Wirtschaft und Weiterbildung 11/12 2020
messen und kongresse 48 wirtschaft + weiterbildung 11/12_2020 bedeutsam wird, scheint durchaus flä- chendeckend etabliert zu sein. Professorin Anja Schmitz ging der Frage nach, wie sich das Lernen vor dem Hin- tergrund der Corona-Krise verändern wird. Die Corona-Krise hat ihrer Mei- nung nach zu einer Beschleunigung der Entwicklung einiger bereits bestehender Megatrends geführt und massive Verän- derungen in allen Lebensbereichen her- vorgerufen. Der vorher kaum denkbare Digitalisierungsschub habe das Lernen umgekrempelt. Ein „Zurückdrehen der Uhr“ sei nicht möglich. Die Verände- rungsdynamik werde vielmehr noch wei- ter ansteigen, genauso wie die Virtualisie- rung der Arbeit und des Lernens. Die Relevanz des Lernens werde durch die beschleunigten Transformationspro- zesse und den steigenden Bedarf an Up- und Reskilling weiter zunehmen – sowohl aus Sicht des Lernenden als auch aus Sicht der Organisation. Das Lernen der Individuen, der Teams und der Organi- sation als Ganzes werde somit zum stra- tegischen Wettbewerbsvorteil und könne einen messbaren Beitrag zum Geschäfts- erfolg liefern. Learning und Development werde dadurch einen erheblichen Bedeu- tungszuwachs erfahren. Digitales Lernen bezeichnete die Pro- fessorin als „New Normal“. Physische Präsenz werde nur noch dort zum Ein- satz kommen, wo sie einen begründeten Mehrwert liefere. Lernen im Arbeitspro- zess werde zunehmend durch digitale Assistenten und VR/AR-Technologien (Virtual Reality/Augmented Reality) unterstützt. Es werde zu einem Anstieg an statisch und dynamisch generierten Daten kommen, die aus unterschiedli- chen Quellen zusammengeführt wer- den könnten. Die Echtzeitanalyse dieser Daten werde eine „evidenzbasierte“ Opti- mierung von Lehr- und Lernprozessen ge- nauso ermöglichen, wie die zielgerichtete Anpassung der Lernumgebungen auf die spezifischen Bedürfnisse der immer hete- rogeneren Lernenden. KI-Anwendungen könnten auf dieser breiteren Datenbasis den Lernprozess zunehmend effizient und effektiv steuern. Allerdings berge der Digitalisierungs- schub zum Beispiel die Gefahr der „Über- generalisierung“: Alles sei plötzlich nur noch digital. Eine wichtige Aufgabe werde zukünftig also darin bestehen, beim jeweiligen Lernziel und den Bedürf- nissen aller Stakeholder zu beginnen und darauf basierend jeweils die Lernformen auszuwählen, die didaktisch am sinn- vollsten seien. Eine weitere Aufgabe werde in der Un- terstützung der Lernenden selbst liegen. Die digitalen Assistenzsysteme beinhal- teten die Gefahr, die Selbststeuerungs- kompetenz des Lerners zu reduzieren. Aufgabe der Personaler werde es sein, die Lernkompetenz und Selbstbestimmung der unterschiedlichen Lernenden zu för- dern und sie zu befähigen, die Systeme im Sinne der Augmentation zur Verbes- serung ihrer Lernentscheidungen zu nut- zen. Die Corona-Pandemie zwang die „Zu- kunft Personal“ zu einem neuen virtu- ellen Format. Erstmalig hieß es daher für HR- sowie PE/OE-Verantwortliche in diesem Jahr, statt wie gewohnt „auf nach Köln!“, „ab vor den Bildschirm“! Das For- mat wurde überraschend gut angenom- men. „Mit der Zukunft Personal Europe Virtual ist es uns gelungen, eine qualitativ hoch- wertige digitale Plattform des Wissens transfers und des Austauschs zu schaf- fen“, freut sich Christiane Nägler, Group Director der „Zukunft Personal“. Nach den ersten beiden Tagen schloss sich der Schwerpunkttag „Learning und Training“ an. Der Veranstalter berichtet von einem „hohen Level an Interaktionen“. „Wir sind sehr glücklich über die rege Betei- ligung unserer Community. Am dritten Messetag konnten wir über die verschie- denen Formate hinweg einen tollen Aus- tausch feststellen“, so Christiane Nägler. E-Learning wird unbestreitbar zur Normalität Der „Learning und Training“ Day zeigte: Weiterbildungsstrategien, die Ausarbei- tung von Learning Journeys oder die Bedeutung von Diversität und Inklusion sind brandaktuelle Themen, die die Ar- beitswelt bewegen. Die These, dass Cor- porate Learning zunehmend strategisch Erste virtuelle Ausgabe der „Zukunft Personal Europe“ NACHBERICHT. Die 21. Ausgabe der „Zukunft Personal Europe“ fand erstmals ausschließlich als virtuelle Messe statt. Es gab 146 Aussteller, 190 Vorträge sowie 7.140 angemeldete Fachbesucher, die die Messestände und die Vorträge im Internet besuchten. Die „Zukunft Personal Europe“ soll im nächsten Jahr wieder als Präsenzmesse und zwar vom 14. bis 16. September 2021 in Köln stattfinden. „Digitales Lernen wird normal und Präsenztraining wird zur begründeten Ausnahme.“ Anja Schmitz
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