Wirtschaft und Weiterbildung 2/2020
wirtschaft + weiterbildung 02_2020 55 Referentin Maja Storch. Mit ihren knapp 60 Zuhörern und mit Gast- geber Sebastian Mauritz verstand sich die Psychologin aus Zürich hervorragend. Sebastian Mauritz. Der DVCT-Vor- stand hatte alle Bücher besorgt, die Maja Storch veröffentlicht hat. Der Umgang mit somatischen Markern gehört laut Storch zum zentralen Wissen von Coachs, die ihre Klienten in die Kunst des Selbstmanagements einführen woll- ten. Der Prozess, den man insgesamt durch- laufen muss, um sein Verhalten zu än- dern, wird in der Psychologie der Rubi- kon-Prozess genannt. Er umfasst folgende fünf Phasen mit dem Ziel, bei sich nach Abschluss des Prozesses ein neues Ver- halten verankert zu haben: 1. Bedürfnis: Ein oft unbewusster Wunsch oder ein sehr vages Unbehagen wird in einer aktuellen Situation formuliert. „Irgendetwas ist da, ich weiß nicht recht, was ...“ 2. Motiv: Ein ausformulierter Wunsch, der aber noch nicht handlungswirksam ist, existiert. „Es wäre schön, wenn ...“ 3. Intention: Ein handlungswirksames Ziel kann definiert werden. „Ich will!“ 4. Präaktionale Vorbereitung: Man fühlt sich selbst in die Lage versetzt, zielo- rientiert zu handeln. „Ich will und ich kann!“ 5. Handlung: Man handelt so, dass man darin das gefasste Ziel realisiert. „Ich pack‘s.“ Der Schritt vom Motiv zur Intention wird als Schritt über den Rubikon bezeichnet, da hier das Abwägen zu Ende ist und ein klares Ziel angestrebt wird. Ein somati- scher Marker wirkt beispielsweise als Startsignal, um bei sich selbst und bei an- deren Menschen darauf zu achten, ob ein inneres Einverständnis zu einer Verände- rung vorliegt. Es gilt, diesen emotionalen Impuls rasch zu erkennen, der einem den Schritt über den Rubikon erleichtert. DVCT verlässt Roundtable der Coaching-Verbände Am Rande der DVCT-Fachtagung in Göt- tingen wurde bekannt, dass der DVCT das Branchentreffen „Roundtable der Coaching-Verbände“ (RTC) verlassen wird. Im RTC diskutiert die Mehrheit der deutschen Coaching-Verbände, wie eine Professionalisierung der Coaching-Bran- che aussehen könnte. Da der RTC sich offenbar nicht mehr mit der Rolle einer losen Interessensgemeinschaft begnügt, sondern sich als eine Art Dachorganisa- tion der Coaching-Verbände aufstellen will, kündigte DVCT-Vorstandsmitglied Sebastian Mauritz an, dass der DVCT den RTC zum Jahresende 2020 verlassen werde. Man fühle sich dem RTC weiter- hin verbunden, wolle aber kein Mitglied in einem übergeordneten Coaching-Ver- band sein. Da der DVCT ein Verband für Coachs und Trainer sei, würde rund die Hälfte der DVCT-Mitglieder in einem ex- klusiven Coaching-Dachverband keinen Nutzen sehen und die damit verbunde- nen Zusatzkosten als unnötig erachten. Mauritz betonte außerdem, dass der DVCT weiterhin daran arbeite, Coaching und Training zu einem „hybriden Ansatz“ zu verknüpfen. In einem Training sollte dann bei Bedarf mit einzelnen Teilneh- mern ein kurzes Coaching stattfinden können, während in einer Coaching- Sitzung auch eine Trainingssequenz „er- laubt“ sein müsse, wenn sich herausstel- len sollte, dass der Coachee eine Fähigkeit einfach nur einüben müsse, bevor es sich im Coaching seinem eigentlichen Anlie- gen wieder zuwenden könne. Dem RTC soll laut Insiderberichten die Bereitschaft gefehlt haben, sich mit dem Hybridansatz auseinanderzusetzen, was letztlich auch zu einer Entfremdung mit dem rührigen DVCT geführt haben könnte. Neu: bundesweit erste Ver- bandszertifizierung E-Trainer Auf der Fachtagung wurde auch angekün- digt, dass der DVCT ab sofort eine stan- dardisierte Zertifizierung für E-Trainer anbietet. Das Zertifikat soll Personalent- wicklern helfen, bei der Auswahl von E- Trainern auf der sicheren Seite zu sein. Vergeben wird ein institutsabhängiges Qualitätssiegel. Am Verfahren können nur Mitglieder des DVCT teilnehmen. Um zusätzlich zur bereits vorhandenen Trai- nerausbildung als E-Trainer zertifiziert zu werden, muss man eine mindestens 60-stündige E-Training-Ausbildung ab- solviert haben. Die eigentliche Prüfung besteht aus einer Projektarbeit und der Durchführung einer Live-Session auf einer beliebigen Internetplattform. Martin Pichler
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