Wirtschaft + Weiterbildung 4/2020
R wirtschaft + weiterbildung 04_2020 27 nal einige grundlegende Vereinbarungen zur Zusammenarbeit für den betreffen- den Zeitraum getroffen. Insgesamt lautete die Devise: so viel Selbstorganisation und Freiheitsgrade wie möglich für das Team. Lediglich für ein paar disziplinarische Führungsaufgaben, wie Mitarbeiterge- spräche oder Eskalationsszenarien, sollte die Gesamtleitung Personal hinzugezogen werden. Darüber hinaus wurde in Abstimmung mit der Gesamtleitung Personal entschie- den, dass jeweils ein Teammitglied aus der Personalentwicklung in monatlich rollierendem Wechsel am wöchentlichen Jour fixe der Personalführungskräfte teil- nehmen sollte, sodass das Team gut an die bestehenden Kommunikationsabläufe angebunden war und kein Informations- defizit entstand. Diese Intervention führte zu anfänglichen Irritationen im Umfeld, wurde in der Praxis dann aber schnell akzeptiert und erwies sich als ausgespro- chen fruchtbar und funktional. Zusätzlich fand ein vorbereitender Stra- tegie-Workshop zur gemeinsamen Ent- wicklung der Agenda 2018 statt. Außer- dem wurden unterstützende individuelle Entwicklungsmaßnahmen vereinbart und initiiert. Ergänzend erhielt das Team ein Budget zur freien Verfügung, mit dem es Teammaßnahmen bedarfsorientiert selbst initiieren konnte. Letzteres wurde in der Zeit der Selbstorganisation auch genutzt. So entschied sich das Team für eine re- gelmäßige Supervision mit einer externen Beraterin. Sechs Monate ohne Führungskraft Im Nachhinein betrachtet war dies eine sehr wichtige Erfolgsvoraussetzung in der Selbstorganisation. Abschließend gab es aufgrund meiner weggefallenen Kapazität als Führungskraft ein zusätzliches Bud- get für eine externe Ressource, auf die bei Überlastung zurückgegriffen wurde. Von November bis April organisierte das Team sich selbst und sammelte jede Menge Erfahrung und Learnings in Sa- chen Selbstorganisation. Im Rahmen der parallelen Evaluation wurde deutlich, dass das Experiment von den Teammit- gliedern in Summe überwiegend positiv bewertet wurde. Über die Zeit hinweg nahmen beispielsweise die gefühlte Selbstwirksamkeit und empfundene ge- genseitige Unterstützung im Team zu, wohingegen die subjektiv gefühlte Belas- tung abnahm. Gleichzeitig ging es aber auch emotional hoch her, weshalb sich das Team schon bald zur Inanspruch- nahme externer Supervision entschloss. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Team die Zeit ohne Führungskraft für die Organisation und interne Kunden sehr gut und vollkommen eigenständig gemeistert hat. Als ich nach sechs Monaten zurückkam, stießen gefühlt zwei Welten aufeinander, da ich den gemeinsamen Prozess des
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==