Wirtschaft und Weiterbildung 9/2020

personal- und organisationsentwicklung 30 wirtschaft + weiterbildung 09_2020 erarbeiten gemeinsam einen individu- ellen Entwicklungspfad.“ Vor allem im Mittelstand sei das ein gefragtes Angebot. Wichtiger werde auch der Impact, also die Wirksamkeit von Weiterbildung. „Wir müssen künftig sehr gut argumentieren, warum sich unser Angebot in einer bes- seren Leistung niederschlägt“, so der Pro- fessor. Hier arbeite die ESMT an neuen Konzepten, um Wirksamkeit besser be- urteilen zu können. Näheres dazu will er aber noch nicht verraten. Für eine Prognose zur weiteren Entwick- lung sei es noch zu früh. „Durch die er- zwungene Erfahrung wurde die Tendenz zum Onlinelernen auf jeden Fall be- schleunigt“, glaubt der ESMT-Professor. Vor allem die intelligente Kombination von Online- und Präsenzphasen werde dabei zunehmen. Präsenzkurse gebe es bereits seit Anfang Juni wieder, aller- dings bei beschränkter Raumkapazität, und nicht in allen Unternehmen sei das erlaubt. Zudem biete man hybride Veran- staltungen an. Da sei er sich nicht sicher, ob das nur ein Übergangsphänomen ist oder das dauerhaft bleibe. Langfristig gebe es aber keine Alternative für das Miteinander vor Ort. Bei neuen Angeboten konzentriert sich die ESMT auf ihre drei Kompetenzfelder: Innovation, Analytics und Führung. Zum Thema Innovation gibt es das neue Pro- gramm „Innovation Spirit“ im Blended- Learning-Format, bei dem die Teilneh- mer sechs Wochen online, unterstützt durch Impulse und den Austausch mit den anderen Teilnehmern, an ihrem ei- genen Thema arbeiten und dann zwei Tage einen Präsenzkurs besuchen. Auch die Kurse zu Analytics sind stark gefragt. Dabei gehe es vor allem um den Umgang mit Informationen, um bessere Entschei- dungen treffen zu können. Nachgefragt sind auch alle Arten von Leadership-An- geboten. Neu ist der dreitägige Präsenzkurs „Lea- der as a Coach“, bei dem sehr interaktiv am Führungsstil gearbeitet wird. Eben- falls neu ist ein C-Level-Programm für Geschäftsführer mittelständischer Un- ternehmen mit zwei zweieinhalbtägigen Präsenzmodulen. Auch bei der WHU – Otto Beisheim School of Management führte die Corona- Krise zu einem deutlichen Onlineschub. Als erste der führenden Business Schools in Deutschland bot die WHU Onlinefor- mate mit Workshop-Charakter in der Ma- nagementweiterbildung an. Gestartet sei man mit mehreren kleinen, synchronen Formaten mit zweimal vier Stunden oder dreimal vier Stunden über zwei bis drei Wochen, erklärt Rebecca Winkelmann, Geschäftsführerin für Executive Educa- tion bei der WHU. „Wir wollten damit erst einmal Erfahrung sammeln.“ In der nächsten Stufe ist eine Erweiterung auf fünf bis sechs Wochen vorgesehen. Die Workshops und Onlineeinheiten sind so konzipiert, dass Interessierte diese nahtlos in ihren persönlichen Ar- beitsalltag integrieren können. Sie finden an mehreren Tagen statt, sodass Teil- nehmer das Gelernte parallel in der Pra- xis anwenden und evaluieren können. Neben der Wissensvermittlung gibt es auch einen persönlichen Austausch zwi- schen den Teilnehmern. Weitere Online- programme zu verschiedenen Manage- mentthemen sind in Planung und werden auch langfristig einen festen Bestandteil im Portfolio ausmachen. Angeboten wur- den bisher Workshops zu Themen wie Verhandlungsführung, Design Thinking und Coaching. Im Oktober startet das siebentägige De- sign-Thinking-Programm „Unlock hidden potential within your company and estab- lish long-term success“. Zudem gibt es ein kostenloses Schnupper-Onlineseminar „Wie man Unsicherheiten steuern kann. Mit Design Thinking neue Geschäftsmo- delle entwickeln“. Thematisch habe sich bei der Nachfrage nicht viel geändert. Gefragt seien Themen wie Leadership, Strategie, Innovation und Digitalisierung. Weitere Leadership-Angebote in digitaler Variante sind ebenso geplant wie Ange- bote zum Führen von virtuellen Teams. Auch künftig werde es rein digitale Pro- gramme geben. „Die Akzeptanz ist jetzt da und es gibt einen Markt dafür“, erklärt die Leiterin der Executive-Education-Pro- gramme. Aber auch Präsenzkurse mit einem ent- sprechenden Hygienekonzept gibt es wieder. „Wir haben die Rückmeldung bekommen, dass die Leute ein großes Be- dürfnis nach einem persönlichen Treffen haben“, so Winkelmann. „Das ist einfach eine andere Lernerfahrung.“ Je höher die Führungsebene, desto wichtiger sei das persönliche Networking. „Das, was in der Pause passiert, lässt sich online nicht so gut abbilden“, sagt Winkelmann. Das be- stätigt auch Bettina Hartmann. „Je höher die Hierarchieebene ist, desto mehr wird Präsenz gewünscht“, so die Vizedirekto- rin der Open-Enrolment-Programme an der Executive School of Management, Technology and Law der Universität St. Gallen. „Bei unserem dreitägigen Board Retreat kommen die Teilnehmer nur, wenn es in Präsenzform angeboten wird.“ Bei den offenen Programmen habe man unterschiedlich reagiert. Bei etwa einem Fünftel der Präsenzprogramme habe man zunächst 1:1 auf online umgestellt. „Das war nicht optimal, hat aber funktioniert“, so Hartmann. Teils habe man damit sogar Teilnehmer dazugewonnen. Andere Pro- gramme habe man in Module aufgeteilt. „Was man gut virtuell machen kann, haben wir durchgeführt“, so Hartmann. „Wo es ums Üben und den Austausch ging, haben wir das auf später verscho- ben.“ Schon früh hat die Schweizer Hochschule auch ein umfangreiches Angebot an We- R „Gezwungen durch die Corona-Krise wissen wir jetzt besser, was online gut funktioniert, und das ist mehr, als man bisher dachte.“ Claudia Peus (TUM) Claudia Peus. Sie ist Professorin für For- schungs- und Wissenschaftsmanagement an der Technischen Universität München. Foto: TUM

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