Wirtschaft + Weiterbildung 4/2020

training und coaching 52 wirtschaft + weiterbildung 04_2020 jüngerer, weniger erfahrener und damit preiswerterer Coachs auf dem Markt auch digitale Coaching-Portale sein, die zuneh- men in den Markt drängen und Druck auf die Honorare der Coachs ausüben. Ein Coaching-Portal zwängt sich in der Regel in der Rolle als „Disruptor“ in die Kun- denbeziehung von Business-Coach zur Personalabteilung eines Unternehmens. Einige Coaching-Portale experimentieren aber auch mit neuen Formen des Online- Coachings. Soll der Coaching-Markt regu- liert werden? Traditionell greift die „Coaching-Umfrage Deutschland“ mit ihren Fragen auch immer eine aktuelle Diskussion in der Coaching-Szene auf. Dieses Mal sollten die Befragten sagen, ob sie für oder gegen eine staatliche Regulierung des Berufs des „Coachs“ sind. Bei einer Vielzahl von Coaching-Zertifikaten macht es die Pro- fession den Nachfragern schwer, sich zu orientieren. Noch immer darf sich jeder Coach nennen und machen, was er für richtig hält, während sich potenzielle Kli- enten nur mit größerem Aufwand einen Eindruck über die Seriosität des Angebots und die Qualifizierung des Coachs ma- chen können. Nach den Ergebnissen der Coaching- Umfrage Deutschland halten mehr als die Hälfte der Befragten (51,4 Prozent) eine Regulierung des Coachings für sinnvoll. Ein Wert, der seit dem Jahr 2016 relativ stabil ist. Gleichzeitig hat sich das Lager der Regulierungsgegner deutlich verklei- nert. Gaben 2018 noch 31,3 Prozent an, eine Regulierung grundlegend abzuleh- nen, sind es Ende 2019 nur noch 23,4 Prozent. Weitere 25 Prozent sind in dieser Frage noch unentschieden. Interessant ist, dass unter den Regulierungsgegnern vor allem ältere und besserverdienende Coachs sind. Sie werden häufiger von Unternehmen und damit lukrativer be- zahlt. Die Regulierungsgegner verrechnen mit durchschnittlich 170,37 Euro höhere Stundensätze als Regulierungsbefürwor- ter mit 147,88 Euro. So scheinen sich die etablierten Coachs mit überdurch- schnittlichem Stundensatz nur wenig von einer Regulierung des Coachings zu versprechen. Sie haben scheinbar wenig zu gewinnen, aber vielleicht durch neue Regularien, Vorschriften und neue Quali- tätsnachweise etwas zu verlieren. Schaut man sich das Lager der Befürworter ge- Der durchschnittliche Stundensatz (60 Minuten), den Unternehmen an einen männlichen Coach bezahlen, sank nach der aktuellen Coaching-Umfrage um 5,2 Prozent von 191,52 Euro im Jahr 2018 auf 181,55 im Jahr 2019. Der Stundensatz für weibliche Coachs sank sogar um 8,7 Prozent von 185,94 Euro auf 169,68 im Jahr 2019. Bei den Coachings für private „Selbstzahler“ sieht es etwas positiver aus: Der durchschnittliche Stundensatz (privat bezahlt) für männliche Coachs sank von 133,43 Euro „nur“ um 3,8 Pro- zent auf 128,43 Euro im Jahr 2019. Der durchschnittliche Stundensatz (privat bezahlt) für weibliche Coachs stieg sogar um 4,4 Prozent von 119,78 Euro im Jahr 2018 auf 125,07 Euro im Jahr 2019. Gründe für diese Honorarentwicklung könnten, neben einer größeren Anzahl Business-Coaching: Honorare gehen langsam auf Talfahrt 18. COACHING-UMFRAGE. Der RTC Roundtable der Coachingverbände (Sprecher: Lutz Salamon) und Jörg Middendorf, Leiter des BCO Büro für Coaching und Organisationsberatung, veröffentlichten Mitte März die Ergebnisse der 18. „Coaching Umfrage Deutschland“ (www.coaching-umfrage.de). De mnach scheint sich das generelle Marktumfeld für viele Coachs verschlechtert zu haben. Jörg Middendorf. Der Berater und Coach aus Frechen fühlt mit wechselnden Kooperationspartnern seit 18 Jahren der Coaching-Branche den Puls.

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