Wirtschaft und Weiterbildung 9/2020

training und coaching 36 wirtschaft + weiterbildung 09_2020 Krise überstünden und gleichzeitig die Unternehmen auch in Krisenzeiten in Personalentwicklung und Weiterbildung investierten. Deshalb habe sich der Wup- pertaler Kreis gegenüber der Politik dafür ausgesprochen, Weiterbildung in den Un- ternehmen gesondert zu fördern, indem überproportionale Abschreibungsmög- lichkeiten für Weiterbildungskosten vor- gesehen werden könnten. Der Wuppertaler Kreis erhebt im Rahmen seiner Verbandsumfrage jährlich auch den „Geschäftslage-Indikator Weiterbil- dung“. An diesem Indikator lässt sich die wirtschaftliche Stimmung in der Weiter- bildungsbranche ablesen. Er bildet die Markterfolge der Weiterbildungsdienst- leister im vergangenen und laufenden Jahr sowie die Erwartungen für das kom- mende Jahr ab. Dabei fließen sowohl die Anzahl der Aufträge (Auftragseingänge für interne Seminare und Anmeldungen für offene Seminare) als auch die Ent- wicklung der Marktpreise für die ange- botenen Dienstleistungen in diese Kenn- zahl mit ein. Eine positive Entwicklung der Geschäftslage zeigt sich in einem In- dikator von über 100, wenn Rückgänge erwartet werden, liegt der Indikator unter 100. Ergebnisse des vergangenen und des laufenden Jahres sowie die Erwartungen für das kommende Jahr fließen gemittelt in den Index ein. Für das Jahr 2020 ist dieser Indikator mit 86 Punkten erstmals seit der Finanzkrise des Jahres 2008 auf ein Niveau unter 100 gesunken. Trends bei offenen und firmen- internen Seminaren Die Weiterbildungsdienstleister schätzen ihre wirtschaftliche Lage als bedrohlicher ein als während der letzten Finanzkrise. Die Weiterbildungsdienstleister rechnen auch nach dem Abflauen der Corona- Krise mit erheblichen Einbrüchen im laufenden Jahr 2020 sowie im Folgejahr 2021. Davon sind nicht nur die Auftrags- zahlen, sondern auch die Preise betrof- fen, da der Weiterbildungsmarkt von einem erheblichen Wettbewerb gekenn- zeichnet ist, sodass Preissteigerungen nicht als realisierbar angenommen wer- den. Offen angebotene Seminare stellen mit einem Drittel des Umsatzes weiterhin einen wichtigen Schwerpunkt des An- gebots der Mitglieder des Wuppertaler Kreises dar. Hier wird die Digitalisierung für erhebliche Veränderungen sorgen. Die Integration digitaler Lernelemente ist aktuell noch nicht bei allen offenen Seminaren ein Standard. Die Akade- mien sehen hier vor allem die Notwen- digkeit, für die Teilnehmenden digitale Vernetzungsangebote zum Beispiel auf Lernplattformen und Lernmanagement- systemen bereitzustellen. Aus Sicht der Weiterbildungsdienstleister werden of- fene Seminare auch in Zukunft weiter nachgefragt, dafür spricht insbesondere die Möglichkeit der firmenübergreifen- den Vernetzung der Teilnehmer und des Erfahrungsaustauschs. Offene Seminare haben laut Wuppertaler Kreis im Spekt- rum der Weiterbildungsformate weiter- hin ihren Platz – zum Beispiel sind offene Angebote bei Weiterbildungsbedarfen für Spezialisten nicht durch interne Angebote zu ersetzen. Der zweitwichtigste Tätigkeitsschwer- punkt der Mitglieder des Wuppertaler Kreises sind firmeninterne Weiterbil- dungsangebote. Sie sind in die Personal- entwicklung eingebunden. Die Mitglieder des Wuppertaler Kreises sehen für die Zukunft einen hohen Bedarf an digita- len Angeboten für die interne Weiterbil- dung. Die Akademien übernehmen hier zum Beispiel die Produktion von Video­ sequenzen, die von den Beschäftigten auf internen Lern- und Wissensplattfor- men abgerufen werden können. Auch die Bereitstellung virtueller Lernräume für Workshops halten die Bildungsanbie- ter für sehr wichtig. Die Akademien sind demnach gefordert, diesen Trend zum digitalen Lernen im Prozess der Arbeit zu unterstützen. Das Spektrum an Leis- tungen der Weiterbildungsanbieter kann dabei bis zu einer sehr weitgehenden Integration in die digitale Personalarbeit der Unternehmen reichen. Hierzu gehö- ren neben schon weitgehend etablierten Digitale Innovation Hohe künftige Bedeutung Microlearning (Wissensplattformen mit kleinen Lernangeboten, die bedarfsabhängig abgerufen werden können) 92% Multimodales Lernen (Ansprache von unterschiedlichen Sinneskanälen – zum Beispiel Audio, Video, haptisches Feedback) 86% Virtual Reality (Trainingsangebote in simulierten Arbeitsumgebungen) 65% Virtual Mentoring (Mentoring in virtuellen Lernumgebungen) 59% Personalisierte Lernangebote auf der Basis von Prüfungen oder Analysen 59% Gamification (Lernprozesse in Spiel- oder Wettbewerbsform) 57% Data Analytics (Echtzeitanalyse von Arbeitsergebnissen) 54% Augmented Reality (Trainingsangebote zum Beispiel mit Datenbrillen in der realen Arbeitsumgebung) 54% Integration von Big Data in Lernangebote 43% Peer Assessed Training (Bewertung von Lernergebnissen durch Kollegen) 19% Bedeutung digitaler Innovationen Abbildung 2. Die Akademien wurden gefragt, welchen digitalen Innovationen sie eine „hohe“ oder „sehr hohe“ Bedeutung zuschreiben. R

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