Wirtschaft und Weiterbildung 2/2020
training und coaching 50 wirtschaft + weiterbildung 02_2020 sonst werden wir von der Technologie überrollt. Dann beginnen wir doch gleich einmal mit den unbestrittenen Grundlagen: Wie definieren Sie den Begriff „künstliche Intelligenz“ (KI)? Boydak: Es gibt keine allgemeingültige Definition für künstliche Intelligenz. In Wahrheit handelt es sich um eine Gruppe verschiedener Technologien, deren Ge- meinsamkeit ist, natürliche, menschliche Intelligenz zu imitieren. Dazu gehören physische Roboter in der Fertigung oder Algorithmen zur Sprach- und Bilderken- nung. Auch das derzeit heiß diskutierte Thema des maschinellen Lernens und des „Deep Learning“ ist nur ein Teil von KI. Hier geht es darum, dass der Mensch nicht mehr Algorithmen nach vorgegebe- nen Regeln erstellt, sondern diese Deep- Learning-Algorithmen selbst aus den Daten lernen, mit denen sie gefüttert wer- den. Die Algorithmen werden sozusagen weiser und intelligenter. Interessant sind auch Softwarerobo- ter, die mit Robotic Process Automation (RPA) arbeiten: Diese können etwa klassi- sche Bürotätigkeiten automatisieren. Ex- perten schätzen, dass etwa bis zu 40 Pro- zent aller Büroaufgaben in den nächsten 20 Jahren von solchen Softwarerobotern leicht übernommen werden können. Und wie wird die künstliche Intelligenz derzeit eingesetzt? Boydak: In der Praxis werden die ver- schiedenen Technologien meist nicht einzeln eingesetzt, sondern kombiniert, wie man am Beispiel des selbstfahrenden Autos sieht. Hier kommen mechanische Robotiklösungen ebenso wie Bilderken- nung zum Einsatz und natürlich auch jede Menge Deep und Machine Learning. Diese Lösungen sind nicht alle gleicher- maßen intelligent. Auch bei Menschen unterscheiden die meisten Experten ja verschiedene Intel- ligenzformen: nicht nur die logische, mathematische, sondern auch die moto- rische, die kinetische oder die künstleri- sche Intelligenz. Da KI die menschliche Intelligenz zu imitieren versucht, ist es nur logisch, dass es entsprechend auch unterschiedliche Formen von künstlicher Intelligenz gibt. Herr Boydak, Sie haben im März 2019 die AI Business School gegründet. Wieso braucht es eine Einrichtung zur Weiterbil- dung speziell in diesem Themenbereich? Selçuk Boydak: Künstliche Intelligenz (KI) wird zwar in vielen Unternehmen thematisiert, aber zugleich ist die Tech- nologie für die meisten Menschen immer noch eine Blackbox. Es fehlt oft schon an den Grundlagen. Deshalb müssen sich Manager dringend weiterbilden und sich mit dem Thema und mit praktischen Bei- spielen auseinandersetzen, um mit den damit einhergehenden Gefahren und Chancen umgehen zu können. Denn „Wer jobfähig bleiben möchte, muss sich mit KI beschäftigen“ EXECUTIVE EDUCATION. Neue Technologien können Prozesse optimieren und neue Geschäftsfelder eröffnen. Oft fehlen aber fundiertes Grundwissen und positive Beispiele, an denen sich Topmanager orientieren können. Deshalb hat Selçuk Boydak die AI Business School gegründet. Foto: helenree.com Sel ç uk Boydak. Mit der AI Business School will Boydak das Thema künst- liche Intelligenz für Füh- rungskräfte vorantreiben.
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