Wirtschaft und Weiterbildung 3/2020
training und coaching 40 wirtschaft + weiterbildung 03_2020 Wie viele davon den Bachelor übersprun- gen haben und gleich einen Weiterbil- dungsmaster absolviert haben, ist nicht bekannt. „Den meisten reicht erstmal ein Bachelor-Abschluss. Zweidrittel der Stu- dierenden ohne Abitur sind 30 Jahre und älter. Daher wollen sie auch nicht mehr zu viel Zeit im Studium verbringen“, er- klärt CHE-Expertin Dr. Sigrun Nickel. Vor allem im Vergleich zu den Studierenden insgesamt entscheiden sich die Studenten ohne Abitur damit deutlich seltener für ein anschließendes Masterstudium. Doch das geht auch ohne Bachelor. So können beruflich Qualifizierte ohne all- gemeine Hochschul- und Fachhochschul- reife unter bestimmten Voraussetzungen in etlichen Bundesländern auch direkt in ein Masterstudium einsteigen, ohne vor- her erworbenen Bachelorabschluss. „Das geht nur beim Weiterbildungsmaster, nicht beim konsekutiven Master“, erklärt CHE-Expertin Nickel. Weiterbildungs- master sind stets kostenpflichtig, da sie über Studiengebühren refinanziert wer- den müssen. Sie sind aber sowohl vom Abschluss als auch vom Qualifikations- niveau den konsekutiven Masterstudien- gängen gleichwertig. Ein Weiterbildungsmaster richte sich an Interessenten, die schon mehrere Jahre Berufserfahrung in dem Fachbereich des Studiengangs und eine höhere Position erreicht haben, so Nickel. „Nach der Lehre und einem Jahr Berufserfahrung gleich in den Master einzusteigen, funkti- oniert nicht.“ Zudem gebe es in der Regel zusätzliche Zulassungsbedingungen. „Das ist schon voraussetzungsvoll, wenn Hochschulen so etwas anbieten“, so die CHE-Expertin. Zahlen dazu, wie viele der Studenten ohne Abitur den Bachelor übersprungen haben und gleich einen Weiterbildungsmaster absolviert haben, gibt es nicht. Laut einem CHE-Arbeitspapier von 2017 ist es in elf von 16 Bundesländern mög- lich, einen weiterbildenden Masterstu- diengang mit einer beruflichen Qualifi- kation und ohne ersten Hochschulab- schluss zu erreichen. Die Vorgaben zur Gestaltung und den Zugangsvorausset- zungen sind dabei jedoch zum Teil sehr unterschiedlich. So lassen die Hochschul- Früher waren die Bildungswege strikt ge- trennt. Wer eine Berufsausbildung – viel- leicht auch ohne Abitur – absolviert hatte und dann später studieren wollte, musste einen mühsamen Weg gehen. Diese Zeiten sind vorbei. Heute können auch „beruflich Qualifizierte“ ein Studium be- ginnen. Das wurde in allen Landeshoch- schulgesetzen festgelegt. „In der Regel braucht man eine abge- schlossene Berufsausbildung plus zwei bis drei Jahre Berufserfahrung“, sagt Bar- bara Hemkes, Leiterin des Arbeitsberei- ches „Innovative Weiterbildung, Durch- lässigkeit, Modellversuche“ beim Bun- desinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn. Damit habe man dann den Zugang zu einem fachgebundenen Studium. Das bedeutet, dass der gewünschte Studien- gang fachlich zum Ausbildungsberuf pas- sen muss. Ob das der Fall ist, entscheidet die Hochschule. Wer dagegen erfolgreich eine berufliche Aufstiegsfortbildung wie einen Meister, Fachwirt oder Techniker abgeschlossen hat, der hat damit gleich- zeitig eine nicht- oder außerschulisch er- worbene Hochschulzugangsberechtigung und damit uneingeschränkten Zugang zu einem Studium aller Fachrichtungen. Studenten ohne Abitur Doch nach wie vor gibt es nur wenige Studenten ohne Abitur. Beim CHE Cen- trum für Hochschulentwicklung erfasst man anhand der Daten des Statistischen Bundesamtes jährlich die Zahl der Stu- denten ohne Abitur. Danach haben im Wintersemester 2018/19 genau 62.107 Personen ohne Abitur studiert. Davon befanden sich zu diesem Zeitpunkt nur 11,2 Prozent in einem Master-Studium. Abkürzung zum Master BERUFSBEGLEITENDER MASTER. Die Öffnung der Hochschulen ermöglicht es, auch ohne Abitur und Bachelorabschluss einen Weiterbildungsmaster zu beginnen – allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen und nicht in allen Bundesländern. Oft sind jahrelange Führungserfahrung und ein Zugangstest vorgeschrieben.
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