Wirtschaft und Weiterbildung 11-12/2019
wirtschaft + weiterbildung 11/12_2019 61 Anhand eines geschichtlichen Exkurses, eines Überblicks über sich wandelnde Wert- vorstellungen und mithilfe verschiedener Unternehmens- geschichten erläutern die Au- toren, welche Experimente es bei der Gehaltsfindung bereits gibt – vom Einheitsgehalt über transparente Gehaltsver- handlungen, Gehaltsformeln und Wunschgehalt bis hin zu nichtmonetären Aspekten wie Gestaltungsfreiraum und Entwicklungsmöglichkeiten. Das Buch liefert explizit keine Blaupausen, sondern zeigt Vor- und Nachteile der skizzierten Lösungen auf. Den Autoren geht es darum, Vergütung als regelmäßigen Aushandlungsprozess zu be- greifen, der Wünsche und Er- wartungen der Mitarbeiter an ihren Arbeitgeber mit einbe- zieht. Dabei gelingt nicht nur ein bislang einzigartiger Über- blick über den Status quo bei dem Thema. Es bringt auch Schwung in die New-Work- Debatte, die oft nur Makulatur statt wirkliche Kulturverände- rung ist. New Work braucht New Pay – und die Zukunft der Arbeit dieses Buch. Bei der Vergütung hört der New-Work-Spaß auf Sven Franke, Stefanie Hornung, Nadine Nobile: Das New Pay – Alternative Arbeits- und Entlohnungsmo- delle, Haufe, Freiburg 2019, 285 Seiten, 39,95 Euro Sascha Lobo, freiberuflicher Strategieberater und Spiegel- online-Kolumnist, stellt in seinem neuesten Buch kluge Fragen: Wer hätte damit ge- rechnet, dass Trump die Wahl gewinnt und die Briten für den Brexit stimmen? Dass Hunderttausende nach Eur- opa flüchten? Dass so viele Demokratien nach rechts kippen? Dass der Klimawan- del so schnell spürbar wird? Lobo versucht, diese dras- tischen Veränderungen zu erklären und sagt letztlich, dass es ganz normal sei, die Welt nicht zu verstehen!? Das ist beunruhigend, aber im- merhin liefert Lobo wichtige Denkanstöße zu den Themen Klima, Migration, Integration, Rechtsruck, China, künstliche Intelligenz, Gesundheit, sozi- ale Medien, Wirtschaft und „die Weisheit der Jugend“. Für Trainer und Berater ist das Kapiel „Wirtschaft“ am interessantesten. Hier erklärt er fundiert die Plattformwirt- schaft und den Wandel des Konsumenten vom „Homo oeconomicus“ („Was nutzt mir am meisten?“) zum Homo emotionalis („Was fühlt sich am besten an?“). Wie die Welt jetzt langsam aus den Fugen gerät Sascha Lobo: Realitätsschock: Zehn Lehren aus der Gegenwart, Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2019, 400 Seiten, 22 Euro Change Manager fragen sich oft: Sollte man eine Transfor- mation einheitlich über die gesamte Organisation ange- hen oder doch „nur“ maß- geschneidert für die einzelnen Unternehmensbereiche? Oder sie fragen sich: Setzen wir auf die breite Mitwirkung aller Beteiligten („Betroffene zu Beteiligten machen“) oder auf klare Ansagen aus dem Ma- nagement? Martin Claßen arbeitet seit 30 Jahren als Berater und Spezi- alist für Change-Projekte. Er hat rund um den „Change“ 15 Spannungsfelder identifi- ziert, die er in seinem neues- ten Buch ausführlich vorstellt. Zuerst werden die beiden Pole (zum Beispiel „schnel- ler Change“/„behutsamer Change“) vorgestellt. Dann gibt es gezielte Denkanstöße, mit denen der Leser je nach Situation „vor Ort“ sich zu einem individuellen Lösungs- weg durchringen kann. Cla- ßen betont, dass die Span- nungsfelder sich nicht durch die Bildung von „Synthesen“ lösen lassen. Man muss sich je nach Kontext mehr für die eine oder die andere Vor- gehensweise entscheiden. Nichts hilft dabei besser als dieser praxisnahe Ratgeber. Kontext geht über Dogma: Es kommt darauf an! Martin Claßen: Spannungsfelder im Change Management: Veränderungen situativ gestalten, Handels- blatt Fachmedien, Düsseldorf 2019, 216 Seiten, 39 Euro
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