Wirtschaft und Weiterbildung 1/2020

wirtschaft + weiterbildung 01_2020 41 „Jetzt dem ‚neuen Lernen‘ eine Heimat bieten“ Warum brauchen wir Learning-Experience-Plattformen? Björn Kohnen: Weil sie so individuell und interaktiv gestal- tet werden können, dass Mitarbeiter dort genau die Inhalte finden, die sie in ihrer jeweiligen Situation gerade benöti- gen. Unternehmen brauchen heute Fachkräfte, die immer auf dem aktuellen Wissensstand sind und Mitarbeiter müssen sich kontinuierlich neue Fähigkeiten aneignen, um ihren Job gut ausfüllen zu können. Die Antwort auf diesen enormen Bedarf an individuellem neuem Wissen und Kom- petenzen lautet Learning-Experience-Plattformen. Wie funktionieren denn diese Plattformen? Kohnen: Die Nutzer erhalten eine Art persönliches Lern- cockpit, in dem sie selbst entscheiden, welche Inhalte und Lernformate sie hinzufügen oder mit ihren Kollegen teilen wollen. Auch der persönliche Austausch mit Experten ist über die Plattform leicht möglich. Das persönliche Profil, die individuellen Aufgaben und Herausforderungen sowie geplante Karrierewege dienen dabei als eine Art „Lern- reiseführer“. Sie sorgen dafür, dass Unternehmen mit überschaubarem Aufwand ihren Mitarbeitern das Lernen erleichtern, ohne die Kontrolle über die Lerninhalte ganz aufzugeben. Warum können Learning-Management-Plattformen dies so nicht bieten? Kohnen: Learning-Management-Systeme stammen aus einer anderen Zeit – und sind deshalb auch für andere Auf- gaben konzipiert worden: Sie sollten als Single Entry Point alle Lerninhalte im Unternehmen an einem Ort zugänglich machen und es der Personalentwicklung ermöglichen, die Inhalte von einer zentralen Stelle aus einzuspeisen und zu verwalten. Dabei handelte es sich in erster Linie um stan- dardisierte Schulungen wie E-Learning-Kurse, die einen konkreten Bedarf erfüllen. Zum Beispiel können mit ihrer Hilfe gesetzliche Vorgaben bei Themen wie Compliance oder Datenschutz umgesetzt werden. Individuelle Lernin- halte sind dort ebenso wenig vorgesehen wie das interak- tive Hinzufügen und Teilen von Wissen oder der persönliche Austausch. Warum ist es so wichtig, dass die Lernenden über die Inhalte mitbestimmen und sich austauschen können? Interview. Björn Kohnen, Senior Learning Experience Specialist bei der Haufe Akademie, erklärt, warum das Thema „neues Lernen“ im Trend liegt. „Es steht außer Zweifel, dass Weiterbildung dann besonders effektiv ist, wenn sie aus eigenem Antrieb erfolgt, also intrin- sisch motiviert und selbstgesteuert ist, und zugleich von Erfahrungen und Austausch mit Experten begleitet wird.“ Doch wie wird aus einem Trendthema gelebte Praxis? Kohnen: Jeder Mitarbeiter hat sein spezifisches Know- how, das er ins Unternehmen einbringt. Ziel ist es einer- seits, neues Wissen anzueignen und es andererseits durch Austausch, Kollaboration und Teamlernen auch wirklich ins Unternehmen hineinzutragen. Ist die Unternehmensvision effektiv kommuniziert, wissen die Mitarbeiter, welche Infor- mationen und Kompetenzen sie benötigen, um erfolgreich arbeiten zu können und darum ist es so wichtig, dass sie über die Weiterbildungsinhalte mitbestimmen. Welche technischen und organisatorischen Voraussetzungen muss ich für eine Learning-Experi- ence-Plattform erfüllen? Kohnen: Der technische Aufwand ist gering, da zum Bei- spiel die Haufe Learning Experience eine SaaS-Lösung ist. Was man allerdings auch verstehen muss: Die Plattform ist nicht vergleichbar mit einem Druckertreiber, der für jedes Unternehmen passt, sondern sie muss an die individuel- len Anforderungen angepasst werden. Zusätzlich kann die Einführung solch einer Plattform auch einen Wandel der Lernkultur erfordern. Das Neue Lernen hat Auswirkungen auf alle drei Dimensionen im Unternehmen: Mensch, Orga- nisation, Umfeld. Da kann es dann auf einmal um Themen wie Feedback, Freiraum zum Lernen oder den Umgang mit- einander gehen. Interview: Gudrun Porath Björn Kohnen. Senior Learning Experience Specialist bei der Haufe Akademie.

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