ein schwächelndes Wirtschaftswachstum, zunehmende Han- delsungleichgewichte, die in regelrechten Warum Crash-Propheten schlechte Ratgeber sind GELDANLAGE. Die Corona-Krise hat gezeigt, dass freiberufliche Solo-Trainer unbedingt erhebliche finanzielle Reserven brauchen, um gut überleben zu können. Doch wie legt man sein Geld sicher an, wenn selbsternannte „Crash-Propheten“ vor einer bevorstehen- den Finanzkrise oder sogar dem „Weltsystemcrash“ warnen?
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