Wirtschaft und Weiterbildung 11/12 2020

wirtschaft + weiterbildung 11/12_2020 17 dieses Zeitfenster auch nutzen, um Antworten auf die drän- genden Fragen zu finden – natürlich gemeinsam im Schulter- schluss mit den operativ Verantwortlichen und mit den ande- ren Vorstandsmitgliedern. Und persönlich? Seiler: Ich leite jetzt seit 31 Wochen den Krisenstab – natür- lich ist meine Visibilität innerhalb des Konzerns in dieser Zeit gestiegen. Beim Krisenmanagement geht es ja nicht nur um HR-Themen, sondern auch um Kommunikation, Gesundheits- management, Einkauf, IT. Wenn einem da die Steuerung gut gelingt, hat man als Person natürlich nochmal ein anderes Standing. Und die Chance, die sich daraus ergibt – und das weiß ich auch von meinen Kolleginnen und Kollegen in ver- gleichbarer Situation – sollten wir auch gemeinsam nutzen. Alle reden im Moment von einem schwierigen Herbst, der uns bevorsteht. Die Bundeskanzlerin hat die Menschen nochmals eindringlich gewarnt, die Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten. Wie bereiten Sie sich als Bahn und als Leiter des Krisenstabs auf den Herbst vor? Seiler: Es ist in der Tat wieder eine kritische Situation, einige Regionen überschreiten bereits die Grenzwerte. Wir als Deut- sche Bahn und insbesondere der Krisenstab beobachten sehr genau die Situation. Das Ziel bleibt immer: Den Gesundheits- schutz der Beschäftigten und der Kunden sicherzustellen und gleichzeitig die Mobilität aufrechtzuerhalten. Dafür tun wir viel. Beispielsweise haben wir ein eigenes Labor, in dem wir selbst Covid-19-Tests durchführen können. Wir stellen Desin- fektionsmittel selbst her. Wir haben die Reinigungsfrequenz erhöht. An den Bahnhöfen lenken wir die Verkehrsströme an- ders. Wir tun alles, um die Hygiene, die Abstandsregeln und die Vorsorgemaßnahmen wirklich zu nutzen. Aber wir müssen und wir werden uns auch immer den je- weiligen Gegebenheiten und Rahmenbedingungen anpassen. Dabei kommt es darauf an, dass wir das möglichst schnell tun. Aber wir sind gut aufgestellt, wir haben das ja auch im Früh- jahr hingekriegt. Personalmagazin: Wie schaffen Sie es eigentlich, dass die Leute zur Arbeit gehen und sich nicht krankmelden? Müssen Sie da besondere Anreize geben oder ist das kulturbedingt? Seiler: Wir haben dieses Jahr trotz Pandemie einen geringeren Krankenstand gehabt wie in den vergangenen fünf Jahren. Ich denke, das ist schon ein Stück weit kulturbedingt. Die Leute sagen: Ich kremple die Ärmel hoch, ich will meinen Beitrag leisten. Umgekehrt haben wir auch wenig Kurzarbeit gemacht, was uns viele Mitarbeiter positiv zurückgespiegelt haben. Bei- spielsweise die Bordgastronomie in den Zügen: Da haben wir die Beschäftigten eben nicht in Kurzarbeit geschickt, sondern sie anderweitig beschäftigt oder alten Urlaub abgebaut. Interview: Reiner Straub / Stefanie Hornung Award. Der „CHRO“ wird jährlich von den Lesern des „Personalmagazins“ gewählt.

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==