Wirtschaft und Weiterbildung 1/2020
wirtschaft + weiterbildung 01_2020 55 natürliche Intelligenz. „Wir dürfen nicht unser Wertegerüst über Bord werfen“, so Kramarsch. Gerade für HR sei KI ein ganz wichtiges Lernfeld. Denn für CEOs sei es eben eine große Verführung, nur noch einen Knopf drücken zu müssen und damit die ganzen lästigen HR-Prozesse loszuwerden. Die Gefahr, dass sich HR zu wenig mit dem Thema KI beschäftigt, sieht auch Tui-Personalvorständin Eller. Das sei auch ein Grund gewesen, warum sie den Ethikbeirat HR Tech ins Leben gerufen habe. Personalmanager müssten Enabler sein und wissen, was sie tun. Ge- rade der Personalbereich sei vom Ethik- gedanken geleitet. Ihr klares Bekenntnis: „Ich möchte, dass Menschen über Men- schen entscheiden.“ Wie durch die Digitalisierung Arbeits- plätze wegfallen und der Konzern dabei mit den betroffenen Menschen umgeht, darüber berichtete Sabine Maaßen. „Schlanke und digitale Prozesse liegen nicht in unseren Genen“, erklärte die Per- sonalvorständin bei Thyssenkrupp Steel Europe. Die Anlagen zum Stahlkochen stammten teils noch aus den 1950er- Jahren. Der Stahlkonzern habe 28.000 Mitarbeiter und eine Fluktuationsrate von unter zwei Prozent. Doch auch hier greift die Digitalisierung. Allein durch die Steuerung der Logistikströme per QR-Code und den Laborprobentransport per Drohne fallen 200 Arbeitsplätze weg. „Das sind 200 Menschen in Angst“, sagte Maaßen. „Wir müssen das Vertrauen auf- bauen, dass wir für die 200 Mitarbeiter eine Lösung finden“, so die Personalvor- ständin. „Das ist Aufgabe des Vorstands. Da ist Kulturarbeit angesagt“. Künstliche Intelligenz tut sich mit Empathie sehr schwer Der Vorstand habe daher auch selbst ein Coaching gemacht, um besser zu erken- nen, welche Signale er aussende. Dass die Transformation eines Unternehmens kein neues Phänomen ist, zeigte Christian Friege, Vorstandsvorsitzender der Cewe Stiftung in Oldenburg, Europas größtem Fotodienstleister mit 14 Produktions standorten. Beschäftigte sich Cewe zu- nächst mit der analogen Entwicklung von Filmen, musste sich das Unternehmen durch die Digitalisierung der Fotogra- fie zu einem Digitalunternehmen trans- formieren, um zu überleben. Es sei ein Fehlschluss, wenn sich im Unternehmen heute alles nur noch um die Mitarbei- ter drehe, warnte Friege. „Ohne Kunden geht auch nichts.“ Als 1912 gegründetes Familienunternehmen sei Cewe stolz auf seine Verlässlichkeit gegenüber seinen Kunden und diese Haltung spiegele sich auch im Unternehmen wider. Innovation spiele bei Cewe schon immer eine wich- tige Rolle. Die große Disruption sei eher eine Evo- lution, behauptete Kai Anderson und verwies auf den IT-Unternehmer Chris Boos, der prophezeit, dass künftig jeder Prozess von KI gestaltet werde und so um 80 bis 99 Prozent effizienter werde. Dabei sei KI ein Verstärker unserer Fähigkei- ten. „Wenn wir KI vernünftig einsetzen, könnten wir fast jedes Problem lösen“, so der Partner der HR-Beratung Prome- rit. Gleichzeitig sei KI die vierte Kränkung der Menschheit. „Wir sind nicht mehr das intelligenteste Wesen“, so der Berater. Aber es gebe auch weiter Kompetenzen, die dem Menschen vorbehalten bleiben wie Empathie und Emotionen. Anderson: „Es wird eine Renaissance des Sozialen geben.“ Bärbel Schwertfeger Innovationen. Veränderungs- expertin Christina Bösenberg zeigte, wie man seine Innovati- onskraft im digitalen Zeitalter erhöhen kann. Martin Wezowski (rechts). Der Chief Designer & Futu- rist SAP SE freut sich auf eine „Superhuman Future“. Spiel & Spaß. Lernen als natürlicher Teil des Arbeitens stand im Fokus eines Haufe- Workshops.
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