Wirtschaft + Weiterbildung 6/2020

wirtschaft + weiterbildung 06_2020 39 Step zur Steigerung der Abschlussquote im Vertrieb: „Nachdem ich … (meinen Kaffee am Morgen getrunken habe), werde ich … (einen Kunden anrufen und nachfragen, wie es mit unserem Ange- bot steht).“ Für die Transferplanung ist es wichtig, immer wieder solche Impulse zu setzen. Sie können im E-Training auch eine Auswahl bieten. Also zum Beispiel: „Wähle maximal drei Schritte.“ Ideal wäre es, wenn die Nutzer eine Möglich- keit haben, diese Auswahl mit anderen Lernenden oder ihrem Transferpartner zu teilen. Das erhöht den sozialen Druck (Unterstützung durch Peers) und führt eher dazu, dass die Aufgaben auch wirk- lich gemacht werden. Fazit: Fördern Sie es, dass die Teilneh- menden die Umsetzung des Gelernten schon im Training detailliert planen. Stu- dien zufolge lässt sich damit der Praxis­ erfolg verdreifachen. 4. Wie kann ich KollegInnen zur Unterstützung gewinnen, die im Training gar nicht mitmachen? Entscheidend für den Transfererfolg sind auch Kollegen mit ihrem Feedback zu Umsetzungsversuchen: „Super Idee!“ oder „Wo hast du denn diesen Blödsinn her?“ Was die Kollegen von den neuen Ideen halten, ist für die Nachhaltigkeit beim Umsetzen oft entscheidend. Aber wie bekommt man die Kollegen der Ler- nenden ins Boot, zumal, wenn sie das E-Training selbst noch gar nicht gemacht haben? Ein prima Tool dafür sind Teach- Backs mit vorgefertigten Folien/Unterla- gen und einer Aufgabe für die Lernenden. Die Aufgabe für die Teilnehmenden: Er- zähle deinen Kollegen von deinen Key Insights, schicke dazu jetzt diese vorfor- mulierte Mail an mögliche Interessierte. Der Text könnte lauten: „Liebe KollegInnen, ich bearbeite ge- rade ein spannendes Training (Thema ergänzen) … Ich habe auch schon kon- krete Ideen, wie wir (Trainingsnutzen ergänzen; z. B. wie wir unsere Meetings verkürzen können) … mich würde eure Meinung dazu interessieren. Wer Lust hat kommt am … um… zum (virtuellen) Mittagessen/Kaffee … ich freue mich auf euch.“ Als Hilfestellung können Sie ihren Ler- nenden die wichtigsten Insights aus dem Training als PDF zur Verfügung stellen. Fazit: Fördern, dass die Kollegen der Ler- nenden den Transfer begrüßen und un- terstützen. 5. Wie mache ich die Umsetzung zur Finish Line und nicht den letzten Klick? Nach dem Training ist aus Transfersicht noch lange nicht Schluss! Aber leider hat sich in vielen Unternehmen eine andere Haltung etabliert: Mit dem Zertifikat in der Hand ist alles, was gefordert ist, er- ledigt. Wie im Präsenztraining, so ist es leider auch im E-Learning oft der Fall, dass man sich das begehrte Zertifikat selbst ausdrucken kann, wenn man alles brav durchgeklickt und vielleicht noch die Quizfragen bestanden hat. Aber das ist ein falsches Signal! Es zeigt: Klicken ist uns wichtig, theoretisches Wissen auch – die Anwendung/ Umsetzung aber nicht. Doch lässt sich das ändern? Wie wäre es damit: Ein Zertifikat gibt es nicht mehr automatisch, nachdem sich die Ler- nenden einmal durchs Training geklickt haben – sondern erst für erledigte Auf- gaben. Und noch besser: Bieten Sie das Zertifikat als Muster an, auf dem die Ler- nenden ihre Umsetzungserfolge eintra- gen, um alles „vollständig“ zu haben. Die Führungskraft bzw. der Transferpartner unterschreibt es dann. Beide sollten ver- einbaren, dazu im Gespräch zu bleiben. Möglich wäre zum Beispiel ein weiteres kurzes Teach-Back nach einem Monat, um zu sehen, wie nachhaltig das Trai- ning ist. Die Lernenden bleiben dadurch am Ball – und die Führungskräfte sehen den Nutzen der Maßnahme fürs Unter- nehmen klarer. Fazit: Nicht das durchge- arbeitete E-Training ist die Finish Line, sondern die erfolgreiche Anwendung. So fördern Sie, dass es im Unternehmen auffällt und Konsequenzen hat, wenn die Teilnehmenden das Gelernte (nicht) an- wenden. Oft haben Personalentwickler nicht alle Hebel in der Hand. Wir können nicht zu 100 Prozent für Unterstützung durch Vor- gesetzte sorgen oder einfach mal neben den Lernenden stehen und sie ermutigen, eine Übung jetzt doch zu machen. Aber mit Tools wie diesen können wir ganz klar in diese Richtung gehen. Und wie Sie gesehen haben, ist das gar nicht mal schwer, weder für die Lernenden noch für die E-Lerndesigner. Es sind kleine, aber wirksame und entscheidende Schritte für mehr Transferwirksamkeit. Die Aus- rede „Ich kann ja nicht …“ gilt ab jetzt nicht mehr. Und das Prinzip Hoffnung à la „Transfer findet in Selbstverantwortung statt“ sollte auch passé sein. Unser Trans- ferproblem ist lösbar – mit einfachen, anschlussfähigen Tools. Nicht mehr und nicht weniger. Starten Sie jetzt, damit Ihr E-Training den Stellenwert bekommt, den es verdient, nicht als kurzatmiger Klick- Impuls, sondern als entscheidender Bei- trag zum Unternehmenserfolg! Was ist Ihr nächster Schritt? Dr. Ina Weinbauer-Heidel, Dirk Meißner Dr. Ina Weinbauer- Heidel ist an der Schnitt- stelle zwischen Transferforschung und Transferpraxis tätig. Als Wissen- schaftlerin, Autorin, Keynote Speake- rin und Beraterin macht sie mit dem „Institut für Transferwirksamkeit“ wis- senschaftliche Erkenntnisse nutzbar. Institut für Transferwirksamkeit Werndlstraße 70 A-4300 St.Valentin www.transferwirksamkeit.com AUTOREN Dirk Meißner ist Journalist und Learning Expert. Er arbeitet als E-Lear- ning-Autor bei Bil- dungsinnovator, einer Marke der E Lear- ning Manufaktur. Seine Spezialität ist es, Videos und Podcasts in digitale Trainings einzubinden. E Learning Manufaktur GmbH Bildungsinnovator Erkrather Straße 401 40231 Düsseldorf www.bildungsinnovator.com

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==