Wirtschaft und Weiterbildung 1/2020
wirtschaft + weiterbildung 01_2020 11 „PICK-UP-SZENE“ KORN-FERRY-UNTERSUCHUNG HERNSTEIN Flirtseminar sorgt für Entrüstung Chefs haben nach wie vor kein gutes Image Leadership mit Klarheit Rhetoriktrainer Matthias Pöhm, Bonstetten (Schweiz), der demnächst in München das zweitägige Seminar „Männlich wirken – natürlich flirten“ durchführen will, hat jetzt Ärger mit einer Münchner Frauenrechts- gruppierung. Sie wirft ihm aufgrund diverser Ankün- digungstexte vor, er würde frauenverach tende Methoden vermitteln. Seine Rhetorik diene nur dazu, Frauen durch perfide Ma- nipulation zu unterwerfen und gefügig zu machen. Die Tageszeitung „Münchner Mer- kur“ (4.12.2019) zitierte die Frauenrechtle- rinnen mit dem Vorwurf, Frauen würden bei Pöhm zur austauschbaren Ware. Au- 58 Prozent der Mitarbeiter sagen, dass sie sich nicht von ihren Vorgesetzten ausreichend gefördert fühlten. Und 39 Pro- zent klagen, dass ihre Chefs sie schon mindestens einmal komplett im Regen hätten ste- hen lassen. 56 Prozent sagen außerdem, dass ihr Chef sie wenig oder gar nicht motivie- ren könne. Kein Wunder, dass 40 Prozent denken, den Job ihres direkten Vorgesetzten besser machen zu können. „Der unmittelbare Vor- gesetzte ist der wichtigste Be- zugspunkt von Mitarbeitern“, sagt Holger Winzer, Leiter der Führungskräfteentwicklung von Korn Ferry in Deutschland. „Wir befinden uns in einer Zeit Laut „Hernstein Management Report 2019“ halten 73 Prozent der ö sterreichischen Führungs- kräfte Klarheit für sehr wichtig. Im Vergleich dazu sehen das nur 63 Prozent der deutschen Führungskräfte so. Weibliche Führungskräfte messen Klar- heit mehr Bedeutung bei als ihre männlichen Kollegen: 74 Prozent versus 61 Prozent. Vertreter des unteren Manage- ments sehen Klarheit zu 73 Prozent als sehr wichtig an. Im oberen Management sind es 60 Prozent. 63 Prozent der Befragten mit bis zu drei Jah- ren Führungserfahrung halten Klarheit für sehr wichtig. Unter den Führungskräften mit über 20 Jahren Erfahrung sind es 73 Prozent. ßerdem gebe es Anleitungen zur Nötigung, denn die grundsätzliche Gültigkeit der Regel „Nein heißt nein“ würde angezwei- felt. Pöhm hatte im Vorfeld vier Männer losgeschickt, um Münchner Clubs auf ihren Flirtfaktor hin zu bewerten. Dabei wurden auch die „Zugänglichkeit“ der weiblichen Gäste und die Rückzugsmöglichkeiten zum Knutschen bewertet. Pöhm verwahrte sich gegen die Anschuldigungen. Er schule nur Kommunikation und Flirten sei Kommuni- kation. Den Vorwurf, es würde die Unter- drückung von Frauen propagiert, verneint er. Flirten sei eine Kommunikationssitua- tion wie jede andere auch. des Umbruchs, in der ein Chef nicht mehr auf Kontrolle und Delegieren festgelegt werden kann. Er soll inspirieren, för- dern, befähigen, zuhören. Dazu benötigen Führungskräfte aber ganz neue Kompetenzen und müssen Techniken erler- nen, um dies in die Praxis um- setzen zu können.“ Korn Ferry glaubt aber, dass die meisten Unternehmen in Deutschland das Problem erkannt haben und intensiv an einer Ent- wicklung ihrer Führungskräfte arbeiten. Korn Ferry hat im September 2019 genau 804 Pro- fessionals ausführlich über ihre Haltung zu ihren Vorgesetzten befragt (www.kornferry.com/ press/does-your-boss-ha ve- your-back). Laut der neuesten Umfrage des Executive MBA Councils (EMBAC) werden Executive- MBA - Programme immer beliebter. So sind die Bewer- bungen seit 2015 um 31,6 Prozent gestiegen. Die Execu- tive-MBA-Studiengänge richten sich berufsbegleitend (!) an erfahrene Führungskräfte. Das Durchschnittsalter der MBA- Teilnehmer liegt bei 38 Jahren. Diese Menschen haben rund 14 Jahre Berufserfahrung, davon neun Jahre Management erfahrung. Zugenommen hat der Frauenanteil. Lag er 2017 noch bei 30,1 Prozent, so sind es inzwischen 31,2 Prozent. EXECUTIVE MBA Programme werden immer beliebter
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