Wirtschaft + Weiterbildung 4/2020
wirtschaft + weiterbildung 04_2020 21 Arbeitsplatz zur Verfügung stehen. Fra- gestellung: Wie können Sie sicherstellen, dass die Teilnehmenden die Möglichkeit, die Erlaubnis beziehungsweise den Auf- trag und die nötigen Ressourcen haben, um das Gelernte anzuwenden? Persönliche Transferkapazität (Stellhebel 9): Persönliche Transferkapazität ist das Ausmaß, in dem die Teilnehmenden Ka- pazitäten – bezogen auf Zeit und Arbeits- belastung – zur Verfügung haben, um neu Erlerntes erfolgreich anzuwenden. Fragestellung: Wie können Sie unterstüt- zen, dass die Teilnehmenden ausreichend Zeit und Kapazitäten haben, um das Ge- lernte im Arbeitsalltag auch wirklich um- zusetzen? Unterstützung durch Vorgesetzte (Stellhe- bel 10): Unterstützung durch Vorgesetzte ist das Ausmaß, in dem die Vorgesetzten der Teilnehmer den Transfer aktiv einfor- dern, monitoren, unterstützen und ver- stärken. Fragestellung: Wie können Sie dafür sorgen, dass die Vorgesetzten der Teilnehmenden die Anwendung des Ge- lernten unterstützen, fördern und einfor- dern? Unterstützung durch Peers (Stellhebel 11): Unterstützung durch Peers ist das Ausmaß, in dem die Kollegen der Teil- nehmenden den Transfer unterstützen. Fragestellung: Wie können Sie fördern, dass alle Kollegen der Teilnehmenden den Transfer begrüßen und auch aktiv unter- stützen? Transfererwartung im Unternehmen (Stell- hebel 12): Definition: Transfererwartung im Unternehmen ist das Ausmaß, in dem Teilnehmende positive Folgen durch die Anwendung des Gelernten bzw. das Aus- bleiben negativer Folgen durch die Nicht- anwendung erwarten. Fragestellung: Wie können Sie dafür sorgen, dass es im Un- ternehmen auffällt und Konsequenzen hat, wenn die Teilnehmenden das Ge- lernte (nicht) anwenden? In ihrem Buch „Was Trainings wirklich wirksam macht: 12 Stellhebel der Trans- ferwirksamkeit“ (Verlag Tredition, Ham- burg 2016) beschreibt Weinbauer-Heidel alle 12 Stellhebel ausführlich und verrät jeweils etwa zehn Tools, die den Umgang mit dem betreffenden Stellhebel erleich- tern. Ihrem Karlsruher Publikum schlug sie vor, sich doch einmal unter ihrer Anleitung mit dem Stellhebel Nr. 10 zu beschäftigen. Er heißt: „Unterstützung durch Vorgesetzte“. Oft fehlt Gefühl der Dringlichkeit Der unmittelbare Vorgesetzte ist die am meisten erforschte Determinante. Seine Unterstützung ist erwiesenermaßen aus- gesprochen wichtig für den Trainingser- folg, doch der Chef weiß oft nicht, wie segensreich seine Unterstützung sein könnte. Außerdem fühlt er sich nicht zuständig („Das macht die Personalab- teilung“), ihm fehlt zudem ein Gefühl für die Dringlichkeit, da Transferunter- stützung keine offizielle Aufgabe ist und ihm sind sehr oft auch die Transferziele nicht klar genug. „Wie können wir es för- dern, dass die direkten Vorgesetzten die Anwendung des Gelernten unterstützen, fördern und einfordern?“, fragte die Re- ferentin und warnte: „Solange wir dem Vorgesetzten lange Formulare für Vor- und Nachbereitungsgespräche geben, so lange stärken wir den Mythos, dass eine Führungskraft Zwangsarbeiten für die PE-Abteilung erledigen muss.“ Aber in Wirklichkeit sei es genau umgekehrt. „Die Chefs haben sehr viel davon, wenn nach einem Seminar die Meetings kürzer dauern und dort bessere Entscheidungen getroffen werden.“ Weinbauer-Heidel berichtete von einer Idee: Bevor ein Führungskräfteentwick- lungsprogramm startet, kann die Ab- teilung Personalentwicklung an die je- weiligen Chefs der Teilnehmenden ein paar Unterlagen schicken – mit der An- merkung: „Anbei finden sie auch einen freiwilligen Selbstcheck, den Sie selbst gleich auswerten können. Der Check sagt Ihnen, ob sie bereits das meiste aus den Trainings ihrer Mitarbeiter herausholen.“ In dem Selbstcheck stehen dann Items wie „Ich habe mit meinem Mitarbeiter besprochen, was ich von diesem Training erwarte …“. Diese Items beschreiben alle Handlungen der Vorgesetzten, die R Keynote. Auf dem „Learntec“-Kongress Ende Januar 2020 in Karlsruhe durfte die Transferforscherin Ina Weinbauer-Heidel im großen Konferenzsaal auftreten. Ina Weinbauer-Heidel. Leidenschaft für Wissenschaft und Praxis. Fotos: Martin PIchler
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==