Wirtschaft und Weiterbildung 2/2020

training und coaching 52 wirtschaft + weiterbildung 02_2020 mäßigen Befragungen wissenschaftlich ab, wie die Deutschen das Thema leben und bewerten. Werte sind weiter gefallen Die Zahlen im Detail: Die Fähigkeit, Ver­ antwortung zu übernehmen, ist signifi­ kant gesunken (Grafik 1 und Grafik 2). Im Jahr 2018 lag der Anteil von Menschen mit ausgeprägter Fähigkeit, Verantwor­ tung zu übernehmen, noch höher: War es dort rund jeder Dritte, liegt die Fähig­ keit 2019 nur noch bei jedem Vierten im hohen bis extrem hohen Bereich. Bereits im Jahr 2017 haben wir das Thema erst­ mals wissenschaftlich messbar und ab­ bildbar gemacht. Die Qualität der Verant­ wortungsübernahme ist im Schnitt von 2017 auf 2019 um vier Prozentpunkte gefallen. Neun von zehn Befragten sind dennoch in der Lage, sinnvolle Verant­ wortlichkeiten zu erkennen. Die Kompe­ tenz, Verantwortlichkeiten bei unseren Mitmenschen zu erkennen, übersteigt die Kompetenz, sie bei sich selbst zu sehen. Das führt das Bild der vergangenen Jahre fort: Wir sehen Verantwortung eher bei anderen. Schon 2017 und 2018 haben die Zahlen belegt, dass Menschen Verantwor­ tungsdefizite anderer besser sehen, wäh­ rend sie die eigenen Schwächen zur Seite schieben. So viel Entwicklungspotenzial diese Er­ gebnisse auch aufweisen, so sehr decken sie sich mit den alltäglichen Erfahrun­ gen. Für die meisten Menschen ist es viel schwieriger, sich selbst und ihre eigenen Limitierungen zu erkennen als die der an­ deren. Die Ursprünge dafür liegen oft im eigenen Selbstvertrauen und dem fehlen­ den Bewusstsein über das Ausmaß der ei­ Verantwortung ist die Verpflichtung, sich gegenüber anderen Individuen, Gruppen oder Organisationen korrekt zu verhal­ ten und damit einen bestimmten Zweck zu erfüllen. Korrekt bedeutet in diesem Zusammenhang, unter der Berücksich­ tigung von Normen, Pflichten, Gesetzen und sozialer Moral zu agieren. Die Bewertung dafür liegt im Auge des Betrachters und ist Teil der sozial kon­ struierten Gesellschaft. Demnach kann das gleiche Verhalten von einer Gruppe als gut und von einer anderen Gruppe als schlecht wahrgenommen werden. Die Gruppenzugehörigkeit bestimmt, welche Normen und welches Verständnis von Moral als richtig erachtet werden. Dieser Definitionsversuch von Verantwortung gibt Einblick in dessen Komplexität. Um mehr Licht ins Dunkel zu bekommen, bildet der Verantwortungsindex in regel„Deutsche gehen nicht klug mit Verantwortung um“ VERANTWORTUNGSINDEX 2019. Zum dritten Mal hat das Grundl Leadership Intitut eine repräsentative Befragung rund um das Thema Verantwortung durchgeführt. Die Ergebnisse des Index 2019 belegen, dass wir nicht klug mit Verantwortung umgehen. Zum ersten Mal lässt sich auch die Verbindung zwischen Neid und Verantwortung wissenschaftlich ablesen. Verantwortungs- übernahme II Grafik 2. Verteilung der Bewertungen (Vergleichswerte Vorjahr in hellblau) Fähigkeit (Können). Anteil der Befragten in Prozent 0,9 41,8 20,7 6,7 3,1 4,1 extrem hoch sehr hoch hoch durch- schnittlich niedrig sehr niedrig extrem niedrig 22,7 Grundhaltung gegen- über Verantwortung Grafik 3. Einstellung gegenüber der eigenen Verantwortung. Verteilung der Bewertung (Vorjahr in hellblau). Anteil der Befragten in Prozent 11 9 8 4 3 14 extrem hoch sehr hoch hoch durch- schnittlich niedrig sehr niedrig extrem niedrig 52 Verantwortungs- übernahme I Grafik 1. Indexwerte im Zeitverlauf (80 - 100 Punkte möglich). Siehe auch www.verantwortungsindex.de. mittlere Verantwortungsqualität Fähigkeit (Können) Aufmerksamkeit (Wollen) Quelle: www.grundl-institut.de 2017 2018 2019 64,2 63,1 60,8 38,9 37,3 36,4 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0

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