Wirtschaft und Weiterbildung 3/2020
von Qualitätsstandards. Das Problem: Der nichtakademische Anbieter in Deutsch- land übernimmt damit quasi die Aufga- ben einer Hochschule, ohne sich an die in Deutschland gültigen Standards halten zu müssen. In Deutschland sind sowohl beim Fran- chising als auch bei der Validierung vor allem britische Hochschulen aktiv. Dazu gehören zum Beispiel die Middlesex Uni- versity, die London Metropolitan Univer- sity und die University of Sunderland. „Das ist ein großer und problematischer Bereich“, sagt Matthias Enders von der Zentralstelle für ausländisches Bildungs- wesen (ZAB) im Sekretariat der Kultus- ministerkonferenz, die zuständige Stellen über die Anerkennung von ausländischen Abschlüssen berät. „Die britischen Hoch- schulen haben dabei freie Hand, sofern sie das Recht zur Gradverleihung haben.“ Und wenn eine anerkannte britische Uni- versität den Abschluss verleiht, dürfe der Grad in Deutschland auch geführt werden. Allerdings sei damit nicht auto- matisch ein Hochschulstudium nachge- wiesen. „In vielen Fällen ist nur schwer nachzuvollziehen, wie das genau abläuft und welche Maßnahmen zur Qualitäts sicherung ergriffen werden“, sagt Enders. Die Informationsbeschaffung gestalte sich oft aufwendig. Studieninteressierte sollten genau hinschauen und folgende Fragen checken: Wer verleiht den Master- grad? Sind die Studenten offiziell an der Uni eingeschrieben? Wie stellt die grad- verleihende Hochschule fest, dass ein Studiengang gleichwertig ist? War sie an der Konzeption und der Entwicklung des Lehrplans beteiligt? Legt die Hochschule die Zulassungskriterien fest und wählt die Studenten aus? Nimmt die Hochschule die Prüfungen ab und bewertet sie? Ist die Hochschule an der Auswahl der Lehr- personals beteiligt? Wird das Lehrperso- nal von der Uni geschult und regelmäßig überprüft? Gibt es ein regelmäßiges Mo- nitoring vor Ort, bei dem Vertreter der Hochschule mit den Verantwortlichen und Studenten sprechen? Auch Arbeit- geber sollten vorsichtig sein, wenn ein Bewerber einen ausländischen Masterab- schluss vorlegt, den er an einer deutschen nichtakademischen Institution erworben hat. Denn auch wenn er den Mastertitel führen darf, bedeutet das nicht unbe- dingt, dass er damit auch ein deutschen Qualitätsanforderungen entsprechendes Hochschulstudium absolviert hat. Bärbel Schwertfeger R „In vielen Fällen ist nur schwer nachzuvollziehen, wie Qualitätssicherung abläuft.“ Matthias Enders
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