Wirtschaft und Weiterbildung 1/2020

wirtschaft + weiterbildung 01_2020 29 „Lustleister bringen Mehrwert für sich und andere“ Wie zufrieden sind Sie mit der ersten Ausgabe Ihres Kongresses „Wirtschaft und Spiritualität“? Hans-Jürgen Lenz: Meine kühnsten Hoffnungen sind in Erfüllung gegangen. Es war mir ein tiefes Herzensanliegen, Menschen zusammenzubringen, um ihnen zu zeigen, dass sie nicht länger alleine sind, wenn sie sich dafür einsetzen, Business und Spiritualität zu verbinden. Es kamen 230 Teilnehmer und wir haben als Veranstalter gleich im ersten Anlauf so gut wie kostendeckend gearbeitet. Besonders gefreut hat mich, dass es viele Teilnehmer gab, die dankbar waren für die Chance, die Grenzen unseres beschränkten Denkens zu überwinden und den Blick auf den tieferen Sinn allen Handelns zu richten. In Bad Kissingen findet der „Heiligenfelder Kongress“ statt, der jedes Jahr weit über 1.000 Menschen eine Heimat bietet, die sich für Spiritualität und Wirtschaft interessieren. Wie unterscheidet sich Ihre Veranstaltung davon? Lenz: Es müsste viel mehr Kongresse geben, zwei Tagun- gen zum Thema Wirtschaft und Spiritualität sind bei Wei- tem noch nicht genug! Ich persönlich denke, dass etwa 300 Menschen das Maximum für einen Kongress sind, wie ich ihn mir vorstelle. Ich möchte nämlich sicherstellen, dass nach jedem Vortrag und jedem Workshop noch ein Austausch der Teilnehmer in Kleingruppen möglich ist. Niemand soll alleine und hilflos nach Hause fahren, son- dern jeder Teilnehmer soll sein Netzwerk erweitert haben und mit für ihn sinnvollen, neuen Impulsen in das tägliche Leben zurückkehren. Wie fiel in diesem Zusammenhang eigentlich das Feedback Ihrer Teilnehmer zum Tagungsablauf aus? Lenz: Begeistert gelobt wurde zum Beispiel die unvergleich- liche Stimmung unserer Veranstaltung. Die Referenten und Diskussionsgruppen sorgten für Aha-Erlebnisse, man konnte leicht Kontakt finden zu Gleichgesinnten und mit den Morgenmeditationen und den Yoga-Angeboten sowie dem abendlichen Musikprogramm entfaltete sich ein Raum für viele ganz individuelle Entwicklungen. Was ist für Sie Spiritualität? Lenz: Ganz allgemein gesprochen bedeutet Spiritualität, dass ein Mensch in Kontakt kommt mit seinem tieferen Interview. Hans-Jürgen Lenz (63), Chef der Balance Unternehmensberatung in Freiburg, ist Initiator des neuartigen Kongresses „Wirtschaft und Spiritualität“, der Anfang Oktober 2019 in Kirchzarten zum ersten Mal durchgeführt wurde. Für Lenz war die Veranstaltung „ein Meilenstein auf dem Weg, unternehmerischen Erfolg und Mitmenschlichkeit zu vereinen“. Sein, dass er in seinem Leben und seiner Arbeit einen Sinn sehen kann und ein Verbindung zum großen Ganzen, den kosmischen Kräften, spürt. Die Frage ist doch: Was macht einen Menschen satt? Meine Antwort lautet: Der Mensch braucht mehr denn je eine klare innere Ausrichtung. Es gibt zu viele Menschen, die ihre Gefühle verleugnen, nicht in ihrem Körper wohnen, dadurch krank werden und das Heil im Konsum statt in der Seele suchen. Sie sprechen gerne vom modernen Arbeitnehmer, der ein „Lustleister“ sein soll. Was ist damit gemeint? Lenz: Lustleister sind jene Mitarbeiter eines Unterneh- mens, die sich durch ein selbstverständlich gewordenes Vergnügen an ihrer individuellen Leistung auszeichnen. Sie sind Gestalter und bringen Mehrwert – also einen nach- haltigen Ertrag – für sich und gleichermaßen auch für das Unternehmen, für das sie arbeiten. Lustleister sind zum Beispiel empathisch und wollen erst verstehen und dann verstanden werden. Empathiefähigkeit ist eine Vorausset- zung für Menschlichkeit und macht den Unterschied zwi- schen Mensch und Roboter. Interview: Martin Pichler Hans-Jürgen Lenz. Seine kühnsten Hoffnungen wurden übertroffen.

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