Wirtschaft und Weiterbildung 10/2020

R wirtschaft + weiterbildung 10_2020 41 Generell gilt im Übrigen: Ein E-Trainer muss bei seiner Arbeit auch alles kön- nen, was ein Präsenztrainer zu bieten hat: wertschätzender Umgang mit den Teilnehmern, aufbauendes Feedback geben, Lerneinheiten lebendig gestalten, Abwechslung in der Methodik bieten, Storytelling beherrschen und eine aus- gebildete Stimmmodulation, Mimik und Gestik haben. Maximal drei Stunden Zeit im virtuellen Raum Woran hakt es am meisten? Auch das weiß Tanja Bächmann aus eigener Erfah- rung sehr genau: • Ein Acht-Stunden-Präsenzseminar ist Standard. Ein Online-Training sollte maximal drei Stunden dauern. Viele Trainer können sich einfach nicht vor- stellen, dass die Teilnehmer nicht län- ger vor dem Rechner sitzen können. • Ein immer wieder zu beobachtender Missgriff ist es, wenn die Teilnehmer vom Trainer bewusst stumm geschal- tet werden. Die Reaktionen werden von den Trainern nur über Chat, Handhe- ben oder Stempelfunktionen abgefragt. Es kommt dadurch kein gutes Mitei­ nander zustande. Eine spontane Frage und viele Kommentare werden dadurch „unterbunden“. Erst die Stummschal- tung aufzuheben und dann etwas zu sagen, ist ein Hindernis für den wert- vollen Austausch. • Generell kann man aufgrund der bishe- rigen Praxis sagen, dass die Teilnehmer sehr häufig zu wenig in den Austausch und in die Verbindung gebracht wer- den. Eine Gruppenarbeit von zehn Mi- nuten ist dafür keine Lösung, wenn der E-Trainer das Ganze zu Beginn und am Ende mit einem Monolog umrahmt. • Leider gibt es oft auch ein schlechtes Zeitmanagement – im virtuellen Raum brauchen manche Methoden länger oder kürzer, je nach Einsatzzweck. • Oft kommt die Monotonie im Ablauf von den langen Redezeiten der Trainer, die sich nicht präzise genug vorbereitet haben. • Der visuelle Lernkanal wird oft weniger angesprochen. Es gibt eine sehr lange Bildschirmteilung bei Verwendung von Powerpoint. Der Trainer ist dann nur noch im Kleinbild zu sehen und die Teilnehmer können dadurch keine Mimik und Gestik des Trainers wahr- nehmen. DVCT vergibt neues Zertifikat „Den Personalentwicklern fällt die Aus- wahl von E-Trainern noch sehr schwer“, hat der Deutsche Verband für Coaching und Training e. V. (DVCT), Deutschlands größter Berufsverband für Trainer und Coachs, beobachtet. Er bietet daher ab sofort eine standardisierte Zertifizierung für E-Trainer an. „Das hilft Trainingsver- antwortlichen bei der Konzeption von E-Trainings ebenso hohe Standards anzu- legen wie bei Präsenzveranstaltungen.“ Ab April 2020 konnten sich die ersten

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