Wirtschaft und Weiterbildung 2/2020
wirtschaft + weiterbildung 02_2020 61 Maja Storch ist Diplom-Psy- chologin, Psychoanalytikerin und Gründerin sowie Inha- berin des Instituts für Selbst- management und Motivation Zürich, das ein Spin-off der Universität Zürich ist. Bekannt wurde sie durch das Zürcher Ressourcen Modell (ZRM), das sie zusammen mit Frank Krause entwickelte. Neben sehr vielen wissen- schaftlichen Publikationen hat Storch jetzt auch ein kleines Büchlein für Laien verfasst. Es wurde für alle geschrieben, die es nervt, wenn ihnen in entscheidenden Momenten die Spucke wegbleibt und man erst viel später eine schlagfer- tige Antwort parat hat. Stän- dig diese Überlegungen, ob man überhaupt etwas sagen soll. Da kann es schnell pas- sieren, dass Wichtiges nicht angesprochen wird oder nicht die Person erreicht, für die es eigentlich gedacht war. Doch wie kann man sich wehren, wenn man selbst noch keine Worte dafür hat? Mithilfe ihrer Theorie zeigt Storch auf unter- haltsame Art, wie man seiner Unzufriedenheit eine Stimme verleihen kann. Vom langsamen Brüter zum Schnellstarter Maja Storch, Johannes Storch: Schluss mit dem Hintenrum- gerede, Verlag Hogrefe AG, Bern (Schweiz) 2019, 85 Seiten, 9,95 Euro Die beiden Autoren haben frü- her schon ein Buch mit dem Titel „Systemische Interventi- onen“ veröffentlicht. Ihr neues Buch liefert die erkenntnisthe- oretischen Grundlagen dazu. Ohne sie würde systemisches Arbeiten in allen Kontexten im luftleeren Raum bleiben. Gerade systemische Novizen erhalten hier kompakte Ein- blicke in die Unterschiede, die eine systemische Sicht auf die Welt macht, im Vergleich zum Beispiel zur Mainstream-BWL. Arist von Schlippe steht für ein Interesse an dem, was sich zwischen Menschen ereignet. Daraus entsteht wie von selbst eine Praxis, die nicht versucht, Defizite zu finden oder eine Ursache, eine Diagnose, eine Störung festzuschreiben. Systemische Praxis sucht da- nach, wie ein Phänomen, ein Problem von unterschied- lichen Menschen unterschied- lich beschrieben wird. Sie will Beziehungsverhältnisse er- gründen und Reflexionen an- regen. Sie zielt auf die Muster flüchtiger Kommunikationen, die sich in den zwischen- menschlichen Wirklichkeiten beobachten lassen. Hintergrund systemischer Interventionen Arist von Schlippe, Jochen Schweitzer: Gewusst wie, gewusst warum, Verlag Vandenhoeck & Rup- recht, Göttingen 2019, 190 Seiten, 23,00 Euro Dieses Buch gilt als „der“ Bestseller des Gabal Verlags, bezogen auf den Herbst 2019. Bei Amazon belegt es in der Kategorie „psychologische Ratgeber“ Platz 6 (Platz 1 ist dem Buch „Das Kind in dir muss Heimat finden“ von Stefanie Stahl vorbehalten). Trainer und Berater, die auch einmal ein richtig populäres Buch schreiben wollen, sollten „Tobis“ (so nennen ihn seine Fans in ihren Amazon-Rezen- sionen) neuestes Taschenbuch studieren. Das Buch hat ein verführerisches Ziel: Der Leser soll die besten Beziehungen seines Lebens gestalten kön- nen. Um mit den anderen bes- ser klarkommen zu können, hilft es laut Tobi, die Men- schen in vier Typen einzutei- len: Wal, Hai, Delfin und Eule. Am Ende des Buchs hat dann jeder Leser kapiert, weshalb Delfine niemals Eulen heira- ten sollten und was man ver- meiden sollte, um nicht von einem Hai gefressen zu wer- den. Die Einteilung der Men- schen in vier Schubladen ist lächerlich und unangebracht. Wir lernen, wie man Banales mit Bedeutung auflädt und dank Storytelling unterhalt- sam und humorvoll verkauft. Die Buchinhalte wurden übri- gens vorab über Becks Podcast „Bewohnerfrei“ verbreitet. Eule und Delfin passen einfach nicht zusammen Tobias Beck: Unbox your Relationship, Gabal Verlag, Offenbach 2019, 176 Seiten, 19,90 Euro
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==