Wirtschaft und Weiterbildung 1/2020

wirtschaft + weiterbildung 01_2020 19 setzten und die verstaubte, staatliche Institutionen erneuern wollten. Leider würden sie oft von den Älteren blockiert. „Wir sollten es jungen Leadern nicht so schwer machen und ihnen eine Plattform geben“, so der Friedensnobelpreisträger. „Inve- stiert in sie, trainiert sie und schafft ein internationales Ökosy- stem für Aktivisten“, rief Obama den Zuhörern zu. Junge Leute seien heute zwar auch interessiert an Geld und Karriere, aber sie wollten auch, dass das, was sie täten, gut für die Welt sei. „Bildung ist die Basis für alles andere“ Der Erfolg einer Gesellschaft wird laut Obama dadurch ermög- licht, dass der Staat und die Unternehmen in die Bildung inves­ tieren. Im Silicon Valley gebe es sehr erfolgreiche Unternehmer, die am liebsten keine Steuer zahlen würden. „Doch wo sollen die neuen Ideen entstehen, wenn Schulen und Universitäten unterfinanziert sind und es daher auch nur noch wenig For- schung gibt?“, fragte der Ex-Präsident. „Universitäten sind die entscheidenden Anker für die Start-up-Kultur.“ Man müsse daher überlegen, wie man Unternehmergeist noch besser mit Forschung verbinden könne. Die Idee, dass der Staat nur wenig in die Wirtschaft eingreifen dürfe, damit ein Boom entstehen könne, funktioniere „nicht so gut“, warnte Obama. Da brauche man sich nur gescheiterte Staaten wie Somalia anschauen. Da gebe es weder Elektrizität noch eine funktionierende Polizei. „Wir neigen in den USA dazu, dem Markt freien Lauf zu las- Foto: Dan Taylor/Bits&Pretzels sen“, so der 58-Jährige. Aber Unternehmen bräuchten eben auch Patentschutz, Vertragsgarantie und eine Wettbewerbskon- trolle. Erfolgreiche Staaten zeichneten sich durch eine Kombination von Freiheit und der Förderung des Gemeinwohls aus. Man brauche die richtige Balance. Dazu gehöre es auch, Monopole aufzubrechen, damit kleine Firmen eine Chance zum Wachs- tum hätten – eine deutliche Kritik an der Macht von Google, Apple, Facebook und Amazon. „Das ist wie im Wald“, erklärte Obama. „Da muss man auch immer wieder Bäume ausschla- gen, damit junge Pflanzen nachwachsen können.“ Er forderte die großen Tech-Firmen auf, einen Dialog mit der Politik zu suchen, um über die optimalen Rahmenbedingungen zu spre- chen. Das werde vor allem mit der Entwicklung der künst- lichen Intelligenz immer wichtiger. „Das gibt es viele Fragen, die gestellt werden müssen und dabei geht es auch um Werte und Restriktionen.“ Obama appellierte an die Unternehmen, die Politik nicht als Feind zu sehen. Denn jedes Unternehmen agiere immer auch in einem gesellschaftlichen Umfeld. Auf die Frage, was er nach dem Ende seiner Präsidentschaft am meis­ ten in seinem Leben genieße, antwortete Obama „schlafen“. Das sei wie eine Droge. Er habe mehr Zeit zum Lesen und Nachdenken. Er genieße es, sich nicht mehr auf ein Problem konzentrieren und schnell reagieren zu müssen, sondern auch einfach mal mit seiner Frau herumhängen zu können. Bärbel Schwertfeger Gruppenbild. Die Bits & Pretzels- Veranstalter Bernd Storm, Felix Haas und Andreas Bruckschlögl konnten endlich Barack Obama begrüßen.

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==