Wirtschaft und Weiterbildung 3/2020

grundls grundgesetz Boris Grundl 64 wirtschaft + weiterbildung 03_2020 Viele Menschen verzetteln sich in den Anforderun- gen des Alltags. Dabei kann jeder seine Wirksam- keit steigern, wenn er seine Antreiber tiefer hinter- fragt und mentale Ressourcen klüger bündelt. „Ich werde Indien gewaltlos befreien“, sagte Mahatma Gandhi und verdichtete seine Wirkung und Identität auf einen Satz. Es gilt, ein tieferes Prinzip zu verstehen – das des Brennglases. Jeder kann als Brennglas Veränderung spüren und einen Unterschied machen – ohne Ver- zettelung, mit klaren Prioritäten im Tun und Unter- lassen. Der Wunsch nach Klarheit ist die mentale Trägerwelle von Brenngläsern, die sie gegen gesell- schaftliche Vorgaben und Modewellen immunisiert. Sie suchen die Substanz hinter Plattitüden, hassen Nebelbomben und stellen sich der Wahrheit, auch wenn sie wehtut. Sie polarisieren im Denken und Sprechen. Brenngläser sind faire, unbequeme Per- sönlichkeiten mit Charakter. Der Bauchladen des „Alles-haben-und-kontrollie- ren-Wollens“ ist das Prinzip der Gießkanne. Gieß- kannen kommen durch Daueraktionismus kaum zur Ruhe. Selbstreflexion findet sich bestenfalls in Krisen. Sie brennen schrittweise aus. Energiegela- den fragen sie sich morgens: „Was gibt es zu tun?“, und wundern sich abends, am Monatsende oder nach fünf Jahren, warum sie kaum vorangekommen sind. Ihr Credo: „Ich habe zu wenig Zeit.“ Gießkan- nen verzetteln sich. Setzen zu kurzfristige Prioritä- ten. Sagen zu oft Ja zu Unwichtigem. Sie erstreben äußere Harmonie, weil innere fehlt und ersehnen Bestätigung durch andere. Sie wollen psycholo- gische Unsicherheit vermeiden. Hängen sich rein, fühlen sich gebraucht und ziehen beim Wahn des Höher-Schneller-Weiter mit. Die Gießkanne wirkt wie ein Ferrari, dessen Hinterräder bei Vollgas im Kiesbett durchdrehen. Brenngläser fragen sich morgens: „Was wünsche ich, abends getan zu haben, was am Wochen- oder Jahresende?“ Und mehr, die Frage aller Fragen: „Was will ich am Ende des Lebens getan haben?“ Dieser Fokus verbindet sie mit Gandhi. Er bestimmt ihr Tun und Unterlassen. Sie folgen der geistigen Idee des Flexibler-Klarer-Tiefer. Deswegen redu- zieren sie sich. Ihre mentale Haltung entsteht aus Konsequenz statt Disziplin. Disziplin braucht es nur, bis Überzeugung da ist. Zu viele verwechseln das. Disziplin heißt, durchziehen. Streng Dich an! Kon- sequenz heißt, ständig anfangen. Jeden Tag. Jede Stunde. Jede Sekunde. Anfangen und Loslassen. Im Nichtstun bleibt nichts ungetan! Konsequenz schenkt weit mehr Energie als Disziplin. Brenngläser sind mutig und ehrlich zu sich selbst in ihrer Unvollkommenheit und akzeptieren sich als scheiternder Mensch. Trotzdem orientieren sie sich an Spitzenergebnissen, nicht am Massendenken. Das ist kein Widerspruch, sondern ein echtes Geheimnis. In Brennglas-Kulturen hat jeder die Chance, der beste Mensch zu werden, der er sein kann. Und wenn Sie sich fragen, ob Boris Grundl ein Brennglas ist, lautet die Antwort: „Ich bin die Mög- lichkeit, anderen zu Wachstum, Kraft und Größe zu verhelfen.“ Manche nennen das Mission Statement. Ich nenne es Energiespender, Konzentrations- und Entscheidungshilfe. Ja, Brenngläser sind manchmal unbequem. Doch sehr wirkungsvoll. Sie machen einen Unterschied, zeigen Einzigartigkeit und spü- ren eine Energie, die von innen kommt. Welche mentale Haltung bevorzugen Sie? Paragraf 83 Strebe nach Klarheit! Boris Grundl ist Managementtrainer und Inhaber des Grundl Leadership Instituts, das Unternehmen befähigt, ihrer Führungsverantwortung gerecht zu werden. Er gilt bei Managern und Medien als „der Menschenentwickler“ (Süddeutsche Zeitung). Sein jüngstes Buch heißt „Verstehen heißt nicht einverstanden sein“ (Econ Verlag, Oktober 2017). Boris Grundl zeigt, wie wir uns von oberflächlichem Schwarz-Weiß-Denken verabschieden. Wie wir lernen, klug hinzuhören, differenzierter zu bewerten, die Perspektiven zu wechseln und unsere Sicht zu erweitern. www.borisgrundl.de Was will ich am Ende des Lebens getan haben? Diese Frage verbindet Sie mit Mahatma Gandhi. „ „