Wirtschaft und Weiterbildung 3/2020

R wirtschaft + weiterbildung 03_2020 49 auch Coachs gab, die nicht ausgezeichnet wurden. „Von insgesamt über 300 Coachs in unserer Stichprobe wurden nur 54 aus- gezeichnet. Es wird explizit angegeben, dass nur Coachs die Auszeichnung erhal- ten haben, deren Ergebnisse von fünf Kli- enten mit wissenschaftlichen Skalen sehr positiv bewertet wurden“, erklärt Profes- sor Greif. „In dieser Gruppe haben wir keine Coachs mit negativen oder schwa- chen Bewertungen der Zufriedenheit und Zielerreichung gefunden, sondern durch- gehend sehr gute Bewertungen.“ Zudem sei es in vielen Leistungsfeldern vollkom- men üblich, allen eine Auszeichnung zu geben, die bestimmte Leistungen erbracht haben. „Es ist nach unseren Erfahrungen heute schon sehr viel, wenn sich Coachs so intensiv und systematisch auf wissen- schaftliche Evaluationen einlassen“, so der Osnabrücker Psychologe. Auf das ursprünglich angekündigte Ran- king habe man aus verschiedenen Grün- den verzichtet. Dazu hätte man die Ska- len gewichten und einen gewichteten Gesamtwert über die Bewertungen der Ergebnisse bilden müssen. „Es wäre sehr angreifbar, wenn wir bei einem solchen artifiziellen Wert einen Cutting-Point de- finiert hätten“, so Greif. „Im Vertrag mit Xing war klar geregelt, dass wir eine Liste ohne Ranking liefern.“ Teilnehmende Coachs mussten eine Reihe von Grundvoraussetzungen erfül- len, darunter eine Coaching-Ausbildung von mindestens 150 Stunden vorweisen. Eine willkürliche Stichprobe bei einem Coach zeigte, dass dieser keine Coaching- Ausbildung vorweist. Nahezu alle Coachs hätten eine Coaching-Weiterbildung ab- solviert, so Professor Greif. Bei einzelnen älteren Coaching-Pionieren aus Geburts- jahrgängen der 1940er habe man Aus- nahmen gemacht, „weil sie in ihren Coa- ching-Anfängen kaum an einer geeigne- ten Coaching-Weiterbildung teilnehmen konnten und wenn sie ihre Qualifikation in anderen Feldern erbracht und gezeigt haben und wenn sie sogar Publikationen im Coaching-Feld vorweisen können.“ Das kann man machen, nur müsste man darauf hinweisen. Problem ist das „alte“ Top-Coach-Siegel Nach wie vor nutzen Coachs das alte Top- Coach-Siegel von 2016, darunter zum Bei- spiel der umstrittene Motivationstrainer Jürgen Höller. „Die Lizenzvereinbarun- gen wurden damals direkt mit der Zeit- schrift „Focus“ geschlossen. Für Details müssen wir an die Kollegen verweisen“, schreibt Sabine Brockmeier von „Xing Coaches und Trainer“. Ein damals und jetzt neu ausgezeichneter Coach nutzt beide Siegel auf seiner Website. Das ist – vor allem vor dem Hintergrund der sehr unterschiedlichen Qualitätsstandards der beiden Auszeichnungen – verwirrend und irreführend. Das gilt auch für die Xing-Website. Dort steht: „Um die Transparenz weiter vo­ ranzutreiben und ein zusätzliches Qua- litätskriterium zu etablieren, welches die Wahl eines geeigneten Coachs weiter vereinfacht, hat „Xing Coaches und Trai- ner“ im Jahr 2016 das “Top Coach-Siegel” ins Leben gerufen. Gemeinsam mit dem Medienpartner „Focus“ wurden die Top- Coachs 2016, eingeteilt in 15 Kategorien unter anderem für die Bereiche Führungs- kräfte-, Verkaufs- oder Kommunikations- coaching prämiert.“ Und weiter: „2018

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