Wirtschaft und Weiterbildung 3/2020
wirtschaft + weiterbildung 03_2020 33 kann. Wir sollen Konzepte für Seminare und Workshops liefern und gleichzeitig das informelle Lernen nach der 70-20- 10-Regel besser unterstützen können. Es geht immer mehr darum, informelles Ler nen (Learning by Doing und Austausch mit den Kollegen) zu unterstützen und gleichzeitig soll das Lernen auch noch immer individueller werden. Wenn die Ansprüche der Unternehmen nach oben schießen, dann freue ich mich, weil wir unsere Leistungsfähigkeit (zum Beispiel in Sachen Transfererfolg und Individuali sierung) zeigen können. Moderator: Gehen ihre Präsenztrainer eigentlich mehrheitlich und mit Begeisterung mit auf die Blended- Learning-Reise? Schmidt: Im Präsenzseminar brauchen wir Trainer mit einer hohen Methoden kompetenz, die aber schon in den letz ten Jahren durch eine Blended-Learning- Kompetenz deutlich erweitert wurde. Wir schieben unsere Trainer regelrecht in kon tinuierliche Weiterbildungen, damit sie über die Rolle des Präsenztrainers hinaus wachsen. Wir reden mit ihnen über Men toring, Coaching, Tutoring, Moderation von Webinaren und Online-Workshops. Wir brauchen Trainer, die online trainie ren können, weil wir den Unternehmen auch Lernplattformen bereitstellen, die jede Art von Kollaboration ermöglichen. Rihaczek: Ich finde, wer eine Präsenz veranstaltung mit einer Gruppe leitet, sollte auch bei der Nachbereitung im Ein satz sein – einfach um keinen Bruch zu haben. Dazu muss der betreffende Trai ner aber in den virtuellen Formaten arbei ten können und wollen. Dyas: Ein guter Präsenztrainer kann nicht unbedingt zu einem guten Online-Trainer werden. Die Methoden unterscheiden sich doch sehr stark zwischen Präsenz training und onlinebasierten Trainings. Wir sind in der vorteilhaften Situation, zahlreiche Präsenzseminare und viele Blended-Learning- und Online-Lehrgänge anzubieten. Somit gibt es nicht nur für jeden Teilnehmer, sondern auch für jeden Trainer das passende Lehrgangsformat. Und gleichzeitig bieten wir unseren Trai nern die Möglichkeit, sich in Richtung Lernbegleiter für Blended Learning und die Online-Angebote weiterzuentwickeln und unterstützen sie mit einem entspre chenden Dozentenweiterbildungspro gramm. So haben sie beispielsweise die Möglichkeit, sich zum „Live Online Trai ner“ schulen zu lassen. Schmidt: Das Leben wird schwieriger für die Trainer, die sich nicht mit einer Rolle als Moderator oder Tutor in der Online welt anfreunden können. Online ist ein fach Teil unserer Produkte. Die Trainer sind dann schon unter Druck, sich wei terzuentwickeln. Moderator: Früher hatte jede Akademie Startrainer, die für „ihr“ Thema bekannt waren. Wo sind diese Trainerpersönlichkeiten geblieben? Schmidt: Es gibt längst keine Kopplung mehr von Seminarprodukt und Trainer. Verschiedene Trainer bilden heute ein Team und trainieren ein und dasselbe Seminar in unterschiedlichen Regionen. Pro Seminar haben wir zum Teil deutlich über 100 Termine im Jahr. Die kann man nicht über einen einzigen Trainer abde cken. Da braucht man eine Mannschaft. Dyas: Früher kam es vor, dass ein Trainer uns als Akademie ein Seminarthema vor schlug und auch schon ein fertiges Kon zept vorbereitet hatte. Heute gibt es das nur noch selten. Wir beobachten gezielt den Markt, erkennen Trendthemen und aktuelle Bedarfe und suchen uns dann die passende Begleitung. Wir investieren gezielt in eine didaktisch und inhaltlich gute Produktentwicklung, legen viel Wert auf Formatvielfalt von Präsenz über Blen ded Learning bis zum Fernlernen und fin den dann geeignete Trainer zum Produkt. Rihaczek: Wenn ein Unternehmen ein Inhouse-Seminar bucht, dann suchen wir für dieses Unternehmen auch den zu den Mitarbeitern und der Branche passenden Trainer aus. Das ist Teil unserer Wert schöpfung. Es gibt keine Trainerpäpste mehr. Unsere Kunden schauen stärker auf die Praxisrelevanz der Inhalte und der Seminarkonzepte. Was aber nicht heißt, dass die Trainer unwichtig wären. Martin Pichler, Maxim Nopper-Pflügler Zukunftstalk „Zukunft der Weiter- bildung“. Im Januar 2020 trafen sich in Frankfurt Vertreter von traditionellen Akademien zum Gedankenaustausch. „Es geht schon lange nicht mehr darum, dass kleine Lernziele erreicht werden. Es geht darum, dass Unternehmen ihre Herausforderungen meistern.“ Dr. Clemens Rihaczek
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