Wirtschaft + Weiterbildung 4/2020
personal- und organisationsentwicklung 30 wirtschaft + weiterbildung 04_2020 Lernweg. Der Vertrag Loyalität gegen Arbeitsplatzsicherheit gilt nicht mehr. • „Work-Life-Balance“ – Verschiedene Rollen und Lebensbereiche stehen gleichwertig nebeneinander, teilweise phasenweise oder auch langfristig in Konkurrenz zur Rolle als Akteur. • „Industrie 4.0“ – Alles wird digital, was massiv in die Strukturen im Unterneh- men eingreift. Vor diesem Hintergrund gibt es viele Ansätze, die eine Orientierung bieten möchten. Die Komplexität erfordert eine Abkehr von linearem Management hin zu einem systemisch-kybernetischen Den- ken. Orientierungswissen wird wichtiger als Verfügungswissen, betonte schon der Bremer Neurobiologe und Systemforscher Peter Kruse. Von Führung wird gefordert, dass sie sich der digitalen (R)Evolution anpasst und „beidhändig“ wird, sodass sich Hierarchien flexibilisieren und agi- lisieren können. Partizipation, neue Teamarbeit, Arbeiten in (virtuellen) Netz- Was ist der Unterschied von Organisatio- nen zu anderen sozialen Strukturen wie Freundeskreisen, Vereinen, Parteien oder Protestbewegungen? Organisationen ver- folgen einen Zweck. Andernfalls würde es kaum Stabilität, Strukturiertheit und Berechenbarkeit innerhalb und im Aus- tausch mit der Umwelt geben. Zweck ist konstituierend für ein Unternehmen. Er ist ein wesentliches Element neben der Mitgliedschaftsbedingung und der Hierar- chie. Insofern dockt die Purpose-Driven- Organization“ (PDO) zuerst einmal gut an den Businesskontext an. Bestärkt wird die Attraktivität eines über- geordneten Zwecks (im Folgenden sy- nonym auch mit Sinn bezeichnet) noch durch weitere Faktoren und Phänomene: • Die Welt wird immer mehr „VUCA“ – Damit verlieren erprobte, auf Res- sourcenoptimierung zielende Metho- den ihre Wirkung. Entscheidungen fühlen sich immer riskant an, da das eine passieren kann, aber auch das an- dere. Strategieprozesse haben es mit komplexen (= undurchschaubaren) Umwelten und Dynamiken zu tun und irgendwie wirkt alles widersprüchlich, was man als Annahme bräuchte, um handlungsfähig zu werden. • „War for talents“ – Unternehmen müs- sen sich zunehmend um Menschen mit bestimmtemWissen und Kompetenzen bemühen. Geld und attraktive „Pakete“ alleine scheinen dafür nicht mehr aus- zureichen. • „Identität“ – Arbeitsverhältnisse geben kaum mehr Sicherheit als Identitäts anker. Sie werden in zunehmendem Maße Passagen auf einem lebenslangen Wenn schon ein Zweck, dann ein „zweckloser“ ORGANISATIONSENTWICKLUNG. Eine „Purpose-Driven-Organization“ (PDO) scheint gut in unsere moderne Zeit zu passen und viele Vorteile zu haben. Aber wenn sich eine Organisation auf einen übergeordneten sinnstiftenden und geteilten Purpose ausrichtet, verliert sie an Elastizität und macht sich inflexibler, als es sein müsste, warnt Dr. Wolfgang Karrlein, der Autor dieses Fachartikels. Foto: akindo / gettyimages.de
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