Wirtschaft und Weiterbildung 3/2020

training und coaching 32 wirtschaft + weiterbildung 03_2020 müssen die Führungskräfte befähigt werden. Sie sollten Hilfe zur Selbsthilfe geben können. Rihaczek: Die Unternehmen verlagern wichtige Aufgaben der Personalentwick­ lung von der Personalabteilung zu den Vorgesetzten. Man erwartet jetzt von den Führungskräften, dass sie das Lernen und den Lerntransfer ermöglichen. Lernen liegt in vielen Unternehmen nicht mehr in der Hand einer zentralen Instanz, son­ dern bei den Führungskräften vor Ort in den einzelnen Bereichen. Dyas: Führungsseminare zu konzipieren und anzubieten, macht mehr Freude als je zuvor. Es gibt so viele neue Heraus­ forderungen und das Einsatzfeld wird immer größer. Rihaczek: Auch die Tatsache, dass immer mehr Menschen ohne formale Autorität führen müssen, ist unter dem Strich doch eine gute Nachricht für uns, weil sich da­ durch unsere Zielgruppe gerade verviel­ facht. Schmidt: Wie gut Führungsseminare laufen, zeigt sich auch daran, dass die Produktlebenszyklen unserer Seminare immer kürzer werden. Früher gab es Führungsseminare, die liefen ohne große Veränderungen ein paar Jahre und sie erfüllten alle Ansprüche der Beteiligten. Heute entwickeln wir unsere bestehen­ den Produkte laufend weiter. Und auch das Themenportfolio differenziert sich immer weiter aus und muss permanent aktualisiert werden. Moderator: Sie bieten viele Seminare zum Thema Agilität an. Sind Akade- mien selbst auch agile Vorbilder? Rihaczek: Natürlich müssen wir als Aka­ demie die Prinzipien leben, die wir drau­ ßen predigen. Trainer können doch keine agilen Prinzipien vermitteln, wenn sie selbst in einer strengen Hierarchie gefan­ gen sind. Die Frage ist doch, wie erspü­ ren wir als Akademien über die Agilität hinaus genau das, was der Kunde sonst noch braucht, wenn er selbst noch nicht genau weiß, was ihm wirklich weiterhilft. Dieses Einschwingen auf den Kunden passiert in immer kürzeren Zyklen. Dyas: Agilität bedeutet nach unserer Ein­ schätzung nicht, dass Führungsseminare wegfallen, weil überhaupt nicht mehr ge­ führt würde. Wenn wir mit unseren Kun­ den an agilen Themen arbeiten, dann ge­ schieht dies getrennt vom Tagessgeschäft, welches natürlich auch laufen muss. Agi­ lität wird aber auch oftmals Thema, wo es zuerst nicht erwartet wird. Schmidt: Mich freut grundsätzlich, dass die Ansprüche an uns Weiterbildungs­ professionals steigen. Das heißt nämlich, dass die Personalentwicklung sehr viel ernster genommen wird als in der Ver­ gangenheit. Es wird von uns vor allem er­ wartet, dass wir wissen, wie Erwachsene lernen und wie eine betriebliche Weiter­ bildung einen spürbaren Nutzen bringen R Martin Pichler (Moderator). „Werden die Präsenztrainer langsam, aber sicher zum Auslaufmodell?“ „Ein Lerner will eine Gegenleistung für seine Mühe.“ Dr. Sabine Dyas

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