Wirtschaft und Weiterbildung 10/2020
und werden oftmals ganz oder zum Teil auch nur teilweise von den Unternehmen übernommen. Über mangelnde Nachfrage vonseiten der Unternehmen braucht sich auch Profes- sorin Susanne Hensel-Börner nicht bekla- gen. Sie leitet den Studiengang „Digital Transformation & Sustainability“ an der HSBA Hamburg School of Business Admi- nistration. „Der Studiengang kommt bei den Unternehmen extrem gut an“, freut sich die Betriebswirtschaftsprofessorin. „Manche schicken uns schon im dritten Jahr ihre Mitarbeiter und etliche der Teil- nehmer machten schon während des Stu- diums einen Karrieresprung. Sie arbeiten oft als agile Coachs, Innovationsmanager oder Berater.“ Eine neue Art Change-Agents begleitet Veränderungen „Digitale Transformation und Nachhaltig- keit sind zwei Themen, von denen alle reden, die aber beide nur in ihrer Filter- blase existieren und sich nie treffen“, erklärt die Professorin. Auch in den Un- ternehmen seien sie nicht verbunden. Inhaltlich geht es in dem Studiengang um die Vernetzung von Menschen, Or- ganisationen und der Welt, den Einfluss digitaler Medien und die wachsende Be- deutung von Daten und Maschinen stets mit Bezug auf die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen, zu denen zum Beispiel menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum und bezahlbare und saubere Energie gehören. „Wir wollen Change-Agenten ausbilden, die Veränderungsprozesse begleiten und steuern können und als Übersetzer oder Schnittstellenmanager fungieren“, er- klärt Professorin Hensel-Börner. Zu den Dozenten gehören daher auch ein Philo- soph, ein agiler Coach und ein Bildungs- forscher. Studenten kümmern sich um Bauernhöfe oder Kindergärten Der erste Studiengang startete 2018. In diesem Jahr beginnen 18 Teilnehmer, wobei die Grenze eigentlich bei 17 Teil- nehmern liegt, weil das Studium einen sehr starken Projektcharakter hat. „Die Studenten erwerben 50 Prozent ihrer ECTS über Projekte“, sagt die Professorin. Pro Semester gibt es ein Projekt, zum Teil sind es Themen aus den Unternehmen. Dabei ging es zum Beispiel um Co-Wor- king auf dem Land, den CO2-Verbrauch beim Seitenaufruf von Unternehmens- websites oder die Entwicklung eines On- linekurses zu Blockchain. Die „Sustaina- bility Challenge“ ist eine Zeitspende für Nonprofit-Organisationen. „Wir haben das Ehrenamt ins Curriculum geholt“, so die Studiengangleiterin. Dabei haben sich die Studenten zum Beispiel um Obdach- lose gekümmert, auf einem ökologischen Bauernhof gearbeitet oder einen Kinder- garten in Nepal aufgebaut. Die Projekte werden von einem Dozenten begleitet und danach reflektiert. Zudem gibt es eine Learning Journey, die sich mit Work- shops durch das ganze Studium zieht und der Kompetenzentwicklung und persönli- chen Reflexion dient. Das fünfsemestrige Studium ist eine Mischung aus einem dualen und berufsbegleitenden Studium. So gibt es vorlesungsfreie Semester, in denen die Studenten im Unternehmen arbeiten, und Semester mit zwei Tagen Präsenzunterricht pro Woche. Kamen die Teilnehmer anfangs aus Hamburg und Umgebung, so studieren inzwischen auch Teilnehmer aus ganz Deutschland. „Etwas Vergleichbares gibt es einfach bis- her nicht“, so die Studiengangleiterin. Kultur und Technologie gleichermaßen wichtig Das gilt auch für den neuen Weiterbil- dungsmaster „Intercultural Leadership and Technology“ an der ebenfalls neu gegründeten Clausthal Executive School (CES) der Technischen Universität Claus thal, der im Herbst erstmals startet. Die wissenschaftliche Weiterbildungsakade- mie der Universität soll künftig berufs- begleitende Studiengänge und kürzere R
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