Wirtschaft und Weiterbildung 11/12 2020
54 wirtschaft + weiterbildung 11/12_2020 hot from outside Die britische Tageszeitung „Financial Times“ ver- öffentlicht auch Ratgeberb cher und hatte im Jahr 2011 großen Erfolg damit, eine Sammlung von Tipps f r angehende Businesscoachs zu veröffent- lichen. Dieses Buch ist jetzt aktuell berarbeitet in der zweiten Auflage erschienen. F r deutsche Coachs und solche, die es werden wollen, ist das Buch deshalb wertvoll, weil der Blick ber den Kanal beim Reflektieren der eigenen Arbeit und der Art, sich zu positionieren, hilft. Zunächst fällt auf, dass die Briten Coaching ganz schön pragmatisch angehen. Eine wichtige Rolle spielt zum Beispiel das GROW-Modell. Es bietet einen relativ einfachen, sehr strukturierten Rah- men f r die Interaktion mit dem Coachee. Das „G“ steht f r Goal setting, die Definition der kurz- und langfristigen Ziele. Das „R“ steht f r Realität, das Erfassen der derzeitigen Situation. Das „O“ steht f r Option. Man identifiziert und evaluiert verschiedene Strategien. Und das „W“ steht f r Willenskraft: Was will man bis wann erreichen? Auch noch bemerkenswert ist, dass das Thema „Persönlichkeitstest“ eine relativ große Rolle im Coaching spielt. DIe Autorin, eine Organisations- psychologin, behauptet, dass ihrer Meinung nach „Stille“ als das wichtigste Coaching-Tool zu betrach- ten sei. Auf Platz zwei folgt das GROW-Modell (umgesetzt mit nondirektiver Gesprächsf hrung) und auf Platz drei steht bereits der Einsatz des (in der Wissenschaft umstrittenen) Persönlichkeitsin- ventars „MBTI“. Kein Wunder, dass dieses und viele andere Inventare ausf hrlich und zum Teil auch kri- tisch vorgestellt werden und dass das Pro und Con- tra diskutiert wird, ob ein Coach wirklich f r jeden Persönlichkeitstyp eine andere Coaching-Strategie braucht. Auf der anderen Seite stellt der Rageber klar: Ein erfolgreicher Business- coach zu sein bedeutet, außergewöhnliche Fähigkeiten im Zuhören zu haben und groß- artige Fragen zu stellen. Erst dann kommen zum richtigen Zeitpunkt die Coaching-Techniken zum Einsatz. Dieser Leitfaden umfasst aber auch das Geschäft des selbstständigen Businesscoachs. Die Leser werden angeleitet, ber folgende Fragen nachzu- denken: Haben Sie das Zeug zum Coach? Entwi- ckeln Sie die richtigen Ansätze zur Vertiefung Ihrer Coaching-Fähigkeiten? Dazu gibt es n tzliche Tipps, auf welche Themen (Diversity, Gruppen-Coaching, Karriere-Coaching, Motivations-Coaching) man sich spezialisieren könnte. Interessant ist auch, wie wichtig das Thema „Marketing“ f r die Briten ist. Sie gehen davon aus, dass jeder Coch pro Jahr bis zu 30 Prozent seiner Stammkunden verliert. Die Empfehlung lautet, dass ein Coach fast jeden Tag in den Sozialen Medien oder durch Telefonate seinen Markt bearbeiten sollte. Die amerikanische Coa- ching-Vordenkerin Carol Kauffman (Harvard Univer- sity) nennt das Buch einen wichtigen Leitfaden, um ein erfolgreiches Coaching-Business aufzubauen. Und es wird seine deutschen Leser sehr inspirieren. Ratgeber Munterer Blick über den Kanal Anne Scoular: „Financial Times Guide to Business Coaching, Pearson, Harlow (United Kingdom) 2020, 2. Auflage, 256 Seiten, 28,90 Euro Gudrun Porath Die Autorin betrachtet ‚Silence‘ als das wichtigste Coaching-Tool. „ „ Die freie Journalistin Gudrun Porath hat sich auf die zentralen Themen der Personalentwicklung und der Organisationsentwicklung spezialisiert. Sie ist E-Learning- Kolumnistin für www.haufe.de/personal un d Mitglied des Programmbeirats „Corporate Digital Learning Experience“ der Messe „Zukunft Personal Europe“ in Köln. Außerdem schreibt sie regelmäßig für das „Personalmagazin“ und „Wirtschaft + Weiterbildung“.
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