Wirtschaft und Weiterbildung 11-12/2019

wirtschaft + weiterbildung 11/12_2019 51 R Barack Obama als Gast der bislang größte Coup. Obama forderte mehr Frauen in Führungspositionen. Daran sollten Start- ups rechtzeitig denken. So erinnerte er sich, dass bei den Meetings im Weißen Haus lange Zeit immer nur die Männer gesprochen hätten, selbst wenn sie besser geschwiegen hätten. Er habe sich daher mit den Frauen getroffen und überlegt, wie man eine bessere Atmosphäre schaf- fen könne, damit alle von deren Exper- tise profitieren. „Den Männern habe ich gesagt, sie sollten ruhig sein“, so der 58-Jährige. Auch im Silicon Valley – wie vermutlich in fast allen Tech-Firmen – gebe es hier noch ein deutliches Problem. „Die schlie- ßen Frauen nicht mit Absicht aus, aber ihnen ist einfach nicht bewusst, dass ihre männliche Kultur Frauen oft abschreckt.“ Das dauere eben eine Weile, bis Mann das auch kapiere. Er sei schließlich von seiner Frau Michelle in 26 Jahren Ehe darin geschult worden. Unternehmen, die eine frauenfeindliche Kultur pflegten, schadeten nicht nur ihrer Marke, sondern auch ihrem Geschäft. Auch zum Klimawandel äußerte sich der Ex-Präsident. „Wir brauchen jetzt alle Mann an Deck“, sagte Obama, unter des- sen Führung die USA dem Klimaschutz- abkommen beigetreten sind. Gerade Start-ups könnten dabei helfen, mit neuer Technologie den Energieverbrauch zu re- duzieren. „Umarme das Chaos“ Ausführlich durfte der Autor Reid Hoff- man sein neues Buch „Blitzscaling“ prä- sentieren. Der Titel kann mit „Wachstum um jeden Preis“ übersetzt werden. „Igno- riere deine Kunden, umarme das Chaos und wachse schnell zu einem tollen Tech- Unternehmen“, so beschrieb der Mitgrün- der von Linkedin seinen Ansatz. Statt Effizienz zählt nur die Geschwindigkeit, mit der ein Unternehmen wächst. Blitz Scaling sei teuer, man mache viele Feh- ler, aber so sei man eben schneller als die Wettbewerber – nicht gerade ein Beispiel für Nachhaltigkeit. Hoffman beschrieb die Stufen von Start-ups anhand der Mit- arbeiterzahl von der Familie über den Stamm und das Dorf bis zur Nation. Spä- testens bei tausend Mitarbeitern müsse man Strukturen aufbauen und eine Ma- nagementhierarchie einführen. Und ab 10.000 Mitarbeitern gehe es vor allem um die Kontrolle des Chaos. Anschließend durften drei Gründerinnen präsentieren, die sich erfolgreich ums Gemeinwohl kümmern. Darunter Zarah Bruhn, Grün- derin des Münchner Start-ups Social Bee, einer Zeitarbeitsfirma für Geflüchtete und Migranten, die ihre Einnahmen in die Betreuung und Weiterbildung ihrer Mit- arbeiter investiert und eine Übernahme in den Arbeitsmarkt nach spätestens ein- einhalb Jahren anstrebt. „Ich habe ein Unternehmen gegründet, das nie Profit machen wird, aber das Leben vieler Men- schen verändert“, erklärte Bruhn stolz und bekam viel Applaus. Chris Barton, Gründer von Shazam, be- richtete von seinem sechsjährigen Kampf, sein Start-up zum Erfolg zu führen. Seine Idee: Er wollte eine Möglichkeit schaffen, wie man Musiktitel, die man zum Beispiel in einer Bar hört, schnell identifizieren kann. Barton erzählte von seiner Odyssee

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