Wirtschaft + Weiterbildung 6/2020

wirtschaft + weiterbildung 06_2020 41 nur drei, vier Teilnehmer auf dem Moni- tor anzeigen, nicht der Fall ist. Haben Sie dafür ein oder zwei aktuelle Beispiele? Prohaska: Nun, in einem Online-Training der Akademie schauen wir uns zum Bei- spiel gemeinsam ein fünfminütiges, recht emotionales Video an. Danach ist es für die Teilnehmer stets ein Aha-Erlebnis, dass man anschließend im Forum bei allen Teilnehmern die Betroffenheit spürt, obwohl sie nur übers Netz miteinander verbunden sind. Wichtig ist hierfür je- doch auch eine stets einwandfrei funkti- onierende Technik. Das ist bei vielen Sys- temen nur bedingt der Fall. Bei manchen fliegen Teilnehmer immer wieder raus, bei anderen friert das Bild regelmäßig ein und, und, und … Welches System bevorzugen Sie in der aktuellen Situation? Prohaska: In der E-Learning-Akademie nutzen wir für Online-Trainings aus- schließlich Zoom, da dieses System tech- nisch – so meine Erfahrung – einwandfrei läuft und viele nützliche Funktionen ent- hält, die andere zum Teil nicht bieten. Welche zum Beispiel? Prohaska: Wichtig ist mir beispielsweise, dass alle Teilnehmer sichtbar und live zugeschaltet sind. Wichtig ist mir auch, dass Gruppenräume existieren, in denen die Teilnehmer in Kleingruppen Aufgaben bearbeiten können. Als angenehm emp- finde ich bei Zoom auch, dass die Teil- nehmer über eine Timerfunktion darauf hingewiesen werden, dass die Gruppen- arbeitsphase bald beendet ist und sie sich nicht plötzlich ganz unverhofft wieder im Plenum befinden. Als hilfreich erachte ich außer der Whiteboard-Funktion auch, dass man leicht Umfragen erstellen kann und über eine Stempelfunktion die Teil- nehmer auch beispielsweise auf einer Skala von 1 bis 10 Aussagen und Sach- verhalte bewerten lassen kann. Auch dass verschickte Links tatsächlich als Links bei den Teilnehmern ankommen, die man nur anklicken muss, macht das System aus meiner Warte angenehm. Es gibt sehr viele Kleinigkeiten, in denen sich die Sys- teme unterscheiden, die jedoch letztlich deren Komfort ausmachen. Zoom stand in den letzten Wochen stark in der Kritik, aus Datensicherheits- gründen ... Prohaska: Darauf hat das Unternehmen aber schnell mit Updates reagiert, und ab Ende Mai können Teilnehmer Zoom nur noch nutzen, wenn die Updates integriert sind. Ich möchte jedoch nochmals beto- nen: In der E-Learning-Akademie nutzen wir Zoom, bei firmeninternen Trainings entscheidet selbstverständlich der Kunde, welches System genutzt wird. Den hie­ raus resultierenden Schulungs- und Lern- aufwand für selbstständige Trainer sollte man jedoch nicht unterschätzen. Inwiefern? Prohaska: Ein Online-Trainer muss das genutzte System sicher und schnell na- vigieren können. Da es jedoch sehr viele Systeme gibt und diese verschieden auf- gebaut sind, müssen sich Trainer in diese nicht nur einarbeiten, sie sollten auch eine gewisse Routine in deren Nutzung haben. Sonst kriegen sie in den Online-Trainings Schweißausbrüche, weil sie zum Beispiel den Button zum Start von Videos oder zum Öffnen von Gruppenräumen nicht finden ... Prohaska: Richtig, dieses Thema un- terschätzen viele Trainer. Ein weiteres Thema, das vielen Trainern auf den Nä- geln brennt, ist gerade bei firmeninter- nen Trainings die Vertrags- und Preisge- staltung, da sie hiermit keine Erfahrung haben. Inwiefern ist das Thema relevant? Prohaska: Nun, es ist zum Beispiel nicht unüblich, dass Firmen Online-Trainings und -Seminare – ohne die Trainer vorab hierüber zu informieren – mitschnei- den und danach firmenintern für Schu- lungszwecke nutzen. Für einen Trainer bedeutet dies: Er kann sein Training in dem Unternehmen nur einmal und nie wieder halten und hat keine Kontrolle mehr darüber, in welchen Tochterunter- nehmen zum Beispiel des Konzerns das Video noch eingesetzt wird. Und nicht selten nehmen an Online-Seminaren statt der avisierten zehn Personen plötzlich 20 oder gar 30 teil mit der saloppen Begrün- dung: „Das ist für Sie doch kein Mehrauf- wand.“ Solche Dinge, die auch Auswir- kungen auf die Preisgestaltung haben, gilt es vertraglich zu regeln. Können Sie einige Tipps zur Preisgestaltung geben? Prohaska: Das möchte ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht, weil die Vereinigung der Businesstrainer Österreich (VBT), deren Vorstand ich angehöre, zurzeit mit dem BDVT an einer Empfehlung hierzu arbei- tet, die wir in wenigen Wochen gemein- sam veröffentlichen werden. Deshalb bitte ich Sie um etwas Geduld. Wie schätzen Sie generell mittel- und langfristig die Nachfrage nach Präsenz- seminaren und -trainings ein? Prohaska: Darüber kann man aktuell nur spekulieren. Ich bin jedoch felsenfest überzeugt: Sie wird nie mehr das hohe Niveau wie vor der Krise erreichen. Des- halb ist das Thema partielle Digitalisie- rung der Trainings- und Beratungsleis- tung ja so wichtig. Lukas Leist Sabine Prohaska. Die Wirtschaftspsycholo- gin sagt Trainern, wie sie ihre Inhalte online vermitteln können. Foto: Seminar Consult

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