Wirtschaft und Weiterbildung 1/2020

menschen 18 wirtschaft + weiterbildung 01_2020 BITS & PRETZELS. Barack Obama war Ende letzten Jahres Stargast beim Start-up-Festival „Bits & Pretzels“ in München. Der 44. US-Präsident sprach über Vielfalt in Teams, den Klimawandel und seine Hoffnung darauf, dass „die Jugend“ in Zukunft vieles besser machen werde. Zwei Jahre haben die Veranstalter von „Bits & Pretzels“ ver- sucht, Barack Obama (von 2009 bis 2017 US-Präsident) nach München zu holen. Ende letzten Jahres war es so weit: Obama kam auf die Bühne, um sich eine Stunde lang interviewen zu lassen und begeisterte von Anfang an die 5.000 Zuhörer, die stundenlang auf ihn gewartet hatten. „Ihnen ist es zu verdanken, dass wir so viele starke Frauen im US-Kongress haben“, lobte die Fragenstellerin. „Wie haben Sie das gemacht?“ Obama meinte, alles beginne mit der Erkennt- nis, dass die Diversität eines Teams eine Exzellenz-Maschine sei und nicht etwas, was man nur mache, um politisch korrekt rüberzukommen. „Wir alle haben blinde Flecken und je grö- ßer der Mix von Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen, Perspektiven und Stärken ist, umso mehr neue Ansätze für die Problemlösung bekommt man“, betonte der Ex-Präsident. Diese Erkenntnis müsse man als Chef natürlich auch aktiv um- setzen. So erinnerte sich Obama an sein zweites Jahr im Amt. Bei den Meetings hätten immer nur die Männer gesprochen, selbst wenn sie besser geschwiegen hätten. Er habe sich daher mit den anwesenden Frauen in einem separaten Raum getrof- fen und überlegt, wie man eine bessere Atmosphäre schaffen könne, damit alle zu Wort kämen. „Den Männern habe ich schließlich gesagt, sie sollten einfach mal ruhig sein“, berich- tete der 58-jährige Obama und ergänzte, er sei von seiner Frau Michelle in 26 Jahren Ehe mühsam darin geschult worden, Frauen gut zuzuhören. Unternehmen, die eine frauenfeindliche Foto: Scott Olson / Staff / gettyimages.de „Diverse Teams sind richtige Exzellenz- Maschinen“ Kultur pflegten, schadeten nicht nur ihrer Marke, sondern auch ihrem Geschäft. Aber es dauere eben eine Weile, bis ein Mann das auch wirklich kapiere. „Ältere blockieren leider die Jüngeren“ Auch zum Klimawandel äußerte sich der Ex-Präsident. „Wir brauchen jetzt alle Mann an Deck“, sagte Obama, unter des- sen Führung die USA dem Klimaschutzabkommen beigetre- ten sind (was sein Nachfolger Donald Trump wieder rückgän- gig machte). Gerade Start-ups könnten dabei helfen, mithilfe neuer Technologien den Energieverbrauch zu reduzieren. Aber dafür brauche es auch Unterstützung durch den Staat wie etwa Steuererleichterungen für alternative Energien. Diejeni- gen, die das ablehnten, hätten oft vergessen, dass auch die Öl- und Gasindustrie von enormen staatlichen Subventionen profitiert habe. Vor Kurzem hatte Obama die Klimaaktivistin Greta Thunberg getroffen. Sie habe ihn gefragt, ob er glaube, dass die Politiker verstehen, was die Wissenschaft zum Klima- wandel sagt. „Ich habe ihr gesagt, 98 Prozent verstehen das nicht so gut wie du“, sagte Obama. Greta sei sehr jung und Teil ihrer Kraft sei ihre außergewöhnliche Klarheit. Sie trage eine große Bürde und ein 16-jähriges Mädchen sollte das nicht tun müssen. „Wir, die wir uns als Erwachsene bezeichnen, sollten die Verantwortung übernehmen.“ Er treffe immer wieder auf junge, engagierte Menschen, die sich für das Gemeinwohl ein- Barack Obama. Der ehemalige US-Präsident forderte Europas Start-ups und Unternehmen dazu auf, immer auch Verant- wortung für das Allgemeinwohl zu übernehmen.

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