Wirtschaft und Weiterbildung 10/2020

menschen 14 wirtschaft + weiterbildung 10_2020 FÜHRUNGSKRAFT ALS INFLUENCER. Die Schlüsselfunktion von Führungskräften wird künftig sein, als erfolgreiche Beeinflusser beziehungsweise Influencer ihres Umfelds zu fungieren. Diese These vertritt die Managementberaterin und Trainerin Barbara Liebermeister in ihrem neuen Buch. Die Führungskraft als „Influencer“. Was heißt das? Barbara Liebermeister: Führungskräfte müssen sich als Bezie- hungsmanager verstehen, deren Kernaufgabe es ist, die Be- ziehungen im sozialen System „Unternehmen“ so zu gestal- ten, dass die Mitarbeiter effektiv zusammenarbeiten können. Sie sollten emotionale Leader sein, deren Aufgabe es ist, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder Netzwerkpartner zu inspirieren, sodass diese sich freiwillig für das Erreichen der gemeinsamen Ziele engagieren. Welche Fähigkeiten brauchen Führungskräfte hierfür? Liebermeister: Sie benötigen unter anderem sehr feine Anten- nen für die Stimmungen, Befindlichkeiten, Interessenlagen und Wechselwirkungen in ihrem Umfeld, um hierauf angemessen reagieren zu können. In Ihrem Buch dreht sich ein ganzes Kapitel um das gute alte „aktive Zuhören“ … Liebermeister: Ja, denn Kommunikation ist nicht nur die Basis von Beziehungen, sondern auch die wichtigste Informations- quelle – sofern man aktiv zuhört, was auch heißt, interessiert nachzufragen. Dabei ist es jedoch wichtig, nicht nur auf das gesprochene Wort zu achten, sondern auch die informellen Botschaften wahrzunehmen, die Personen zwischen den Zei- len formulieren und zum Beispiel durch ihre Körpersprache, ihre Mimik und Gestik artikulieren. „Ein Chef muss den Dialog mit Mitarbeitern suchen“ Welche Fähigkeiten brauchen Führungskräfte, die sich als Influencer verstehen, sonst noch? Liebermeister: Sie müssen bereit und fähig sein, ihr Denken und Handeln situations- und kontextabhängig daraufhin zu überprüfen, inwieweit sie damit die gewünschte Wirkung er- zielen. Sie müssen sich sozusagen als Lernende begreifen und sich als Person weiterentwickeln wollen. Eng verknüpft sind damit solche Eigenschaften wie Neugier und Bereitschaft zur Veränderung. Influencer sein, bedeutet für Sie also mehr, als mit den digitalen Informations- und Kommunikationsmedien virtuos umgehen zu können? Liebermeister: Das ist für mich eigentlich nur ein Nebenaspekt beziehungsweise eine Begleit- oder Folgeerscheinung. In den Unternehmen spielt zwar – auch aufgrund der zunehmenden Vernetzung – die Kommunikation per E-Mail und spätestens seit Corona mittels Kollaborationstools und Kommunikations- systemen wie Teams, Zoom oder Skype eine immer wichtigere Rolle. Anders sieht dies jedoch bezogen auf die klassischen Social Media wie Facebook, Youtube, Linkedin, Instagram & Co. aus. Sie spielen zumindest im Führungsprozess eher eine marginale Rolle. Trotzdem kann man von den sogenannten Influencern in den Social Media vieles lernen, wenn es um die Frage geht: Wie erreiche ich, dass andere Menschen mir folgen und sich von mir direkt oder indirekt beeinflussen lassen? Barbara Liebermeister. Die Traine­ rin leitet das „Institut für Führungs­ kultur im digitalen Zeitalter“ (IFIDZ) in Frankfurt am Main (www.ifidz.de). Sie ist im Beirat der Stiftung Integ­ rata, die sich für die humane Nut­ zung der IT-Technologie einsetzt. Foto: IFIDZ

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