Wirtschaft und Weiterbildung 2/2020

training und coaching 40 wirtschaft + weiterbildung 02_2020 • Das erste Drittel der Aufmerksamkeit bleibt bei den Gedanken und Worten. • Das zweite Drittel schenkt man der in- neren Wahrnehmung von Körper (Was spüre ich?) und von Seele (Was fühle ich?). • Das dritte Drittel erhalten die äußeren Wahrnehmungsebenen Stimme und Körpersprache. Wozu diese Dreiteilung? Weil man auf diese Weise aufkommende Konflikte besser wahrnehmen und unnötige Miss- verständnisse vermeiden kann. Dieser Drei-Drittel-Ansatz ist natürlich nicht mathematisch messbar, sondern nur als Orientierung gedacht. Mit dieser neuen Haltung wird man sensibel für aufkom- mende Konfliktpotenziale. Das neue Motto könnte sein: „Vom Hardcore-Ich- Sender zur ausgewogenen Sende- und Empfangsstation“. Vielleicht muss man sein Sprechtempo etwas drosseln, doch dafür beugt man vermeidbaren Konflikten vor. Konflikte kosten Zeit, Energie und vor allem Ner- ven. Doch das muss nicht sein. Denn ab jetzt entscheidet man, was einen ärgert. Warum? Weil nicht jeder Konflikt zum eigenen Konflikt gemacht werden sollte. Vorrang von Körper und Stimme Glauben Sie – wie viele andere Menschen auch –, dass Worte das Wichtigste in der Kommunikation sind? Weit gefehlt. Wis- senschaftlich wurde mehrfach bewiesen, dass Stimme und Körpersprache in vielen Situationen wesentlich mehr zur Gesamt- botschaft beitragen als der reine Wort- laut. Die entsprechenden Zahlenwerte sind gravierend. Eine Studie fand heraus: Worte transportieren manchmal nur sie- ben Prozent, die Stimme etwa 38 Prozent, während die Körpersprache bis zu 55 Pro- zent des Eindrucks ausmachen kann, den andere von uns bekommen – vor allem wenn Menschen über ihre Einstellungen oder Gefühle sprechen. Hieraus lässt sich ableiten: Wer eine gute Wahrnehmung für Stimme und Kör- persprache hat, hat gute Chancen, sich anbahnende Konflikte frühzeitig wahr- zunehmen. Wie kann man nun diese wichtige Fähigkeit zur Konfliktpräven- tion systematisch aufbauen? Es gibt drei Schritte: Schritt 1 bezieht sich auf die ei- gene Rolle als Empfänger, die Schritte 2 und 3 beziehen sich auf die eigene Rolle als Sender: Schritt 1: Wenn Ihr Gegenüber spricht, achten Sie nicht nur auf die verbalen, sondern auch auf die paraverbalen und nonverbalen Botschaften. Sie tun das, weil Sie dann ein deutlich umfangrei- cheres Bild von der Gesamtbotschaft des Gegenübers erhalten. Sie glauben nicht mehr so schnell nur den Worten, sondern schauen beziehungsweise hören auch da- hinter. Damit prüfen Sie, ob Ihre anfängli- che Deutung tatsächlich stimmt. Schritt 2: Wenn Sie sprechen, achten Sie nicht nur auf Ihre Worte, sondern auch auf Ihre Stimme und Ihre Körpersprache. Um die Entstehung von Konflikten schon frühzeitig zu erkennen, bedarf es einer gewissen Achtsamkeit und Empathie. Ich spreche von den sechs Wahrnehmungs- ebenen, die helfen, Konfliktmerkmale richtig zu deuten. Denn wer sein Bewusstsein schärft und Konfliktmerkmale rechtzeitig erkennt, ist klar im Vorteil. Erkannt heißt aber nicht gebannt. Wie begegnet man Konflikten in einem so frühen Stadium? Bislang galt die Aufmerksamkeit in Gesprächen mit anderen möglicherweise ganz den Wor- ten beziehungsweise der Sachebene. Mit dem Wissen um verschiedene Wahrneh- mungsebenen kann man künftig aber die Aufmerksamkeit zum Vorteil aller schnell dreiteilen: Wann ist ein Konflikt ein Konflikt? KONFLIKT/MEDIATION. Je früher man sich anbahnende Konflikte wahrnimmt, desto effektiver kann man ihnen entgegentreten. Denn wenn das Kind erst einmal in den Brunnen gefallen ist, schränken sich die Handlungsoptionen radikal ein. Doch woran und wie erkennt man Konflikte im Vorfeld? Und wie dämmt man sie ein? Der Konflikt-Minimierer Philipp Karch weiß Rat. Philipp Karch ist Coach, Trainer und Speaker. Sein Spezialgebiet ist die Ärger-Minimie- rung – die Basis für den souveränen und gelassenen Umgang mit Konflik- ten. Er ist Autor des Buchs: „Was mich ärgert, entscheide ich: Konflikte klug bewältigen“ (Business Village 2019). Philipp Karch Georg-Stern-Straße 9, 10318 Berlin Tel. 030 915 554 88 www.philipp-karch.de AUTOR

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