Wirtschaft und Weiterbildung 1/2020

titelthema 24 wirtschaft + weiterbildung 01_2020 sei, nachdem das Coaching absolviert wurde. 72 Prozent der direkten Vorgesetz- ten gaben an, dass die individuelle Pro- duktivität eines gecoachten Mitarbeiters beobachtbar gestiegen sei. 10 Return on Investment Auch beim internen Coaching konnte man mit etwas Phantasie Aufwand (kal- kulatorische Kosten) und Ertrag (ge- schätzte Zunahme der Performance) in ein Verhältnis setzen. Heraus kam ein Return on Investment (ROI) von 130 Pro- zent. Für einen investierten Euro hat man 1,30 Euro zurückerhalten. Um die Berechnung des ROI in groben Zügen zu verstehen, sollte man folgendes wissen: Die direkten Vorgesetzten schätz- ten (!), dass nach einem Coaching die durchschnittliche (!!) Leistungssteige- rung bei fünf Prozent pro Mitarbeiter liegt. Wenn eine Führungskraft 80.000 Euro im Jahr verdient, dann gehen ROI- Experten davon aus, dass sie dafür bis- lang 100 Prozent Leistung lieferte. Fünf Prozent mehr Produktivität ergibt dann pro Jahr 4.000 Euro mehr für das Unter- nehmen. Wenn man alle in Euro umge- rechneten Leistungssteigerungen addiert, erhält man den (fiktiven) Gesamtertrag des Coachings in einer bestimmten Zeit. So wird intern verrechnet Die Kosten ergeben sich im Fall von Adi- das aus den internen Verrechnungsprei- sen, die der Vorgesetzte des Coachees an das Coaching-Team „bezahlt“. Wird der Coachee von einem Junior-Coach beglei- tet, werden für die acht Stunden Einzel- sitzung insgesamt 640 Euro fällig. Bei einem Senior-Coach sind es 1.280 Euro. Zieht man vom Gesamtertrag die Gesamt- kosten ab und teilt dann diesen Über- schuss durch die Gesamtkosten, dann erhält man im Fall von Adidas (bezogen auf 122 Coaching-Prozesse) den ansehn- lichen ROI von 130 Prozent. Erstaunlich ist, dass die Vorgesetzten der internen Coachs keine finanzielle Ent- schädigung dafür bekommen, dass sie ihre Mitarbeiter „ausleihen“. Die Regel, dass interne Coachs nur zehn Prozent ihrer Arbeitszeit zum Coachen nutzen dürfen, macht die Sache wohl erträglich. Außerdem hat es sich herausgestellt, dass interne Coachs begeistert und loyal zu ihrem Arbeitgeber stehen. Marketingex- perten sagen, Adidas gelte als cool. Für die internen Coachs ist Adidas offenbar das Coolste überhaupt. Martin Pichler R Diesmal gab es zwei Prism-Sieger! Das Coaching-Programm des Mobilfunkanbieters Vodafone tat sich laut Jury vor allem dadurch hervor, dass es (durch den engen Bezug zur Konzernstrategie) die mit der Digita- lisierung verbundenen Herausforderungen nachhaltig und souverän begleitet. Vodafone wollte mit seinen Coaching- Maßnahmen unter anderem die Selbststeuerungsfähigkeit der Führungskräfte und deren kompetenten Umgang mit Nichtwissen beim Zwang zu schnellen Entscheidungen fördern. Das seien wesentliche Kernkompetenzen, um die Prism Award. Das strenge Bewertungssystem der Prism-Jury führte aufgrund eines Punkte- gleichstands dazu, dass neben der Adidas AG auch noch die Vodafone AG mit dem Prism Award für ein herausragendes Coaching-Programm ausgezeichnet wurde. Felix Schumann (Mitte). Der HR Director Learning & Development bei Vodafone freut sich über den Prism Award. Zukunft bei Vodafone erfolgreich und kundenorientiert zu gestalten. Da nur Adidas auf dem ICF-Event eine umfang- reiche, 45-minütige Präsentation abhielt, können wir im Rahmen unserer Titelgeschichte nur über Adidas ausführ- licher berichten. „Adidas und Vodafone ist das große Engagement der Programmverantwortlichen gemeinsam, welche mit viel Engagement und Sachverstand mit begrenzten Ressour- cen ganz außergewöhnliche Ergebnisse erzielten. Das sind Unternehmen, denen die Etablierung einer Coaching- Kultur wirklich sehr am Herzen liegt“, erklärte Dr. Geertje Tutschka, Leiterin des Projekts „Prism Award“ beim ICF- Deutschland. Erstmals gab es im Jahr 2019 auch den „Sonderpreis der Jury“. Er ging an die Volkswagen AG. Gewürdigt wurde das umfangreiche, trendsetzende Coaching-Angebot von Volkswagen, das im Jahr 2020 auf eine 25-jährige Tradition zurückblicken kann. „Wir hatten in diesem Jahr sehr viele hervorragende Einreichungen. Mit Volkswagen hatten wir jedoch einen Bewerber, der für den beispielhaften Aufstieg von Coaching als Personalentwicklungsmaßnahme steht“, freute sich Tutschka. VW sei einer der „Leuchttürme der Coaching-Branche”. Foto: Pichler

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