Wirtschaft und Weiterbildung 9/2020
wirtschaft + weiterbildung 09_2020 33 Dr. Dominik Schwarzinger. Er ist Professor im Fachbereich Psychologie der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Berlin. Interview kombiniert werden. Durch den Abgleich mit der jeweils passenden Ver- gleichsstichprobe (wie etwa Führungs- kräfte) lässt sich dann erkennen, ob die Merkmale bei einer Person über- oder un- terausgeprägt sind. Welche Unterschiede gibt es nach Ihren Beobachtungen zwischen Frauen und Männern? Schwarzinger: In unseren Daten ist der Unterschied bei Narzissmus am stärksten. Männer sind deutlich narzisstischer im Beruf. Sie sind überheblicher und stellen sich eher als etwas Besseres dar. Bei Psychopathie und Machiavellismus haben wir kaum Unterschiede gefunden. Im klinischen Bereich ist das anders. Dort ist Psychopathie oft auch verbunden mit Gewaltkriminalität und daher häufiger bei Männern. Inwieweit werden die Merkmale der „Dunklen Triade“ eigentlich auch vererbt? Schwarzinger: Während Machiavellismus stark von Umweltbedingungen geprägt ist, geht man bei Narzissmus und Psy- chopathie von etwa 50 Prozent erblichen Anteilen aus. Psychopathie ist das am stärksten genetisch und biologisch veran- kerte der Merkmale. Wer hier hohe Aus- prägungen hat, wird eine sozial aversive Lebensweise verfolgen. Diese Menschen können nicht anders, als Regeln zu bre- chen und andere auszunutzen. Die Ur- sache ist ein komplexes Zusammenspiel von verschiedenen Hirnfunktionen und Neurotransmittern und betrifft vor allem die Emotionsverarbeitung und -regulation im Gehirn. Psychopathen sind nicht in der Lage, Emotionen in der gleichen Form wahrzu- nehmen und zu spüren wie andere. Sie haben daher auch Probleme, aus Fehlern zu lernen, weil sie das Leid aufgrund von Fehlern oder Strafe nicht spüren. Psycho- pathie ist daher das destruktivste der drei Merkmale. Und welche Rolle spielt dabei die Sozialisation? Schwarzinger: Die ist extrem wichtig. Davon hängt es ab, wie sich das Merk- mal ausprägt. Hat ein Narzisst so etwas wie korrektes ethisches Verhalten ande- ren gegenüber gelernt, kann er den über- bordenden Selbstwert eher in produktiver Form kanalisieren. Wer dagegen in einem Elternhaus aufwächst, wo ihm vermittelt wurde, dass man nur mit Betrügereien hochkommt, bei dem wird sich dieselbe Disposition in einer viel negativeren Weise äußern. Ähnliches gilt für Psycho- pathie. Wie verhalten sich Psychopathen eigentlich ganz konkret in ihrem beruflichen Umfeld? Schwarzinger: Das sind generell keine ge- wissenhaften, verantwortungsvollen und vertrauenswürdigen Menschen. Sie kom- men zum Beispiel immer zu spät, lassen etwas vom Arbeitsplatz mitgehen oder arbeiten schlampig. Im zwischenmensch- lichen Bereich neigen sie dazu, andere gezielt zu mobben und zu belästigen. Am schlimmsten wird es, wenn sie als Füh- rungskraft Macht über ihre Mitarbeiter haben und sie für ihre Zwecke ausnützen können. Interview: Bärbel Schwertfeger Foto: Hogrefe Enthüllung. Mary Trump, die Nichte des US-Präsidenten Donald Trump, hat dem „Spiegel“ (1.8.2020) ein Interview gegeben. Donald Trumps Narzissmus führt sie darin auf des- sen Vater zurück, der ein „im klini- schen Sinne“ emotionsloser Sozio- path gewesen sei (Mary Trump ist promovierte Psychologin). Von der Mutter alleingelassen, habe der Präsident seine Kindheit in „nie- derschmetternder Einsamkeit“ verbracht. Psychisch überlebt habe Donald Trump nur, weil er sich durch Lug und Betrug als perma- nenter Sieger inszenierte und nie ein Unrecht zugab. Donald Trump fehle die Impulskontrolle und auch die Fähigkeit, Informationen zu ver- arbeiten und zu lernen. „Donald Trumps Vater war Soziopath“
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