Wirtschaft + Weiterbildung 6/2020

wirtschaft + weiterbildung 06_2020 47 zu bewältigen: „Ich möchte euch alle er- mutigen, dass wir das, was wir jetzt in der Krise gelernt haben, danach nicht ver- gessen. Denn das ist mehr als eine Not- lösung,“ meinte beispielsweise Lennart Keil. Der Organisationsentwickler gab bei seinem Impulsvortrag aus dem Home­ office Einblicke in die Arbeit von SAP. Zwar arbeitete sein internationales Team längst überwiegend remote, dennoch stellte er die Frage, wieso es eigentlich diese Ausnahmesituation brauchte, um sich wirklich mit den vielfältigen Mög- lichkeiten und Methoden von virtueller Teamarbeit zu beschäftigen. Neben dem gekonnten Umgang mit den Tools und an- deren Moderationstechniken für virtuelle Meetings komme es dabei auch auf die kreative Nutzung der Möglichkeiten und auf das bewusste Gestalten von sozialen Beziehungen an, meinte Keil. Neben dem Vortrag von Lennart Keil gab es beim ersten „Agile People Summit“ zwei weitere Impulsvorträge, die durch interaktive Formate und Diskussionsrun- den im Plenum ergänzt wurden. Nach- dem die diesjährige „Agile HR Confe- rence“ wegen der Corona-Krise auf den Herbst verlegt werden musste, nutzten die Veranstalter von HR Pioneers den ursprünglichen Termin am 29. April, um das neue Digitalformat ins Leben zu rufen. In einem weiteren Impulsvortrag stellte André Häusling von HR Pioneers das von ihm und Stephan Fischer, Pro- fessor für Personalmanagement und Or- ganisationsberatung an der Hochschule Pforzheim, weiterentwickelte agile Reife- gradmodell und die daraus resultierenden Organisationsmodelle für HR heraus. Ent- lang der fünf skizzierten Entwicklungs- schritte zeige sich, dass die HR-Organisa- tion in ihrer Form stets die Organisation des Gesamtunternehmens abbilde. Eine Stablinienorganisation beispielsweise werde in der Personalabteilung mit Per- sonalreferenten abgebildet, das HR-Busi- ness-Partner-Modell wiederum bildet eine Matrixstruktur auf Unternehmensebene ab. Diese gegenseitige Entsprechung lässt sich laut Häusling bis zur Netzwerkorga- nisation fortführen. Virtuelle Austauschformate Seine zentrale Fragestellung dabei ist je- doch: Soll sich HR stets der Organisation anpassen, oder soll HR vielmehr voran- gehen und die Organisationsform als Vor- reiter prägen? Jessica Mahler und Claudia Viehweg von der Axel-Springer-Tochter Spring zeigten in ihrem Vortrag, wie sie ihre Mitarbeiter erreichen konnten, wenn 90 bis 95 Prozent im Homeoffice arbei- ten. Neben den grundsätzlichen Ideen zur Unternehmenskommunikation gaben Mahler und Viehweg einige Beispiele und erläuterten, welche Tools für welche Kommunikationsziele bei Spring genutzt werden und mit welchen Anwendungen sie positive Erfahrungen gemacht haben. Neben dem produktiven Austausch zum Für und Wider einiger Tools brachten Mahler und Viehweg dabei einige inspi- rierende Ideen ein. Beispielsweise, dass häufig gar keine neue Software eingeführt werden muss, sondern dass es sich lohnt, an bekannten und etablierten Tools an- zudocken. So könne beispielsweise Mi- crosoft Powerpoint ebenfalls als digitales Whiteboard in Workshops eingesetzt wer- den und somit weniger verbreitete Tools wie „Miro“ oder „Mural“ ersetzen. Dass Kollaboration auch aus der Ferne gelingen kann, stellte der erste Agile People Summit bereits selbst unter Be- weis. Neben den Vorträgen gab es di- verse Austauschformate, bei denen sich die Teilnehmer entweder zufällig zugelost in Breakout Rooms unterhal- ten oder sich zu einem Thema in einer kleinen Runde austauschen konnten. So war auch für den direkten Kontakt und für informelles Netzwerken genügend Raum geschaffen. HR-Pioneer-Chef Häus- ling zeigt sich vom Ergebnis überzeugt: „Wir sind begeistert, wie gut man virtuell Nähe herstellen und netzwerken kann.“ Virtuelle Events sollen daher fortan eine Rolle spielen, Veranstaltungen in Präsenz wird es aber weiterhin geben. „Bei aller Begeisterung – der direkte Kontakt lässt sich durch nichts ersetzen“, so Häusling. „Auch jetzt beim Agile People Summit hatten wir das Bedürfnis, im Anschluss mit unseren Teilnehmenden an der Theke die Gespräche zu vertiefen. Das wollen wir wieder leben.“ Der Agile People Sum- mit soll künftig an mehreren Terminen im Jahr stattfinden. Der nächste Termin für die Webkonferenz steht bereits: Am 24. Juni widmet sich der Summit dem Thema „agile Transformation“. Die Sum- mits sollen damit die jährliche Agile HR Conference ergänzen. Die diesjährige Präsenzkonferenz soll nach aktuellem Planungsstand und mit viel „virtuellem Daumendrücken“ am 30. September und 1. Oktober in Köln stattfinden. Maxim Nopper-Pflügler Digitale Konferenzräume. Je offener die Teilnehmer für nonverbale Signale sind, desto besser klappt es mit der Onlinekonferenz.

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