Wirtschaft und Weiterbildung 10/2020
training und coaching 44 wirtschaft + weiterbildung 10_2020 und 8 Personen gar nur 8 x 49 Prozent. Das heißt: Acht Personen leisten gemein- sam weniger als vier einzelne Personen. Ringelmanns Erklärung: Je größer eine Gruppe ist, umso weniger wird die indi- viduelle Leistung wahrgenommen. Ent- sprechend sinkt der persönliche Einsatz. Dieses Phänomen kann man auch in Un- ternehmen beobachten. Amerikanische Psychologen haben hierfür den Begriff „Social Loafing“ geprägt – also, sich aus- ruhen auf Kosten anderer. „Meine Leistung trägt doch nur wenig zum Erfolg bei“ Für Unternehmen ist der „Ringelmann- Effekt“ einer der größten Feinde der Ef- fizienz und eine Schattenseite der Team- arbeit. Mit Teamarbeit kann zwar ein höherer Output erzielt werden – speziell bei Aufgaben, die unterschiedliche Fach- kenntnisse erfordern. Es kann aber auch die gegenteilige Wirkung eintreten – ins- besondere in virtuellen Teams oder wenn wie aktuell Teammitglieder im Home office arbeiten und somit auch die soziale Kontrolle teilweise entfällt. Stimmen Ringelmanns Berechnungen, dann müssten insbesondere Großunter- nehmen sehr ineffizient arbeiten. Ent- sprechend groß wäre die Effizienzstei- gerung, wenn der „Ringelmann-Effekt“ vermieden würde. Hierfür müssten die Unternehmen aber zunächst wissen, wel- che Faktoren zur Minderung der Leistung führen. Laut Ringelmann sind dies: • Das Bewusstsein, dass die eigene Leis- tung nur wenig zum Gesamterfolg bei- trägt. • Die Tatsache, dass es (in) der Gruppe nicht auffällt, welchen Beitrag der Ein- zelne leistet. Und: • Das Nichtverspüren eines höheren Ef- fekts, wenn man sich besonders an- strengt. Wer viele Ressourcen hat, verbraucht sie auch Cyril Northcote Parkinson, ein englischer Soziologe, kam 1957 zu ähnlichen Er- kenntnissen. Er untersuchte die Entwick- lung des britischen Marineministeriums, das ursprünglich das gesamte britische Empire verwaltete. Nach dessen Zerfall reduzierte sich die Mitarbeiterzahl des Ministeriums nicht. Im Gegenteil: Sie er- höhte sich. Daraus schloss Parkinson: Die Mitarbeiterzahl von Unternehmen korre- liert nur bedingt mit deren Arbeitsvolu- men. Und: Organisationen neigen dazu, sich selbst zu beschäftigen. Parkinson ermittelte hierfür unter anderem folgende Ursachen: Kennen Sie den Ringelmann-Effekt? Ma- ximilien Ringelmann, ein französischer Agraringenieur, untersuchte 1882 die Leistung von Pferden. Er fand heraus: Die Leistung zweier Pferde beim gemein- samen Ziehen einer Kutsche ist nicht doppelt so hoch wie die eines einzelnen Pferds. Fasziniert von dieser Entdeckung dehnte Ringelmann seine Untersuchun- gen auf Menschen aus. Beim Tauziehen stellte er fest: Je mehr Männer an einem Seil ziehen, umso geringer ist die Leis- tung des Einzelnen. Anhand seiner Untersuchungsergebnisse entwickelte Ringelmann eine Formel, um zu berechnen, wie effektiv Teams sind. Dieser Formel zufolge erbringen zwei Personen, die gemeinsam eine Aufgabe verrichten, nicht 2 × 100 Prozent, son- dern nur etwa 2 × 93 Prozent Leistung – und drei Personen nur 3 x 85 Prozent Ausruhen im virtuellen Team TEAMTRAINING. Im Business arbeiten Teams effizienter als Einzelpersonen. So lautet ein weitverbreitetes Credo. Das ist nicht immer der Fall. Oft schöpfen Teams ihr Potenzial nicht aus. Eine Ursache hierfür: Der Einzelne kann sich in der Gruppe verbergen. Diese Gefahr ist speziell bei virtuellen Teams groß. Motivation. Der französische Agraringenieur Maximilien Ringelmann (1861–1931) beobachtete, dass die Leistung von Menschen in Gruppen kleiner ist als die Summe der individuellen Leistungen. Der Leistungsabfall kann an einer schlechten Koordination (zum Beispiel beim Tauziehen) lie gen. Er kann aber auch etwas mit abnehmender Motivation zu tun haben. Die Forschung nach Ringelmann kümmerte sich intensiv um die Frage der Motivation. Soziales Faulenzen (Social Loafing) greift sofort um sich, wenn eine Person das Gefühl hat, die eigene Anstrengung sei nicht relevant für das Gesamtergebnis. Teamleiter sollten also dafür sorgen, dass jedes Teammitglied einen individuellen Beitrag leistet, den sonst niemand anderer übernehmen kann. Die Äußerung von Einzelmeinungen sollte außerdem gefördert werden. Was ist „soziales Faulenzen“?
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