Wirtschaft und Weiterbildung 9/2020

titelthema 18 wirtschaft + weiterbildung 09_2020 04. ... wenn ein Trainer selbstpro- duzierte Videos einstreut, die erklärenden Charakter haben 05. ... wenn ein Trainer „Casting- Shows“ inszeniert, bei denen die Teilnehmer die „Stars“ sind 06. ... wenn ein Trainer den Stoff mit einem spielerischen (Mini-)Quiz vertieft. R Würde ein Trainer eines seiner gängigen Seminare ohne viel Vorbereitung von Präsenz auf Online umstellen, dann sähe das ungefähr so aus: Jeder Teilnehmer sitzt (meist im Homeoffice) alleine vor seinem Rechner. Der Trainer zeigt seine Präsentation (Powerpoint-Folien, Flip- Charts oder andere Medien, auf denen er seinen Inhalt aufbereitet hat). Vielleicht trägt er frei vor und spricht dann direkt in seine Webcam. Die Teilnehmenden hören und sehen zu. Ab und an kommt dann eine kurze Breakout-Session, in der eine Kleingruppenarbeit stattfindet. Oder es gibt eine Befragung oder ein Quiz. Damit die Teilnehmenden wach bleiben, wer- den kleine Aktivitäten durchgeführt, die nicht immer im Zusammenhang mit dem Thema stehen, sondern einfach „nur“ aufwecken und aktivieren sollen. Der didaktische Aufwand ist überraschend hoch „Machen Sie‘s doch online, lieber Trai- ner“, klingt also zunächst modern, doch manch ein Kunde weiß nicht, welchen didaktischen Aufwand ein hochwertiges Online-(Live-)Event erfordert, damit es Erfolg bringt. Ein geplantes Präsenztrai- ning eins zu eins auf Online umzustellen, ist so ziemlich das Letzte, was neuro­ didaktisch vertretbar und hinsichtlich der Lernzielerreichung sinnvoll ist, denn ein Online-Training ist viel komplexer als ein Präsenztraining. Eine gute Tech- nik ist längst nicht alles, die individuelle Wirkung des Trainers ist wichtiger denn je, und der Trainer muss Inhalte in Szene setzen können. Allerdings kann beim Live-Online-Lernen sehr viel Kreativität entstehen und genutzt werden. Echte Weiterbildung erzeugt eine Weiterent- aber doch nicht zur Verfügung. Die Lernziele sind dann nicht unbedingt erreicht worden. • Individuelle und betriebliche Weiter- bildung kann im Homeoffice oder auch mit dem Smartphone unterwegs, also ortsunabhängig, stattfinden. • Einzelne Teilnehmergruppen können zusammenarbeiten – auch verteilt auf verschiedene Kontinente. • Das Wissen (gespeichert auf Platt- formen) steht rund um die Uhr zur Ver- fügung. • Ein einmal aufbereiteter Stoff kann weiterverwendet und skaliert werden. Das ist für Trainer ein sehr wichtiger Faktor. Daraus kann sehr schnell eine umfangreiche Datenbank an Lehr- und Lernmaterial entstehen. • Reisekosten werden deutlich reduziert. • Kreativität ist mit wenig Beschränkun- gen sehr gut möglich. Die grundlegende Technik sollte be- herrscht werden, doch wenn der Fokus im Training zu sehr auf der Technik liegt, dann geht das zu Lasten der Präsentation und der Durchführung des Online-Live- Trainings. Ein Präsenztrainer ist primär ein Präsenztrainer und umgekehrt ist ein Online-Trainer primär ein Online-Trainer. Beide Bereiche haben unterschiedliche Spielregeln und Prinzipien. Doch aktuell und erst recht in der Zukunft brauchen wir Trainer, die beides können! Die Lö- sung für die Unternehmen sind hochwer- tige Blended-Learning-Konzepte. Dafür braucht man geeignete Trainer, die diese Konzepte erstellen können. Die Zahl der Trainer in Deutschland ist sehr hoch, der Markt recht unübersicht- lich. Die meisten sind Präsenztrainer, mit oder ohne Ausbildung, angestellt oder frei arbeitend, in Vollzeit oder Teilzeit, wicklung im Sinne einer Transformation, die das ermöglicht, was im „Hier und Jetzt“ gebraucht wird. Das Bisherige auf Online umzustellen (auch wenn es da- durch innovativ aussieht), reicht nicht. Online-Trainer brauchen eine starke Präsenz Online-Lernen ist anders, ganz anders als Präsenzlernen im Seminarraum! Es gilt so viel mehr zu beachten und so viel mehr zu tun, als einfach eine Powerpoint-Prä- sentation in ein Mikrofon zu sprechen! Es gilt folgende zusätzliche Aspekte zu bedenken: • Der Bildschirm ist „dazwischen“, was an sich schon einen anderen Kontakt zwischen Trainer und Teilnehmer mit sich bringt. • Körperliche Nähe ist nicht möglich. • Die Teilnehmer sitzen oft alleine vor dem Bildschirm. • Online-Lernen geschieht oft im Sitzen oder Stehen und damit ist die Gefahr eines Bewegungsmangels recht groß – gerade bei längeren Sessions. Und diese entstehen schnell, wenn einfach nur von Präsenz auf Online umgestellt wird. • Das Präsentieren vor der Webcam er- fordert mehr persönliche Präsenz vom Vortragenden. Die dafür erforderliche Energie ist zum einen nicht unbegrenzt zu halten und zum anderen für die Teil- nehmer auch nur für einen gewissen Zeitraum zu ertragen. • Es gibt beim asynchronen Lernen ge- wisse Schlupflöcher und Tricks, sich dem Betrachten der Lerneinheit zeit- weise zu entziehen. Die Lerneinheiten werden zwar erfolgreich abgeschlos- sen, das erforderliche Know-how steht

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